Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Die Nachtgeräusche waren zurückgekehrt; der Ruf einer jagenden Katze stieg abrupt in die Luft, und verrottende Blätter knisterten sanft unter seinen Füßen, als er zum Haus zurückging. Die Ölhaut, die das Fenster bedeckte, glühte golden in der Dunkelheit – die Flamme der Kerzen, die er in der Hoffnung auf Claires Rückkehr hatte brennen lassen. Seine Zuflucht.

Vielleicht hätte er Brianna all das auch sagen sollen, dachte er – doch nein. Sie hatte schon nicht verstehen können, was er ihr gesagt hatte; er hatte es ihr zeigen müssen. Wie sollte er ihr also mit Worten erklären, was er durch Schmerzen und Gnade gelernt hatte? Dass sie nur vergessen konnte, wenn sie vergab – und dass das Vergeben kein einmaliger Akt war, sondern eine Sache ständiger Übung.

Vielleicht konnte sie selbst diese Gnade finden; vielleicht konnte dieser unbekannte Roger Wakefield ihre Zuflucht sein, so wie Claire die seine gewesen war. Er stellte fest, dass sich seine instinktive Eifersucht auf den Mann in dem leidenschaftlichen Wunsch auflöste, dass Wakefield ihr wirklich das geben konnte, was er selbst nicht konnte. Gebe Gott, dass er bald kam; gebe Gott, dass er sich als anständiger Kerl erwies.

In der Zwischenzeit musste er sich um andere Dinge kümmern. Er ging langsam den Hügel hinab, ohne sich am Wind zu stören, der ihm den Kilt um die Knie wehte und ihm Hemd und Plaid aufblähte. Hier war viel zu tun; der Winter stand vor der Tür, und er konnte seine Frauen hier nicht allein lassen, wenn nur Ian für sie jagen und sie verteidigen konnte. Er konnte nicht fortgehen, um nach Wakefield zu suchen.

Doch wenn Wakefield nicht kam? Nun, es gab andere Möglichkeiten; er würde dafür sorgen, dass Brianna und das Kind Schutz fanden, so oder so. Und immerhin war seine Tochter sicher vor dem Mann, der ihr Schaden zugefügt hatte. Für immer sicher. Er rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Er roch immer noch das Blut vom Kalben auf seiner Haut.

Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Ja, aber was war mit denen, die sich an jenen versündigten, die wir lieben? Er konnte nicht für jemand anderen Vergebung üben – und hätte es selbst dann nicht getan. Aber wenn nicht … wie sollte ihm dann vergeben werden?

Er war an den Universitäten von Paris erzogen worden, war mit Königen vertraut und mit Philosophen befreundet gewesen und war doch immer noch ein Highlander, geboren für seine Sippe, seine Ehre. Hatte den Körper eines Kriegers, den Verstand eines gebildeten Mannes – und die Seele eines Barbaren, dachte er voll Ironie, dem weder Gott noch Menschengesetz heiliger waren als seine Familienbande.

Ja, Vergebung war möglich; sie musste einen Weg finden, dem Mann zu vergeben, um ihrer selbst willen. Doch bei ihm lagen die Dinge anders.

»›Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.‹« Er flüsterte die Worte vor sich hin.

Dann blickte er auf, fort von dem sicheren, kleinen Leuchten von Heim und Herd zu der flammenden Glorie der Sterne über ihm.

»Das ist gar nicht wahr«, sagte er laut, beschämt, aber trotzig. Es war undankbar, das wusste er. Und falsch natürlich. Doch so war es nun einmal, und es war sinnlos, sich selbst oder Gott etwas vorzulügen.

»Das ist gar nicht wahr«, wiederholte er, lauter. »Und wenn ich zur Hölle fahre für das, was ich getan habe – dann soll es eben so sein! Sie ist meine Tochter.«

Er stand einen Augenblick still und blickte empor, doch die Sterne gaben keine Antwort. Er nickte einmal, wie zur Erwiderung, und ging dann den Hügel hinab, den Wind kalt im Rücken.




Kapitel 49

Wer die Wahl hat …


November 1769

Ich öffnete Daniel Rawlings’ Kiste und starrte auf die Reihen der Flaschen, gefüllt mit dem sanften Grün und Braun zerstampfter Wurzeln und Blätter, dem klaren Gold der Destillate. Es war nichts dabei, was helfen konnte. Ganz langsam hob ich die Abdeckung an, die über dem oberen Fach lag, über den Klingen.

Ich hob das Skalpell mit der gebogenen Klinge und spürte einen kalten Metallgeschmack im Hals. Es war ein wunderschönes Instrument, scharf und stabil, gut ausgewogen, ein Teil meiner Hand, wenn ich es wollte. Ich balancierte es auf meiner Fingerspitze und ließ es vor und zurück schwanken.

Ich legte es hin und ergriff die lange, dicke Wurzel, die auf dem Tisch lag. Ein Teil des Stiels hing noch daran, und die Überreste der Blätter waren schlaff und gelb. Nur eine. Ich hatte den Wald fast zwei Wochen lang abgesucht, doch es war schon so spät im Jahr, dass die Blätter der kleineren Kräuter verwelkt und abgefallen waren; es war unmöglich, Pflanzen zu erkennen, die nur noch aus braunen Stengeln bestanden. Diese hier hatte ich an einer geschützten Stelle gefunden, und ein paar der auffälligen Früchte hatten noch an ihrem Stiel gehangen. Frauenwurzel, dessen war ich mir sicher. Aber nur eine. Es war nicht genug.

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