»Könnte sein, abgesehen davon, dass wir ganz offensichtlich nicht zusammen wohnen«, sagte Brianna. Sie seufzte. »
Lord John sah aus, als amüsierte ihn diese Idee.
»Oh. Das würde natürlich die merkwürdige Versammlung beim Abendessen erklären. Mir ist aufgefallen, dass dieser ausgesprochen rüstige Herr Alderdyce – ein Richter? – Euch seine Aufmerksamkeit weit über die normalen Grenzen der Höflichkeit hinweg zu widmen schien.«
»Das wird ihm auch viel nützen.« Brianna schnaubte kurz. »Ihr hättet die Blicke sehen sollen, die Mrs. Alderdyce mir während des ganzen Abendessens zugeworfen hat. Sie wird nicht zulassen, dass ihr erstgeborenes Lamm – Gott, er muss vierzig sein, wenn nicht älter – die örtliche Hure von Babylon heiratet. Ich wäre überrascht, wenn sie ihn jemals wieder über diese Schwelle treten lässt.« Sie klopfte auf ihren leicht gewölbten Bauch. »Ich glaube, dafür habe ich gesorgt.«
Eine Augenbraue hob sich, und Grey lächelte sie ironisch an. Er stellte seine Teetasse hin und griff nach der Sherrykaraffe und einem Glas.
»Ach ja? Nun, ich bewundere zwar die Kühnheit Eurer Strategie, Miss Fraser – darf ich Euch ›meine Liebe‹ nennen? –, aber ich bedauere, Euch davon in Kenntnis setzen zu müssen, dass Eure Taktik für das Terrain, auf dem Ihr sie einzusetzen versucht, nicht geeignet ist.«
»Was meint Ihr damit?«
Er lehnte sich auf seinem Sitz zurück, das Glas in der Hand, und betrachtete sie mitfühlend.
»Mrs. Alderdyce. Da ich nicht blind bin – wenn auch nicht annähernd so scharfsinnig wie Eure Tante –, ist mir in der Tat aufgefallen, wie sie Euch beobachtete. Doch ich fürchte, Ihr verkennt die Natur ihrer Beobachtungen.« Er schüttelte den Kopf und sah sie über den Rand seines Glases hinweg an, während er daran nippte.
»Auf keinen Fall der Blick empörter Respektabilität. Es ist Omilust.«
»Es ist
»Omilust«, wiederholte er. Er setzte sich ebenfalls gerade hin und goss sein Glas vorsichtig mit der goldenen Flüssigkeit voll. »Ihr wisst schon; das dringende Bedürfnis einer älteren Frau, Enkelkinder auf ihrem Knie zu schaukeln, sie mit Süßigkeiten zu verwöhnen und sie ganz allgemein zu verderben.« Er hob das Glas an seine Nase und atmete ehrfurchtsvoll die Dämpfe ein. »Oh, Ambrosia. Ich habe schon mindestens zwei Jahre keinen anständigen Sherry mehr getrunken.«
»Was – Ihr meint, Mrs. Alderdyce glaubt, dass ich – ich meine, weil ich bewiesen habe, dass ich – dass ich Kinder bekommen kann, dass sie sicher sein kann, später Enkelkinder von mir zu bekommen? Das ist doch lächerlich! Der Richter könnte sich doch jedes beliebige gesunde Mädchen aussuchen – von gutem Charakter«, fügte sie bitter hinzu, »und sich einigermaßen sicher sein, dass er von ihr Kinder bekommt.«
Er nahm einen Schluck, ließ ihn über seine Zunge gleiten, schluckte und genoss den letzten Hauch des Geschmackes, bevor er antwortete. »Tja. Nein. Ich glaube vielmehr, dass ihr klar ist, dass er das nicht könnte. Oder nicht möchte; es läuft auf dasselbe hinaus.« Er sah sie unbeweglich an.
»Ihr habt es selbst gesagt – er ist vierzig und unverheiratet.«
»Ihr meint, er – aber er ist doch Richter!« Noch im selben Moment, als sie ihren entsetzten Ausruf tat, begriff sie dessen Idiotie und schlug sich eine Hand vor den Mund, während sie heftig errötete. Lord John lachte, wenn auch nicht ohne ironischen Unterton.
»Umso eindeutiger«, sagte er. »Ihr habt völlig recht; er könnte sich jedes Mädchen im Distrikt aussuchen. Wenn er sich dagegen entschieden hat …« Er hielt bedächtig inne und hob dann das Glas zu einem ironischen Toast in ihre Richtung. »Ich glaube, dass Mrs. Alderdyce völlig klar ist, dass eine Ehe ihres Sohnes mit Euch der beste – vielleicht sogar der einzige – Weg ist, auf dem sie mit dem Enkelkind rechnen kann, das sie so heftig begehrt.«
»Verdammt!« Sie konnte nicht einen richtigen Schachzug machen, dachte sie verzweifelt. »Es spielt keine Rolle, was ich tue. Ich bin verdammt. Sie werden mich mit
»Ihr müsst mir gestatten, das zu bezweifeln«, sagte er. Sein Lächeln zog sich ein wenig verlegen zur Seite. »Nach dem, was ich von Euch gesehen habe, habt Ihr die Offenheit Eurer Mutter und das Ehrgefühl Eures Vaters. Jede einzelne dieser Eigenschaften würde schon ausreichen, um Euch davor zu bewahren, in eine solche Falle zu gehen.«
»Redet bloß nicht von der Ehre meines Vaters«, sagte sie scharf. »Er hat mich in diesen Schlamassel hineingebracht!«
Sein Blick senkte sich mit unverhüllter Ironie auf ihre Taille.