Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Deine Mutter hat mich geheiratet, um ihr Leben zu retten – und meins. Es war sehr tapfer von ihr, und großzügig. Ich gebe ja zu, dass es hier nicht um Leben und Tod geht, aber – hast du denn gar keine Ahnung, was es bedeutet, als leichtes Mädchen gebrandmarkt zu sein – oder als vaterloser Bastard, was das angeht?«

Als er sah, dass ihr Gesichtsausdruck bei diesen Worten etwas weicher wurde, nutzte er die Gelegenheit, streckte ihr die Hand hin und sprach freundlich weiter.

»Komm schon, Kleine. Kannst du dich nicht um des Kindes willen dazu aufraffen?«

Ihr Gesicht spannte sich wieder an, und sie trat zurück.

»Nein«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Nein. Das kann ich nicht.«

Er ließ die Hand sinken. Ich konnte sie beide sehen, trotz des nachlassenden Lichtes, und sah die Gefahrensignale nur zu deutlich, seine zusammengezogenen Augen und die kampfbereite Haltung seiner Schultern. »Hat dich Frank Randall so erzogen, Kleine, dass du überhaupt keinen Sinn für Gut und Böse hast?«

Brianna zitterte am ganzen Körper wie ein Pferd, das zu weit gelaufen ist.

»Mein Vater hat immer das Richtige für mich getan! Und er hätte niemals versucht, so etwas einzufädeln!«, sagte sie. »Nie! Ihm habe ich etwas bedeutet!«

Bei diesen Worten ging schließlich die Wut mit Jamie durch, und zwar mit Pauken und Trompeten.

»Und mir etwa nicht?«, sagte er. »Versuche ich etwa nicht mein Bestes, um das Richtige für dich zu tun? Obwohl du so –«

»Jamie –« Ich wandte mich ihm zu und sah, dass seine Augen vor Wut schwarz geworden waren. »Brianna – ich weiß, er hat es nicht – du musst verstehen –«

»Noch rücksichtsloser und selbstsüchtiger kann man sich gar nicht verhalten!«

»Du selbstgerechter, unsensibler Bastard!«

»Bastard! Du nennst mich einen Bastard, wo doch dein Bauch gerade rund wird wie ein Kürbis von einem Kind, das du dazu verdammen willst, dass man bis ans Ende seiner Tage mit dem Finger auf es zeigt und es verleumdet, und –«

»Wenn irgendjemand auf mein Kind zeigt, dann breche ich ihm den Finger und stopfe ihn ihm in den Hals!«

»Du dummes kleines Weibsbild! Hast du denn nicht die geringste Vorstellung davon, wie die Dinge sind? Du machst dich zum Skandal! Die Leute werden dir ins Gesicht sagen, dass du eine Hure bist!«

»Sollen sie es doch versuchen!«

»Oh, sollen sie es doch versuchen? Und dann hättest du wohl gern, dass ich danebenstehe und mir das anhöre?«

»Es ist nicht deine Aufgabe, mich in Schutz zu nehmen!«

Er war so wütend, dass sein Gesicht so weiß wurde wie frisch gebleichter Musselin.

»Nicht meine Aufgabe, dich in Schutz zu nehmen? In Gottes Namen, Frau, wer soll es denn sonst tun?«

Ian zupfte mich sanft am Arm und zog mich zurück.

»Jetzt gibt es nur zwei Möglichkeiten, Tante Claire«, murmelte er mir ins Ohr. »Gieß ihnen einen Topf kaltes Wasser über den Kopf, oder komm mit mir und lass sie es ausfechten. Ich habe ein paarmal gesehen, wie Onkel Jamie und meine Mama sich gestritten haben. Glaub mir, du solltest zwei aufgebrachten Frasers lieber nicht im Weg stehen. Papa sagt, er hat es ein- oder zweimal versucht, und er trägt heute noch die Narben zum Beweis.«

Ich warf einen letzten Blick auf die Situation und gab auf. Er hatte recht; sie standen Nase an Nase, das rote Haar gesträubt, die Augen geschlitzt wie ein Paar Rotluchse, die sich spuckend und fauchend umkreisten. Ich hätte das Heu in Brand setzen können, ohne dass es einer von ihnen auch nur einen Augenblick lang beachtet hätte.

Draußen kam es mir bemerkenswert still und friedlich vor. Ein Ziegenmelker sang im Espenhain, und der Wind kam von Osten und trug das schwache Rauschen des Wasserfalls zu uns. Als wir an der Haustür anlangten, konnten wir nicht mehr hören, wie sie sich anbrüllten.

»Mach dir keine Sorgen, Tante Claire«, sagte Ian tröstend. »Früher oder später bekommen sie Hunger.«

Letztendlich war es doch nicht nötig, sie auszuhungern; Jamie kam ein paar Minuten später den Hügel heruntergestampft, holte ohne ein Wort sein Pferd von der Koppel, zäumte es auf, sprang auf und ritt ungesattelt im Galopp in die Richtung von Fergus’ Haus. Während ich seine Gestalt verschwinden sah, trat Brianna schnaufend wie eine Dampfmaschine aus dem Stall und kam auf das Haus zu.

»Was heißt nighean ma galladh?«, wollte sie wissen, als sie mich an der Tür sah.

»Ich weiß es nicht«, sagte ich. Ich wusste es wohl, hielt es aber für sehr viel klüger, es nicht zu übersetzen. »Ich bin sicher, er hat es nicht so gemeint«, fügte ich hinzu. »Äh … was auch immer es heißt.«

»Ha«, sagte sie, stürmte wutschnaubend ins Haus und erschien einige Augenblicke später wieder mit dem Eierkorb über dem Arm. Wortlos verschwand sie im Gebüsch und rauschte dabei wie ein Hurrikan.

Ich holte ein paarmal tief Luft und ging nach innen, um mit dem Kochen anzufangen. Dabei verfluchte ich Roger Wakefield.

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