Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Es war blindes Vertrauen – sein Herz über einen Abgrund zu werfen und darauf zu bauen, dass jemand anders es auffangen würde. Seines befand sich immer noch im Flug über das Nichts, und die Landung war unsicher. Doch es flog noch.

Die Geräusche auf der anderen Seite des Schotts waren verstummt, doch jetzt begannen sie wieder, auf jene heimliche, rhythmische Art, die ihm durch und durch vertraut war. Sie waren wieder dabei, wer auch immer sie waren.

Sie machten es fast die ganze Nacht, wenn die anderen eingeschlafen waren. Zuerst hatten ihm die Geräusche nur seine Isolation zu Bewusstsein gebracht, allein mit Briannas brennendem Geist. Es schien keine Möglichkeit wirklicher, menschlicher Wärme zu geben, keine Vereinigung der Herzen oder Gedanken, nur die animalischen Tröstungen eines Körpers, an den man sich in der Dunkelheit klammern konnte. Gab es für einen Menschen wirklich mehr als das?

Doch dann begann er, etwas anderes in den Geräuschen zu hören, halb aufgeschnappte Worte der Zärtlichkeit, leise, flüchtige Geräusche der Bestätigung, die ihn irgendwie nicht zum Voyeur machten, sondern ihn an ihrer Vereinigung teilhaben ließen.

Er konnte es natürlich nicht genau sagen. Es hätte jedes der Paare sein können oder eine zufällige Paarung der Lust – und doch ordnete er ihnen Gesichter zu, diesem unbekannten Paar; vor seinem inneren Auge sah er den hochgewachsenen, blonden jungen Mann, das braunhaarige Mädchen mit dem offenen Gesicht, sah sie sich anblicken, wie sie es auf dem Kai getan hatten, und hätte seine Seele verkauft, um einmal solche Gewissheit zu spüren.




Kapitel 38

Und schütz uns in der Not auf See

Ein plötzliches, schweres Unwetter hielt die Passagiere drei Tage lang unter Deck fest und zwang die Seemänner, mit wenigen, kurzen Unterbrechungen zum Essen oder Ausruhen auf ihren Posten zu bleiben. Als die Gloriana am Ende sicher durch die Wogen und den ersterbenden Sturm glitt und dahinrasende Federwolken den Morgenhimmel erfüllten, stolperte Roger zu seiner Hängematte hinunter, zu erschöpft, um sich auch nur aus seinen feuchten Kleidern zu schälen.

Zerknittert, feucht, salzüberkrustet und reif für ein heißes Bad und eine Woche Schlaf, folgte er nach vierstündiger Rast dem Pfeifen des Bootsmanns und tat schwankend seinen Dienst.

Bei Sonnenuntergang war er so müde, dass seine Muskeln zitterten, als er mithalf, ein neues Wasserfass aus dem Frachtraum herauszuhieven. Er schlug den Deckel mit einem Beil ein und dachte dabei, dass er vielleicht gerade noch in der Lage sein würde, die Anstrengung der Wasserausteilung zu bewältigen, ohne kopfüber in das Fass zu fallen. Vielleicht aber auch nicht. Er spritzte sich eine kühle Handvoll frisches Wasser ins Gesicht, weil er hoffte, so das Brennen in seinen Augen zu lindern, und schluckte eine ganze Kelle voll hinunter, wobei er ausnahmsweise jenen konstanten Widerspruch missachtete, der der See zu eigen war – stets zu viel und zu wenig Wasser zugleich.

Die Leute, die ihm ihre Krüge und Eimer zum Füllen brachten, sahen so aus, als ginge es ihnen noch schlechter als ihm; grün wie Pilze, voller blauer Flecken, weil es sie wie Billardkugeln im Zwischendeck hin- und hergeworfen hatte, und mit dem Geruch erneuter Seekrankheit und überlaufender Nachttöpfe behaftet.

In deutlichem Kontrast zu der allgemeinen Stimmung bleichgesichtiger Übelkeit sprang eine seiner alten Bekannten im Kreis um ihn herum und sang mit einer monotonen Stimme, die ihm auf die Nerven ging:

»Sieben Heringe machen einen Lachs satt.

Sieben Lachse machen einen Seehund satt.

Sieben Seehunde machen einen Wal satt.

Und sieben Wale einen Cirein Croin!«

Überschäumend vor Erleichterung, dem Zwischendeck endlich entkommen zu sein, hüpfte das kleine Mädchen wie eine übergeschnappte Kohlmeise herum, und Roger musste trotz seiner Müdigkeit lächeln. Sie sprang zur Reling, stellte sich auf die Zehenspitzen und sah vorsichtig über den Rand.

»Meint Ihr, es war ein Cirein Croin, der den Sturm gemacht hat, Mr. MacKenzie? Opa meint, ganz bestimmt. Sie schlagen mit ihren Riesenschwänzen um sich, wusstet Ihr das?«, informierte sie ihn. »Davon werden die Wellen so hoch.«

»Das glaube ich aber nicht. Wo sind denn deine Brüder, a leannan?«

»Haben Fieber«, sagte das Mädchen ungerührt. Das war nichts Ungewöhnliches; die Hälfte der Emigranten in der Warteschlange hustete und nieste, denn es hatte ihrem empfindlichen Gesundheitszustand nicht gerade gutgetan, drei Tage in feuchten Kleidern in der Dunkelheit zu verbringen.

»Habt Ihr denn schon einmal einen Cirein Croin gesehen?«, fragte sie, während sie sich weit über die Reling beugte und mit der Hand ihre Augen überschattete. »Sind sie wirklich so groß, dass sie das Schiff verschlucken können?«

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