Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Einer von ihnen stupste ihn mit der Messerspitze an und wies ihn an, sich auszuziehen. Sie zwangen ihn, sich nackt in die Mitte eines langen Holzhauses zu stellen, während mehrere Männer – und Frauen – ihn herumstießen und sich über ihn lustig machten. Sein rechter Fuß war stark geschwollen; die tiefe Wunde hatte sich entzündet. Er konnte zwar noch laufen, doch bei jedem Schritt fuhr ihm ein schmerzhafter Stich durch das ganze Bein, und er hatte immer wieder Fieberanfälle.

Sie schubsten ihn herum und schoben ihn zur Tür des Hauses. Draußen erscholl großer Lärm. Er erkannte, dass ihm ein Spießrutenlauf bevorstand; die Wilden standen schreiend in einer Zweierreihe, bewaffnet mit Stöcken und Knüppeln. Hinter ihm stach ihm jemand eine Messerspitze in die Pobacke, und er spürte, wie ihm ein warmes Blutrinnsal am Bein hinunterlief. »Cours!«, sagten sie. Lauf.

Der Boden war flach getreten, der Schnee hatte sich zu schmutzigem Eis verfestigt. Es verbrannte ihm die Füße, als ein Stoß in seinem Rücken ihn jetzt in das Pandämonium stolpern ließ.

Den Großteil des Weges über blieb er aufrecht, machte einen Satz hierhin, dann einen dorthin, während ihn die Knüppel hin- und herstießen und Stöcke ihm auf Beine und Rücken hieben. Es gab keine Möglichkeit, den Schlägen auszuweichen. Alles, was er tun konnte, war weiterlaufen, und zwar so schnell wie möglich.

Kurz vor dem Ende schwang ein Knüppel geradewegs auf ihn zu und erwischte ihn quer vor dem Bauch; er klappte zusammen, und der nächste traf ihn hinter dem Ohr. Er rollte wie gelähmt in den Schnee und spürte die Kälte kaum noch auf seiner aufgeplatzten Haut.

Eine Rute stach ihm in die Beine, dann peitschte sie ihn fest, knapp unter den Hoden. Er riss automatisch seine Beine hoch, rollte sich weiter und fand sich dann auf Händen und Knien wieder, immer noch irgendwie in Bewegung. Das Blut aus seiner Nase und seinem Mund vermischte sich mit dem gefrorenen Schlamm.

Er erreichte das Ende, und während die letzten Hiebe ihm immer noch in den Rücken bissen, ergriff er die Pfähle eines Lagerhauses und zog sich langsam hoch. Er wandte sich ihnen zu, immer noch an die Pfähle geklammert, um nicht zu fallen. Das gefiel ihnen; sie lachten mit schrillen Jaulgeräuschen, die sie wie ein Hunderudel klingen ließen. Er verbeugte sich tief und richtete sich wieder auf, und alles drehte sich. Sie lachten noch lauter. Er hatte immer schon gewusst, wie man sein Publikum unterhielt.

Dann führten sie ihn nach drinnen, gaben ihm Wasser zum Waschen, etwas zu essen. Sie gaben ihm sein zerlumptes Hemd und seine schmutzige Kniehose wieder, nicht aber seinen Rock. In dem Haus war es warm; mehrere Feuer brannten in Abständen an der Wand des langgezogenen Gebäudes, ein jedes mit seinem eigenen Rauchabzug. Er kroch in eine Ecke und schlief ein, eine Hand auf der unebenen Stelle in seiner Hosennaht.

Nach diesem Empfang behandelten ihn die Mohawk mit allgemeiner Gleichgültigkeit, jedoch ohne große Grausamkeit. Er war der Sklave des Langhauses und stand all seinen Bewohnern zur Verfügung. Wenn er eine Anordnung nicht verstand, so zeigten sie es ihm – einmal. Wenn er sich weigerte oder so tat, als verstünde er nicht, schlugen sie ihn, und er weigerte sich nicht länger. Immerhin bekam er einen gerechten Anteil von ihrem Essen, und man wies ihm einen anständigen Schlafplatz am Ende des Hauses zu.

Da es Winter war, bestand die Hauptarbeit darin, Holz zu sammeln und Wasser zu holen, obwohl ihn auch dann und wann ein Trupp von Jägern mitnahm, damit er beim Zerlegen der Beute und beim Transport des Fleisches half. Die Indianer bemühten sich nicht sonderlich, mit ihm zu kommunizieren, doch durch aufmerksames Zuhören eignete er sich ein wenig von ihrer Sprache an.

Er begann mit großer Vorsicht, ein paar Wörter auszuprobieren. Für den Anfang suchte er sich ein kleines Mädchen aus, da von ihr weniger Gefahr auszugehen schien. Sie starrte ihn an und lachte dann, als hätte sie eine Krähe sprechen gehört. Sie rief eine Freundin herbei, damit sie sich das anhörte, dann noch eine, und die drei hockten sich vor ihn hin, lachten leise hinter vorgehaltener Hand und warfen ihm Seitenblicke aus den Augenwinkeln zu. Er sagte alle Wörter auf, die er kannte, und deutete auf die entsprechenden Gegenstände – Feuer, Topf, Decke, Mais –, dann zeigte er über sich auf einen Strang mit Fischen und zog die Augenbrauen hoch.

»Yona’kensyonk«, sagte seine neue Freundin prompt und kicherte, als er es wiederholte. Im Lauf der nächsten Tage und Wochen brachten die Mädchen ihm eine Menge bei; und sie waren es, von denen er schließlich erfuhr, wo er sich befand. Oder nicht exakt, wo, aber doch in wessen Händen.

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