Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Du willst, dass sie hierbleibt«, sagte ich in blanker Gegenwehr. »Es kümmert dich nicht, dass ihr Platz anderswo ist, dass sie zurückgehen will. Wenn sie hierbleibt – und noch besser, wenn sie dir ein Enkelchen beschert –, dann ist es dir verdammt noch mal egal, was dabei aus ihr wird, oder?«

Jetzt war es an ihm, zusammenzuzucken, doch er wandte sich mir ganz zu.

»Aye, natürlich kümmert es mich! Das heißt aber nicht, dass ich es richtig finde, wenn du sie zwingst …«

»Was soll das heißen, wenn ich sie zwinge?« Das Blut brannte heiß in meinen Wangen. »Um Himmels willen, meinst du, ich tue das gern? Nein! Aber bei Gott, wenn sie es will, dann soll sie die Wahl haben.«

Ich musste meine Hände aneinanderpressen, damit sie nicht zitterten. Die Schürze war zu Boden gefallen, blutbefleckt, eine viel zu lebhafte Erinnerung an Operationssäle und Schlachtfelder – und an die furchtbare Begrenztheit meiner eigenen Fähigkeiten.

Ich konnte seinen Blick auf mir spüren, finster und brennend. Ich wusste, dass er genauso von seinen Gefühlen hin- und hergerissen war wie ich. Brianna bedeutete ihm wirklich alles – doch jetzt, wo ich die Wahrheit ausgesprochen hatte, erkannten wir sie beide; seiner leiblichen Kinder beraubt und nach einem so langen Leben im Exil gab es nichts, was er sich mehr wünschte als ein Kind von seinem Fleisch und Blut.

Doch er konnte mich nicht aufhalten, und das wusste er. Er war nicht daran gewöhnt, sich hilflos zu fühlen, und es ging ihm gegen den Strich. Er wandte sich abrupt ab und ging zur Anrichte, wo er stehen blieb, die Fäuste auf der Platte.

Ich hatte mich noch nie so verzweifelt gefühlt, sein Verständnis noch nie so sehr gebraucht. Begriff er denn nicht, was für eine furchtbare Vorstellung es für mich war, genau wie für ihn? Schlimmer noch, weil es meine Hand war, die das Unheil anrichten musste?

Ich trat hinter ihn und legte ihm eine Hand auf den Rücken. Er stand unbeweglich da, und ich streichelte ihn sacht und tröstete mich ein wenig an der schlichten Tatsache seiner Gegenwart, seiner greifbaren Stärke.

»Jamie.« Mein Daumen hinterließ eine kleine Blutspur auf seinem Leinenhemd. »Es wird alles gut. Da bin ich mir ganz sicher.« Ich sagte das mindestens so sehr, um mich selbst zu überzeugen wie ihn. Er bewegte sich nicht, und ich wagte mich so weit vor, ihm den Arm um die Hüfte zu legen und meine Wange in die Kerbe seines Rückens. Ich wünschte mir, dass er sich umdrehte und mich in die Arme nahm, mir versicherte, dass irgendwie wirklich alles gut werden würde – oder dass er mir zumindest keine Vorwürfe über das machen würde, was passieren würde.

Er machte eine abrupte Bewegung und schüttelte meine Hand ab.

»Du hast ’ne ziemlich hohe Meinung von deiner Macht, was?« Er sprach kalt und drehte sich um, um mir ins Gesicht zu sehen.

»Was meinst du damit?«

Er ergriff mein Handgelenk mit einer Hand und presste es über meinem Kopf gegen die Wand. Ich spürte, wie das Blut aus meiner Daumenwunde lief und an meinem Handgelenk herunterrann. Seine Finger schlossen sich um meine Hand und drückten fest zu.

»Du glaubst, du allein kannst das entscheiden? Dass Leben und Tod in deiner Hand liegen?« Ich konnte hören, wie die kleinen Knochen in meiner Hand knackten, und ich machte mich steif und versuchte, mich loszureißen.

»Es liegt nicht in meiner Hand. Aber wenn sie es sagt – ja, dann liegt es in meiner Macht. Und ich werde sie benutzen. Genauso wie du es tun würdest – wie du es immer getan hast, wenn du es musstest.« Ich schloss meine Augen und schluckte die Angst hinunter. Er würde mir doch wohl nichts tun? Mir kam der Gedanke, dass er mich doch aufhalten konnte. Wenn er mir die Hand brach …

Ganz langsam senkte er den Kopf und lehnte seine Stirn gegen meine.

»Sieh mich an, Claire«, sagte er ganz leise.

Langsam öffnete ich die Augen und blickte ihn an. Seine Augen waren nur Zentimeter von den meinen entfernt; ich sah die kleinen, goldenen Flecken fast in der Mitte seiner Iris, den schwarzen Ring, der sie umgab. Meine Finger lagen schlüpfrig vom Blut in den seinen.

Er ließ meine Hand los und berührte sacht meine Brust, die er einen Augenblick lang umfasste.

»Bitte«, flüsterte er, und dann war er fort.

Ich lehnte leblos an der Wand und glitt dann langsam zu Boden, und meine Röcke umgaben mich wie eine Blüte. Der Schnitt an meinem Daumen pochte im Rhythmus meines Herzschlags.

Der Streit mit Jamie hatte mich so erschüttert, dass ich mich zu nichts aufraffen konnte. Schließlich legte ich meinen Umhang um und stieg den Berg hinauf. Ich vermied den Weg, der zu Fergus’ Blockhaus und dann hinunter zur Straße führte. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, irgendjemandem zu begegnen.

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