»Was hast du dir in die Haare geschmiert, Ian?«, fragte ich. Ich roch an ihm und fuhr daraufhin leicht zurück.
»Bärenfett«, sagte er. »Aber es hat ein bisschen gestunken, also habe ich ein Löffelchen Duftseife mit hineingetan, damit es besser roch.« Er blinzelte sich kritisch im Spiegel an und stieß hier und dort mit dem Kamm in seine Frisurkreation, doch dieser schien der Aufgabe herzlich wenig gewachsen zu sein.
Er trug seinen guten Rock mit einem sauberen Hemd und – das war an einem Werktag noch nie da gewesen – eine saubere, gestärkte Halsbinde um den Hals gewickelt, die hinreichend fest aussah, um ihn zu erwürgen.
»Du hast dich ja wirklich feingemacht, Ian«, sagte ich und biss mir von innen auf die Wange. »Äh … gehst du zu einem besonderen Anlass?«
»Aye, tja«, sagte er verlegen. »Es ist einfach so, ich dachte, wenn ich jemandem einen Antrag machen soll, dann sehe ich besser anständig aus.«
Antrag? Ich wunderte mich über seine Hast. Gewiss hatte er Interesse an Mädchen – und es gab diverse Mädchen in der Gegend, die kein Geheimnis daraus machten, dass sie sein Interesse erwiderten –, doch er war gerade siebzehn. Natürlich heiratete man so jung, und Ian besaß sowohl eigenes Land als auch einen Anteil an der Whiskyproduktion, doch ich hatte nicht gedacht, dass er sich gefühlsmäßig schon so fest gebunden hatte.
»Ich verstehe«, sagte ich. »Äh … ist die junge Dame jemand, den ich kenne?« Er rieb sich das Kinn, das sich entlang des Knochens rötete.
»Aye, nun ja. Es ist – ist Brianna.« Er wich meinem Blick aus, doch die Röte kroch ihm langsam über das ganze Gesicht.
»Was?«, sagte ich ungläubig. Ich legte die Brotscheibe hin, die ich in der Hand hatte, und starrte ihn an. »Sagtest du
Sein Blick haftete am Boden, doch sein Kinn trug einen widerspenstigen Ausdruck.
»Brianna«, wiederholte er. »Ich bin hier, um ihr einen Heiratsantrag zu machen.«
»Ian, das kannst du doch nicht ernst meinen.«
»Doch«, sagte er und schob entschlossen sein langes, eckiges Kinn vor. Er blickte zum Fenster und trat von einem Fuß auf den anderen. »Wird sie – meinst du, sie kommt bald?«
Der scharfe Geruch nervöser Transpiration traf mich, vermischt mit Seife und Bärenfett, und ich sah, dass er die Hände so fest zu Fäusten geballt hatte, dass sich seine vorstehenden Knöchel weiß von seiner gebräunten Haut abhoben.
»Ian«, sagte ich, hin- und hergerissen zwischen Ungeduld und Zärtlichkeit, »machst du das wegen Briannas Baby?«
Das Weiße in seinen Augen blitzte auf, als er mich erschrocken ansah. Er nickte und schob seine Schultern unbehaglich in dem steifen Rock hin und her.
»Aye, natürlich«, sagte er, als wäre er überrascht, dass ich überhaupt fragte.
»Also liebst du sie nicht?« Ich kannte die Antwort ganz genau, hielt es aber für besser, wirklich reinen Tisch zu machen.
»Also … nein«, sagte er, und die gequälte Röte erneuerte sich. »Aber ich bin auch nicht anderweitig vergeben«, fügte er hastig hinzu. »Also ist es schon in Ordnung.«
»Es ist nicht in Ordnung«, sagte ich nachdrücklich. »Ian, das ist ein sehr, sehr lieber Gedanke von dir, aber –«
»Oh, der Gedanke stammt nicht von mir«, unterbrach er mit überraschtem Gesicht. »Onkel Jamie hat es sich ausgedacht.«
»Er hat
»Liebe Cousine«, sagte er mit einem Kopfnicken, bei dem sich einer seiner fettigen Haarstacheln löste. Er strich mit der Hand darüber, doch die Strähne stand weiterhin unanständig ab und hing ihm ins Auge. »Ich … äh … ich …« Er sah Briannas Blick und schloss prompt die Augen.
»Ich-bin-gekommen, um-den-Wunsch-auszudrücken, dich-um-deine-Hand-für-den-heiligen-Ehestand-zu-bitten«, sagte er in einem Atemzug. Dann schnappte er hörbar nach Luft. »Ich –«
»Halt den Mund!«
Ian schloss augenblicklich den Mund, den er schon zum Weiterreden geöffnet hatte. Er öffnete ein Auge vorsichtig einen Spaltbreit wie ein Mann, der eine Bombe betrachtet, mit deren Explosion jeden Augenblick zu rechnen ist.
Brianna starrte wütend erst Ian an, dann mich. Selbst in dem halbdunklen Zimmer konnte ich ihren zusammengekniffenen Mund sehen – und das Scharlachrot, das ihr in die Wangen stieg. Ihre Nasenspitze war rot, ob von der frischen Luft draußen oder vor Ärger, konnte ich nicht sagen.
»Hast du davon gewusst?«, fragte sie mich fordernd.
»Natürlich nicht!«, sagte ich. »Um Himmels willen, Brianna –« Bevor ich zu Ende sprechen konnte, hatte sie auf dem Absatz kehrtgemacht und war zur Tür hinausgestürmt. Ich konnte das rostrote Aufblitzen ihrer Röcke sehen, als sie den Hang hinauf zum Stall lief.
Ich zog meine Schürze aus und warf sie hastig über den Stuhl. »Ich gehe ihr besser hinterher.«
»Ich komme mit«, bot Ian an, und ich hinderte ihn nicht daran. Vielleicht würde ich Verstärkung brauchen.