»Ich verstehe«, sagte sie. »Danke, Pa.« Sie saß da, den Blick auf die Flammen gerichtet, Gesicht und Körper völlig reglos, und brachte es dennoch fertig, absolute Trostlosigkeit auszustrahlen. Ich legte ihr die Hand auf die Schultern und rieb sie sanft, doch sie fühlte sich wie eine Wachspuppe unter meinen Fingern an – sie widersetzte sich der Berührung nicht, reagierte aber auch nicht darauf.
Jamie betrachtete sie einen Moment stirnrunzelnd und sah mich an. Dann stand er auf, als hätte er einen Entschluss gefasst, griff in das Regal, holte sein Tintenhorn und den Krug mit den Federkielen heraus und stellte sie scheppernd auf den Tisch.
»Ich habe eine Idee«, sagte er bestimmt. »Wir sollten ein Flugblatt entwerfen, und ich bringe es zu Gilette nach Wilmington. Er kann es drucken, und Ian und die Lindsey-Jungs können die Kopien an der Küste verteilen, von Charleston bis Jamestown. Es kann ja sein, dass jemand sich nicht an Wakefield erinnert, weil er seinen Namen nie gehört hat, aber dass er ihn vielleicht am Aussehen erkennt.«
Er schüttelte ein wenig von dem Tintenpulver aus Eisen und Eichengalle in die fleckige Kürbisschale, die er als Tintenbehälter benutzte, goss etwas Wasser aus dem Waschkrug dazu und rührte es mit dem Stiel einer Feder um. Er lächelte Brianna an und holte ein Blatt Papier aus der Schublade.
»Also, Kleine, wie sieht dein Mann denn aus?«
Der Vorschlag, die Initiative zu ergreifen, hatte wieder einen Lebensfunken in Brianna geweckt. Sie setzte sich gerader hin, und ein Energiestrom floss an ihrer Wirbelsäule herauf bis in meine Finger.
»Groß«, sagte sie. »Fast so groß wie du, Pa. Er
Ian fuhr leicht zusammen und blickte von der Hundepflege auf.
»Ja«, sagte ich und setzte mich neben Brianna auf die Bank. »Aber du kannst vielleicht noch etwas Besseres tun, als ihn schriftlich zu beschreiben. Brianna kann gut Gesichter zeichnen«, erklärte ich Jamie. »Meinst du, du kannst Roger aus dem Gedächtnis zeichnen, Brianna?«
»Ja!« Sie griff voller Eifer nach dem Kiel. »Ja, ich bin sicher, dass ich das kann – ich habe ihn schon öfter gezeichnet.«
Jamie händigte ihr Kiel und Papier aus, und die senkrechten Falten zwischen seinen Augenbrauen waren leicht gerunzelt.
»Kann der Drucker mit einer Tintenzeichnung arbeiten?«, fragte ich, als ich das sah.
»Oh – aye, ich schätze schon. Es ist kein großes Problem, daraus eine Holzplatte zu machen, wenn die Linien deutlich sind.« Er redete geistesabwesend, den Blick auf das Papier vor Brianna gerichtet.
Ian schob Rollos Kopf von seinem Knie, stellte sich neben den Tisch und blickte Brianna mit einem Ausdruck an, der mir nach ziemlich übertriebener Neugier aussah.
Die Unterlippe zwischen ihre Zähne geklemmt, zeichnete sie sauber und schnell. Die hohe Stirn mit einer dichten, schwarzen Haarlocke, die sich von einem unsichtbaren Wirbel erhob und sich dann fast bis auf die stark betonten, schwarzen Augenbrauen senkte. Sie zeichnete ihn im Profil; eine kühne Nase, nicht ganz wie ein Schnabel, ein klar geführter, sinnlicher Mund und ein breites, schräges Kinn. Dichte Augenbrauen, tiefliegende Augen und Falten, die dem kräftigen, sympathischen Gesicht einen gutmütigen Ausdruck verliehen. Sie fügte ein gut getroffenes, anliegendes Ohr hinzu, wandte ihre Aufmerksamkeit dann der eleganten Rundung des Schädels zu und zeichnete das dichte, lockige schwarze Haar zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden.
Ian gab einen leisen, erstickten Kehllaut von sich.
»Ist dir nicht gut, Ian?« Ich sah zu ihm hoch, doch er blickte nicht auf die Zeichnung, sondern über den Tisch hinweg zu Jamie. Seine Augen waren glasig wie die eines Schweins am Spieß.
Ich drehte mich um und entdeckte exakt denselben Ausdruck in Jamies Gesicht.
»Was in aller Welt ist los?«, fragte ich.
»Oh … nichts.« Seine Halsmuskeln bewegten sich krampfhaft schluckend. Sein Mundwinkel zuckte und zuckte noch einmal, als könnte er ihn nicht kontrollieren.
»Das ist nicht wahr!« Alarmiert beugte ich mich über den Tisch, ergriff sein Handgelenk und tastete nach seinem Puls. »Jamie, was ist los? Hast du Schmerzen in der Brust? Ist dir schlecht?«
»
»Ja«, sagte sie und sah verwundert zu ihm hoch. »Ian, ist alles in Ordnung? Hast du etwas Verkehrtes gegessen?«
Er antwortete nicht, sondern ließ sich schwer neben ihr auf die Bank fallen, legte den Kopf in seine Hände und stöhnte.
Jamie zog sanft seine Hand aus meinem Griff. Selbst im roten Licht des Feuers konnte ich sehen, dass er käsebleich und angestrengt aussah. Die Hand auf dem Tisch krümmte sich um das Tintengefäß, als suchte sie Unterstützung.