Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Ich glaube nicht, dass es dasselbe ist«, sagte er schließlich. »Einem todgeweihten Mann zu dem Tod zu verhelfen, den er sich wünscht … das halte ich für Erbarmen, nicht für Mord. Und vielleicht auch für Pflichterfüllung.«

»Pflichterfüllung?« Jetzt sah ich ihn erschrocken an. Der schockierte Blick war aus seinen Augen gewichen, auch wenn er immer noch ernst war.

»Erinnerst du dich nicht an den Hügel von Falkirk und die Nacht, als Rupert dort in der Kapelle gestorben ist?«

Ich nickte. So etwas vergaß man nicht so leicht – das kalte Dunkel der winzigen Kirche, die gespenstischen Geräusche der Dudelsäcke und der Schlacht weit draußen. Im Inneren die schwarze Luft, schwer vom Schweiß angsterfüllter Männer, und Rupert, der langsam zu meinen Füßen auf dem Boden starb, weil er an seinem eigenen Blut erstickte. Er hatte Dougal MacKenzie als seinen Freund und sein Clansoberhaupt gebeten, nachzuhelfen … und Dougal hatte es getan.

»Es muss doch auch die Pflicht eines Arztes sein, denke ich«, sagte Jamie sanft. »Wenn du durch einen Eid verpflichtet bist zu heilen – es aber nicht kannst – und den Menschen Schmerzen zu ersparen – und es kannst?«

»Ja.« Ich holte tief Luft und krümmte meine Finger um das Skalpell. »Ich bin verpflichtet – und nicht nur durch meinen Eid als Ärztin. Jamie, sie ist meine Tochter. Ich würde alles auf der Welt lieber tun als dies – alles.« Ich sah zu ihm auf und blinzelte, denn ich kämpfte mit den Tränen.

»Glaubst du, ich habe es mir nicht überlegt? Dass ich die Risiken nicht kenne? Jamie, ich könnte sie umbringen!« Ich zog mir den Stoff von meinem verletzten Daumen; der Schnitt blutete immer noch.

»Sieh mal – es dürfte nicht so bluten, es ist ein tiefer Schnitt, aber kein schlimmer. Doch es blutet! Ich habe eine Vene getroffen. Mir könnte dasselbe mit Brianna passieren, ohne dass ich es merke – und wenn … Jamie, ich könnte es nicht stillen! Sie würde mir unter den Händen verbluten, und ich könnte nichts dagegen tun, nicht das Geringste!«

Er sah mich an, die Augen dunkel vor Schrecken.

»Wie kannst du dann so etwas überhaupt erwägen, wenn du das weißt?« Seine Stimme klang leise und ungläubig.

Ich holte tief und zitternd Luft und spürte, wie mich die Verzweiflung überrollte. Ich konnte es ihm nicht verständlich machen, es ging nicht.

»Weil ich auch noch andere Dinge weiß«, sagte ich schließlich ganz leise, ohne ihn anzusehen. »Ich weiß, wie es ist, ein Kind zu gebären. Ich weiß, wie es ist, wenn einem Körper und Verstand und Seele genommen werden, wenn sie verändert werden, ohne dass man es will. Ich weiß, wie es ist, wenn man von dem Platz gerissen wird, an den man zu gehören glaubte, wenn einem keine Wahl gelassen wird. Ich weiß, wie es ist, hörst du mich? Und es ist keine Sache, die man gegen seinen Willen unternehmen sollte.« Ich sah zu ihm hoch, und meine Faust ballte sich um meinen verletzten Daumen.

»Und du – Himmel noch mal –, du weißt, was ich nicht weiß; wie es ist, mit dem Bewusstsein der Vergewaltigung zu leben. Willst du mir sagen, wenn ich dir das nach Wentworth hätte wegschneiden können, dass du es nicht gewollt hättest, egal, wie riskant es gewesen wäre? Jamie, es könnte das Kind eines Vergewaltigers sein!«

»Aye, ich weiß«, begann er und musste innehalten, zu überwältigt, um den Satz zu beenden. »Ich weiß«, begann er erneut, und seine Kinnmuskeln traten vor, als er die Worte bezwang. »Aber ich weiß auch noch etwas anderes – ich kenne zwar seinen Vater nicht, aber ich kenne seinen Großvater umso besser. Claire, das ist ein Kind von meinem Blut!«

»Dein Blut?«, äffte ich ihn nach. Ich starrte ihn an, während mir die Wahrheit dämmerte. »Du sehnst dich so sehr nach einem Enkelkind, dass du dafür deine Tochter opfern würdest?«

»Opfern? Ich bin doch nicht derjenige, der einen kaltblütigen Mord begehen will!«

»Über die Engelmacherinnen im Hôpital des Anges hast du dich nie so aufgeregt; du hattest Mitleid mit den Frauen, denen sie geholfen haben, das hast du selbst gesagt.«

»Diese Frauen hatten keine andere Wahl!« Zu aufgeregt zum Stillsitzen, stand er auf und lief unruhig vor mir hin und her. »Sie hatten niemanden, der sie beschützt hätte, keine Möglichkeit, ein Kind zu ernähren – was hätten sie sonst machen sollen, die armen Dinger? Aber bei Brianna ist es etwas anderes! Ich werde nicht zulassen, dass sie hungert oder friert, dass ihr oder dem Kind etwas zustößt, niemals!«

»Es ist aber nicht nur das!«

Er starrte mich an, die Augenbrauen in sturem Unverständnis zusammengezogen.

»Wenn sie hier ein Kind bekommt, dann wird sie nicht gehen«, sagte ich schwankend. »Das kann sie nicht – nicht ohne sich selbst zu zerreißen.«

»Also willst du sie zerreißen?« Ich zuckte zusammen, als hätte er mich geschlagen.

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