Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Ich könnte dich umbringen, so.«

Die Hand verließ ihren Hals und berührte sie mit Bedacht, Knie und Schulter, Wange und Kinn, und betonte ihre Hilflosigkeit. Sie riss den Kopf weg, damit er die Feuchtigkeit nicht berührte und ihre Tränen der Wut nicht spürte. Dann drückte seine Hand plötzlich und brutal auf ihr Kreuz. Sie gab ein leises, ersticktes Geräusch von sich, machte ein Hohlkreuz, damit ihr Arm nicht brach, und stieß die Hüften nach hinten, die Beine gespreizt, um die Balance zu halten.

»Ich könnte dich benutzen, wie es mir gefällt«, sagte er, und Kälte lag in seiner Stimme. »Könntest du mich daran hindern, Brianna?«

Sie fühlte sich, als müsste sie vor Wut und Scham ersticken.

»Antworte mir.« Die Hand griff ihr wieder an den Hals und drückte zu.

»Nein!«

Sie war frei. Weil es so unerwartet kam, fiel sie nach vorn auf ihr Gesicht und konnte sich gerade noch rechtzeitig mit der Hand abstützen.

Sie lag japsend im Stroh und schluchzte. Neben ihrem Kopf schnaubte es laut – Magdalen war durch den Lärm aufgestört worden und lehnte sich neugierig aus ihrer Box. Langsam und unter Schmerzen erhob sich Brianna in eine sitzende Position.

Er stand mit verschränkten Armen über ihr.

»Verdammt!«, schnappte sie. Sie hieb mit der Hand auf das Heu. »Gott, ich würde dich am liebsten umbringen!«

Er stand ganz still da und sah zu ihr herunter.

»Aye«, sagte er ruhig. »Aber du kannst es nicht, oder?«

Sie starrte ihn an und verstand ihn nicht. Er sah sie durchdringend an, ohne Wut, ohne Spott. Abwartend.

»Du kannst es nicht«, wiederholte er betont.

Und dann begriff sie.

»Oh, Gott«, sagte sie. »Nein. Ich kann es nicht. Ich konnte es nicht. Selbst wenn ich mich gewehrt hätte – ich hätte es nicht gekonnt.«

Plötzlich begann sie zu weinen. Die Knoten in ihrem Inneren lösten sich, der Druck verlagerte sich und ließ von ihr ab, als sich eine wunderbare Erleichterung in ihrem Körper ausbreitete. Es war nicht ihre Schuld gewesen. Wenn sie sich mit aller Kraft gewehrt hätte – so wie jetzt gerade …

»Nicht gekonnt«, sagte sie, schluckte mühsam und rang nach Luft. »Ich hätte ihn nicht daran hindern können. Ich habe immer gedacht, wenn ich mich mehr gewehrt hätte … aber es hätte keine Rolle gespielt. Ich hätte ihn nicht daran hindern können.«

Eine Hand berührte ihr Gesicht, groß und ganz sanft.

»Du bist eine wunderbare, tapfere Frau«, flüsterte er. »Aber trotzdem eine Frau. Willst du dich zu Tode grübeln und dir vormachen, dass du ein Feigling bist, weil du nicht mit bloßen Händen einen Löwen vertreiben konntest? Es ist genau dasselbe. Jetzt sei kein Dummkopf.«

Sie wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab und schniefte kräftig.

Er legte eine Hand unter ihren Ellbogen und half ihr auf. Seine Kraft bedeutete nicht länger Bedrohung oder Spott, sondern unaussprechlichen Trost. Ihre Knie brannten an den Stellen, an denen sie über den Boden geschrammt war. Ihre Beine gaben nach, doch sie schaffte es bis zu dem Heuhaufen, wo sie sich hinsetzen konnte.

»Weißt du, du hättest es mir einfach sagen können«, sagte sie. »Dass es nicht meine Schuld war.«

Er lächelte schwach.

»Das habe ich doch. Du hättest es aber nicht geglaubt, ohne es am eigenen Leib zu spüren.«

»Nein. Wahrscheinlich nicht.« Tiefe, aber friedvolle Müdigkeit hatte sich wie eine Decke über sie gelegt. Diesmal verspürte sie nicht das Bedürfnis, sie wegzureißen.

Zu ermattet, um sich zu rühren, sah sie ihm zu, wie er in der Tränke einen Lappen anfeuchtete und ihr das Gesicht abwischte, ihr die verrutschten Röcke gerade zog und ihr etwas zu trinken eingoss.

Doch als er ihr den frisch gefüllten Weinbecher gab, legte sie eine Hand auf seinen Arm. Sie spürte seine Knochen und Muskeln fest und warm unter ihrer Hand.

»Du hättest dich wehren können. Aber du hast es nicht getan.«

Er legte seine große Hand auf die ihre, drückte und ließ los.

»Nein, das habe ich nicht«, sagte er ruhig. »Ich gab mein Wort – für das Leben deiner Mutter.« Er sah sie direkt an. In seinen Augen spiegelten sich jetzt weder Eis noch Saphir, sondern klares Wasser. »Ich bereue es nicht.«

Er nahm sie bei den Schultern und legte sie in den Heuhaufen zurück.

»Ruh dich ein bisschen aus, a leannan

Sie legte sich hin, streckte aber die Hand nach ihm aus, als er sich neben sie kniete.

»Stimmt es – dass ich es nicht vergessen werde?«

Er hielt einen Moment inne, seine Hand auf ihrem Haar.

»Aye, das stimmt«, sagte er leise. »Aber es stimmt auch, dass es nach einer Weile keine Rolle mehr spielt.«

»Nicht?« Sie war zu müde, um sich zu fragen, was er damit meinte. Sie fühlte sich fast schwerelos; seltsam abwesend, als bewohnte sie ihren lästigen Körper nicht länger. »Selbst wenn ich nicht stark genug bin, um ihn umzubringen?«

Ein klarer, kalter Luftzug von der offenen Tür schnitt durch die warme Rauchschicht und versetzte die Tiere in Bewegung. Die gescheckte Kuh verlagerte in plötzlicher Nervosität das Gewicht und gab ein tiefes »Muäh« von sich, weniger aus Not als aus Protest.

Ihr Vater sah nach der Kuh, bevor er sich wieder zu ihr umdrehte.

Перейти на страницу:

Похожие книги