Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Sie lehnte sich in das Kissen zurück und sah zu, wie das Licht den Raum anfüllte. Das Haus um sie herum war wach. Sie konnte die Myriaden von Geräuschen der Menschen bei der Arbeit hören und fühlte sich getröstet. Als sie klein war, wurde sie oft im Sommer morgens wach und hörte ihren Vater mit dem Rasenmäher unter ihrem Fenster herumrattern; seine Stimme, die einen Nachbarn grüßte. Sie hatte sich sicher gefühlt, behütet, weil sie wusste, dass er da war.

In jüngerer Vergangenheit war sie dann in der Dämmerung erwacht und hatte Jamie Frasers Stimme gehört, die leise auf Gälisch draußen mit den Pferden sprach, und hatte dasselbe Gefühl zurückströmen gespürt. Doch das war nicht länger so.

Es hatte gestimmt, was ihre Mutter gesagt hatte. Sie war ohne ihre Zustimmung oder ihr Wissen fortgeholt und verändert, verwandelt worden und hatte erst nach vollendeter Tatsache davon erfahren. Sie warf die Bettdecke zur Seite und stand auf. Sie konnte nicht im Bett liegen und betrauern, was verloren war; niemand hatte mehr die Aufgabe, sie zu beschützen. Die Aufgabe der Beschützerin fiel ihr jetzt zu.

Das Baby war eine ständige Präsenz – und seltsamerweise eine ständige Beruhigung. Zum ersten Mal empfand sie es als Segen und fühlte sich seltsam versöhnt; ihr Körper hatte dies lange vor ihrem Verstand gewusst. Also stimmte auch das – ihre Mutter hatte es oft gesagt – »Hör auf deinen Körper«.

Sie lehnte sich an den Fensterrahmen und blickte hinaus auf die zerrissene Schneedecke im Gemüsegarten. Ein Sklave kniete, in Umhang und Schal vermummt, auf dem Pfad und grub Winterkarotten aus einem der Beete aus. Riesige Ulmen begrenzten den ummauerten Garten; irgendwo hinter ihrem starren, kahlen Geäst lagen die Berge.

Sie stand still und lauschte den Rhythmen ihres Körpers. Der Eindringling in ihrem Bauch regte sich ein wenig, und die Wellen seiner Bewegungen verschmolzen mit dem Pulsieren ihres Blutes – ihrer beider Blutes. In ihrem Herzschlag glaubte sie das Echo jenes anderen, kleineren Herzens zu hören, und in diesem Klang fand sie endlich den Mut, klar zu denken, und die Gewissheit, dass sie, wenn es zum Schlimmsten kam – sie drückte sich fest gegen den Fensterrahmen und spürte ihn unter der Stärke ihrer Not ächzen –, dass sie, selbst wenn es zum Schlimmsten kam, dennoch nicht völlig allein sein würde.




Kapitel 53

Vorwurfsvoll

Von unserer Abreise von Fraser’s Ridge bis zu unserer Ankunft in dem Tuscaroradorf Tennago wechselte Jamie kaum ein Wort mit irgendjemandem. Ich ritt in einem elenden Zustand vor mich hin, hin- und hergerissen zwischen meinen Schuldgefühlen, weil ich Brianna verlassen hatte, Angst um Roger und Schmerz über Jamies Schweigen. Ian gegenüber war er kurz angebunden, und mit Jocasta hatte er in Cross Creek nur das absolut Notwendigste besprochen. Zu mir hatte er nichts gesagt.

Er machte mir eindeutig Vorwürfe, weil ich ihm nicht sofort von Stephen Bonnet erzählt hatte. Jetzt, wo ich sah, was dabei herausgekommen war, machte ich mir selbst rückblickend bittere Vorwürfe. Er hatte den Goldring behalten, den ich vor ihn hingeworfen hatte; ich hatte keine Ahnung, was er damit gemacht hatte.

Das Wetter war fast ununterbrochen schlecht. Die Wolken hingen so dicht über den Bergen, dass wir auf den höheren Abhängen tagelang durch dichten, kalten Nebel ritten. Wassertropfen kondensierten auf den Fellen der Pferde, so dass ein konstanter Regen von ihren Mähnen tropfte und ihre Flanken vor Feuchtigkeit glänzten. Wir schliefen nachts an Stellen, die sich als Unterschlupf anboten, hüllten uns einzeln in unsere feuchten Kokons aus Decken und lagen getrennt um ein schwelendes Feuer herum.

Einige der Indianer, mit denen wir von Anna Ooka her bekannt waren, begrüßten uns, als wir Tennago erreichten. Ich sah, wie mehrere Männer die Whiskyfässer beäugten, als wir unsere Packmaultiere abluden, doch niemand machte Anstalten, sie zu behelligen. Wir hatten zwei Maultiere mit Whisky beladen; ein Dutzend kleine Fässer, der gesamte Anteil der Frasers am diesjährigen Ertrag der Destillerie – ein Großteil unseres Jahreseinkommens. Ein königliches Lösegeld, nach handelsüblichen Bedingungen. Genug Lösegeld für einen jungen Schotten, so hoffte ich.

Er war unsere beste – und einzige – Tauschware, doch er war auch eine gefährliche Tauschware. Jamie schenkte dem Sachem des Dorfes ein Fass, dann verschwand er mit Ian zu Beratungen in einem der Langhäuser. Ian hatte Roger einigen seiner Tuscarorafreunde überlassen, wusste aber nicht, wo sie ihn hingebracht hatten. Obwohl es außerhalb jeder Wahrscheinlichkeit lag, hoffte ich, dass es Tennago war. Wenn es so war, konnten wir innerhalb eines Monats nach River Run zurückkehren.

Doch das war eine schwache Hoffnung. Während des bitteren Streits mit Brianna hatte Jamie gestanden, dass er Ian aufgetragen hatte, dafür zu sorgen, dass Roger nicht zurückkehrte. Tennago war ungefähr zehn Tagesreisen von uns entfernt; viel zu nah für die Zwecke eines aufgebrachten Vaters.

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