»Ich könnte nicht hingehen und in dem Gedanken mit mir leben, dass ich ein Kind zurückgelassen habe, das meins sein könnte – das meins
Sie zögerte und wich zurück, versuchte, sich seiner Hand zu entziehen.
»Mein Vater – meine Väter –«
»Hör mal, ich bin keiner von deinen verdammten Vätern. Gesteh mir wenigstens meine eigenen Fehler zu!«
»Du hast gar keine Fehler begangen«, sagte sie, und ihre Stimme klang erstickt.
»Nein, und du auch nicht.«
Sie sah zu ihm auf, und er fing den Glanz eines ihrer dunklen, schrägstehenden Augen auf.
»Hätte ich nicht –«, begann sie.
»Und hätte ich nicht«, unterbrach er sie grob. »Lass den Quatsch, aye? Es spielt keine Rolle, was du getan hast – oder was ich getan habe. Ich habe gesagt, dass ich keiner von deinen Vätern bin, und ich habe es auch so gemeint. Aber es gibt sie nun einmal, alle beide, und du kennst sie gut – viel besser als ich.
Hat Frank Randall dich nicht geliebt wie seine leibliche Tochter? Dich als das Kind seines Herzens angenommen, obwohl er
Er packte ihre andere Schulter und schüttelte sie sacht.
»Hat dieser rothaarige Mistkerl deine Mutter nicht mehr geliebt als sein Leben? Und dich so sehr geliebt, dass er selbst diese Liebe geopfert hätte, um dich zu retten?«
Sie machte ein leises, ersticktes Geräusch, bei dem ihn ein Ruck durchfuhr, doch er ließ sie nicht los.
»Wenn du es ihnen glaubst«, sagte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, »bei Gott, dann musst du es mir auch glauben. Denn ich bin wie sie, und bei allem, was mir heilig ist, ich liebe dich.«
Langsam hob sich ihr Kopf, und ihr Atem war warm in seinem Gesicht.
»Wir haben Zeit«, sagte er leise und wusste plötzlich, warum es so wichtig gewesen war, jetzt mit ihr zu sprechen, hier im Dunkeln. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie flach an seine Brust.
»Spürst du es? Spürst du es, wie mein Herz schlägt?«
»Ja«, flüsterte sie, führte langsam ihre verflochtenen Hände an ihre eigene Brust und presste seine Handfläche gegen die dünne, weiße Gaze.
»Das hier ist unsere Zeit«, sagte er. »Bis sie endet – für einen von uns, für uns beide –, so lange ist es unsere Zeit.
»Nein«, sagte sie, und ihre Stimme klang belegt, aber deutlich. »Das will ich nicht.«
Im Haus erklang ein plötzliches, dünnes Heulen, und ein Schwall feuchter Hitze traf überraschend seine Handfläche.
»Ich muss gehen«, sagte sie und wich zurück. Sie ging zwei Schritte, dann drehte sie sich um. »Komm rein«, sagte sie und rannte auf dem Pfad vor ihm her, flüchtig und weiß wie der Geist einer Ricke.
Als er an der Tür anlangte, hatte sie das Baby schon aus seiner Wiege geholt. Sie hatte schon im Bett gelegen; die Bettdecke war zurückgeschlagen, und ihr Körper hatte auf der Daunenmatratze einen Abdruck hinterlassen. Mit befangenem Gesicht zwängte sie sich an ihm vorbei und legte sich hin.
»Ich füttere ihn nachts normalerweise im Bett. Er schläft länger, wenn er neben mir liegt.«
Roger murmelte zustimmend und zog den niedrigen Stillhocker ans Feuer. Es war sehr warm im Zimmer, und die Luft war voller Gerüche; Küchendünste, benutzte Windeln – und Brianna. Ihr Geruch war jetzt ein bisschen anders; das wilde Grasaroma war mit einem leicht süßen Geruch temperiert, den er für Milch hielt.
Sie hatte den Kopf gesenkt, und das lose, rote Haar fiel ihr in einer Kaskade aus Funken und Schatten über die Schultern. Die Vorderseite ihres Nachthemdes lag bis zur Taille offen, die volle Rundung der einen Brust war deutlich zu sehen, und nur der runde Babykopf verbarg die Brustwarze. Er hörte leise Sauggeräusche.
Sie hob den Kopf, als spürte sie seinen Blick auf ihm.
»Tut mir leid«, sagte er leise, um das Baby nicht zu stören. »Ich kann nicht so tun, als würde ich nicht hinsehen.«
Er konnte nicht sagen, ob sie rot wurde; das Feuer überzog ihr Gesicht und ihre Brüste mit demselben Glühen. Doch sie senkte den Blick, als wäre sie verlegen.
»Mach nur«, sagte sie. »Da gibt’s nicht viel zu sehen.«
Er stand wortlos auf und begann, sich auszuziehen.
»Was machst du da?« Ihre Stimme klang leise, aber schockiert.
»Ziemlich unfair, wenn ich hier sitze und dich anstiere, oder? Bei mir gibt’s wahrscheinlich viel weniger zu sehen, nehme ich an, aber …« Er hielt inne und blickte stirnrunzelnd auf einen Knoten in der Verschnürung seiner Kniehose. »Aber zumindest brauchst du dir nicht vorzukommen wie auf dem Präsentierteller.«
»Oh.« Er blickte nicht auf, um nachzusehen, doch er glaubte, dass er sie damit zum Lächeln gebracht hatte. Er hatte sein Hemd ausgezogen; das Feuer fühlte sich gut an auf seinem nackten Rücken. Unaussprechlich verlegen stand er auf und ließ seine Hosen halb herunter, bevor er innehielt.
»Ist das hier ein Striptease?« Briannas Mund bebte, als sie versuchte, nicht laut aufzulachen, während sie das Baby sanft wiegte.