Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Sie breitete ihre Hände über die Bilder, als wollte sie verhindern, dass jemand sie sah. Ein eisiger Schreck durchfuhr sie. Hochzeitsfotos. Schnappschüsse von ihrer Hochzeit. Natürlich, sie waren in Schottland getraut worden. Reverend Wakefield hatte die Messe zwar nicht selbst halten können, da er kein katholischer Priester war, doch als einer der ältesten Freunde ihres Vaters hatte er den Empfang sicher in seinem Pfarrhaus ausgerichtet.

Ja. Sie schaute durch ihre Finger und erkannte im Hintergrund vertraute Details des alten Hauses. Dann schob sie widerstrebend ihre Hand beiseite und betrachtete noch einmal das junge Gesicht ihrer Mutter.

Achtzehn. Claire hatte Frank Randall mit achtzehn geheiratet. Wie konnte jemand, der so jung war, sich seiner Sache so sicher sein?

»By yon bonnie banks, and by yon bonnie braes,

Where the sun shines bright in Loch Lomond,

Where me and my true love were ever wont to gae …«

Doch Claire war sich sicher gewesen – oder zumindest hatte sie das gedacht. Ihre breite, klare Stirn und ihr feiner Mund ließen keinen Raum für Zweifel; ihre großen, leuchtenden Augen waren auf ihren frischgebackenen Ehemann gerichtet, ohne eine Spur von Zurückhaltung oder bösen Vorahnungen zu verraten. Und dennoch –

»But me and my true love will never meet again

on the bonnie, bonnie banks of Loch Lomond.«

»Doch ich werd meine Liebste niemals wiedersehen

an den herrlichen Ufern von Loch Lomond.«

Ohne zu merken, dass sie den Leuten auf die Zehen trat, stolperte Brianna aus der Sitzreihe und flüchtete, bevor irgendjemand ihre Tränen sah.

»Ich kann beim Ruf der Clans noch etwas bei dir bleiben«, sagte Roger, »doch gegen Ende habe ich da zu tun, und dann muss ich dich allein lassen. Geht das?«

»Ja, natürlich«, sagte sie bestimmt. »Mir geht’s gut. Mach dir keine Sorgen.«

Er sah sie etwas besorgt an, sagte aber nichts. Keiner von ihnen hatte bis jetzt ihre Flucht von vorhin erwähnt. Bis er sich einen Weg durch die Fans gebahnt hatte, hatte sie genug Zeit gehabt, eine Damentoilette zu suchen und mit Hilfe von viel kaltem Wasser die Beherrschung wiederzuerlangen.

Den Rest des Nachmittags waren sie über das Festivalgelände spaziert, hatten ein bisschen eingekauft, hatten sich im Freien den Dudelsackwettbewerb angehört und waren halb taub wieder nach innen gegangen, um einem jungen Mann zuzusehen, der zwischen zwei über Kreuz im Boden steckenden Schwertern tanzte. Die Fotos waren außer Sichtweite in ihrer Handtasche verwahrt.

Jetzt war es fast dunkel; die Leute verließen die Imbissbuden und strömten zu der Tribüne, die draußen am Fuß des Berges aufgebaut war.

Sie hatte erwartet, dass die Familien mit Kleinkindern nach Hause fahren würden, und manche taten das auch, doch überall zwischen den Erwachsenen auf der Tribüne sah man kleine Körper mit müde herabhängenden Köpfen. Ein winziges Mädchen war auf der Schulter seines Vaters fest eingeschlafen und hing schlaff in seinen Armen, während er sich seinen Weg zu den oberen Rängen bahnte. Vor den unüberdachten Sitzreihen befand sich eine ebene Lichtung, auf der man einen riesigen Holzhaufen aufgetürmt hatte.

»Was ist der Ruf der Clans?«, hörte sie in der Reihe vor ihnen eine Frau ihre Begleiterin fragen. Sie zuckte nur mit den Schultern, und Brianna sah Roger fragend an, doch der lächelte nur.

»Du wirst schon sehen«, sagte er.

Es war völlig dunkel, und der Mond war noch nicht aufgegangen. Der Berg ragte dunkel vor dem sternenübersäten Himmel auf. Irgendwo in der Menge erscholl ein Ausruf, andere folgten, und dann ertönte von fern ein einzelner Dudelsack und brachte alles andere zum Schweigen.

Ein kleiner Lichtfleck erschien in der Nähe der Bergspitze. Sie sahen zu, wie er sich herunterbewegte, und dann erschien ein zweiter dahinter. Die Musik wurde lauter, und ein weiteres Licht kam über den Bergrücken. Fast zehn Minuten lang nahm die Spannung ständig zu, während die Musik immer lauter und die Lichterreihe immer länger wurde, eine Flammenkette am Berghang.

Fast am Fuß des Hanges kam ein Pfad aus dem Wald; sie hatte ihn auf ihrem Erkundungsgang gesehen. Jetzt trat ein Mann zwischen den Bäumen hervor, der eine lodernde Fackel in die Höhe hielt. Hinter ihm kam der Dudelsackspieler, dessen Musik jetzt so laut war, dass sie sogar die »Oohs« und »Aahs« der Menge übertönte.

Als die beiden den Pfad bis zu dem freien Platz herunterschritten, sah Brianna, dass noch mehr Männer hinter ihnen waren; eine lange Reihe von Männern, jeder mit einer Fackel, alle im Sonntagsstaat der Highland-Clanoberhäupter. Sie sahen barbarisch und umwerfend aus mit ihren Moorhuhnfedern und den Schwertern und Dolchen, die sich im Fackelschein rot glänzend von den Tartanfalten abhoben.

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