»Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich mich umdrehen soll oder nicht.« Er hielt inne. »Irgendwelche Präferenzen?«
»Dreh dich um«, sagte sie leise. »Fürs Erste.«
Er tat es, und schaffte es, die Hose auszuziehen, ohne in das Feuer zu fallen.
»Bleib einen Moment lang so«, sagte sie. »Bitte. Ich möchte dich ansehen.«
Er richtete sich auf, stand still da und sah ins Feuer. Die Hitze umspielte ihn; es war unangenehm warm, und er trat einen Schritt zurück, während Père Alexandre plötzlich lebhaft vor seinem inneren Auge stand. Himmel, warum dachte er denn jetzt daran?
»Du hast Narben auf dem Rücken, Roger«, sagte Brianna, und ihre Stimme war sanfter denn je. »Wer hat dir weh getan?«
»Die Indianer. Es spielt keine Rolle mehr. Nicht jetzt.« Er hatte sein Haar weder zusammengebunden noch geschnitten; es fiel ihm über die Schultern und kitzelte die nackte Haut auf seinem Rücken. Er konnte sich vorstellen, wie ihre Augen ihn kitzelten, hinabwanderten, über Rücken und Hintern, Ober- und Unterschenkel.
»Ich drehe mich jetzt um. In Ordnung?«
»Ich bekomme schon keinen Schrecken«, versicherte sie ihm. »Ich habe schon Bilder davon gesehen.«
Wie ihr Vater hatte sie die Fähigkeit, ihre Gefühle zu verbergen, wenn sie es wollte. Er konnte nicht das Geringste an ihrem sanften, breiten Mund oder in den schrägstehenden Katzenaugen ablesen. War sie schockiert, verängstigt, belustigt? Warum hätte sie irgendetwas davon sein sollen? Alles, was sie jetzt betrachtete, hatte sie schon berührt; ihn mit solcher Intimität liebkost und angefasst, dass er sich in ihren Händen verloren, sich ihr rückhaltlos überlassen hatte – und sie sich ihm.
Doch das war in einem anderen Leben gewesen, in der Freiheit und der Bedrängnis der heißen Dunkelheit. Jetzt stand er zum ersten Mal bei Licht nackt vor ihr, und sie saß da und beobachtete ihn mit einem Baby in den Armen. Wer von ihnen hatte sich seit ihrer Hochzeitsnacht mehr verändert?
Sie betrachtete ihn genau, den Kopf zur Seite geneigt, dann lächelte sie und hob den Blick, um dem seinen zu begegnen. Sie setzte sich hin, verlagerte das Kind geschickt an die andere Seite und ließ ihr Nachthemd offen stehen, die eine Brust entblößt.
Er konnte nicht länger stehen bleiben; das Feuer versengte ihm die Haare am Hintern. Er ging zum Rand der Feuerstelle, setzte sich wieder hin und sah ihr zu.
»Wie fühlt sich das an?«, fragte er, teils aus dem Bedürfnis heraus, das Schweigen zu brechen, bevor es zu bedrückend wurde, teils aus tiefer Neugier.
»Es fühlt sich gut an«, antwortete sie leise, den Kopf über das Kind gebeugt. »Wie eine Art Ziehen. Es prickelt. Wenn er anfängt zu trinken, passiert irgendetwas, und dann fühlt es sich wie ein Strom an, als würde alles in mir zu ihm hindrängen.«
»Es ist nicht – du fühlst dich nicht ausgelaugt? Ich hätte gedacht, es würde sich irgendwie anfühlen, als würde dir die Substanz geraubt.«
»Oh, nein, überhaupt nicht. Hier, sieh mal.« Sie steckte dem Säugling einen Finger in den Mund und löste ihn mit einem leisen
»Mein Gott«, sagte er halb schockiert. »Ich wusste nicht, dass es das gibt! Das ist ja wie eine Wasserpistole.«
»Ich auch nicht.« Sie lächelte erneut, und ihre Hand umfasste den winzigen Kopf. Dann verblich das Lächeln. »Es gibt eine Menge Dinge, die ich mir nicht vorgestellt hätte, bevor sie mir passiert sind.«
»Brianna.« Er beugte sich vor und vergaß seine Nacktheit in dem Bedürfnis, sie zu berühren. »Brianna, ich weiß, dass du Angst hast. Ich auch. Brianna, ich will nicht, dass du vor mir Angst hast – aber Brianna, ich will dich so sehr.«
Seine Hand ruhte auf der Rundung ihres Knies. Einen Moment später senkte sich ihre Hand auf die seine, so leicht wie ein Vogel bei der Landung.
»Ich will dich auch«, flüsterte sie. Erstarrt saßen sie eine Weile da, die ihm sehr lange vorkam; er hatte keine Ahnung, was er als Nächstes tun sollte, nur, dass er nicht zu schnell vorgehen, ihr keine Angst einjagen durfte.
Die leisen Sauggeräusche waren verstummt, und das Bündel in ihrer Armbeuge war erschlafft und schwer geworden.
»Er schläft«, flüsterte sie. Mit vorsichtigen Bewegungen, als hielte sie ein Fläschchen Nitroglyzerin, rutschte sie an die Bettkante und stand auf.
Vielleicht hatte sie vorgehabt, das Kind in seine Wiege zu legen, doch Roger hob instinktiv die Hände. Sie zögerte nur eine Sekunde, dann bückte sie sich, um ihm das Kind in die Arme zu legen. Ihre Brüste hingen voll und schwer im Schatten ihres offenen Nachthemdes, und er roch den durchdringenden Moschusgeruch ihres Körpers, als sie ihn streifte.