Dies waren Fragen von weitreichender Bedeutung. Der Winter stand dicht bevor – viel zu dicht, um noch damit zu rechnen, dass man auch nur eine grob gezimmerte Blockhütte zum Schutz errichten konnte. Jeder, der jetzt in die Berge kam, würde wohl bei uns im Haus oder dicht gedrängt in einer der kleineren Siedlerhütten wohnen müssen, die auf dem Berg verstreut waren. Highlander konnten und würden zu zehnt in einem Raum leben, wenn es nötig war. Da ich nur über eine weniger stark entwickelte, englische Gastfreundschaft verfügte, hoffte ich sehr, dass es nicht nötig sein würde.
»Sechs McGillivrays und acht Chisholms«, sagte Jamie lächelnd. »Die McGillivrays kommen aber erst im Frühjahr. Robin ist Büchsenmacher; er kann den Winter über in Cross Creek arbeiten, und seine Familie kann bei Verwandten in Salem bleiben – seine Frau ist Deutsche –, bis das Wetter wärmer wird.«
»Oh, dann ist es ja gut.« Das machte also noch vierzehn zusätzliche Esser beim Frühstück, abgesehen von mir und Jamie, Roger und Brianna, Marsali und Fergus, Lizzie und ihrem Vater – nicht zu vergessen Abel MacLennan, oh, und der Soldat, der Germain gerettet hatte, das waren dann vierundzwanzig …
»Ich gehe mir etwas Kaffee bei meiner Tante ausborgen, ja?« Jamie hatte den Ausdruck zunehmender Entgeisterung in meinem Gesicht gesehen. Er grinste, und streckte mir die Arme entgegen, um mir das Baby abzunehmen. »Gib mir den Jungen; ich nehme ihn mit, dann hast du die Hände zum Kochen frei.«
Ich sah ihnen mit einem Anflug von Erleichterung nach. Allein, wenn auch nur für ein paar Augenblicke. Ich atmete die feuchte Luft tief ein, und mir wurde bewusst, dass mir der Regen sacht auf die Kapuze klopfte.
Ich liebte
Im Augenblick sah es jedoch so aus, als könnte ich mir die Mühe sparen. Über mir auf dem Berg erklangen Stimmen und Dudelsackmelodien; nach der Unterbrechung durch die Proklamation des Gouverneurs nahm das
Es würde ein sehr geschäftiger Tag werden, und es war gut möglich, dass dies für eine Woche oder länger meine einzige Gelegenheit war, allein zu sein – so lange würde die Rückreise mindestens dauern, da unsere Reisegruppe groß war und wir Babys und Wagen dabeihatten. Die meisten der neuen Pächter besaßen weder Pferde noch Maultiere und würden den Weg zu Fuß zurücklegen.
Ich brauchte ein paar Minuten für mich allein, um meine Kraft zu sammeln und meine Gedanken zu ordnen. Diese befassten sich allerdings weder mit der Logistik des Frühstücks oder der Hochzeiten noch der Operation, die ich vorhatte. Ich blickte weiter in die Zukunft, über den Rückweg hinaus, und ich sehnte mich heim.
Fraser’s Ridge lag hoch in den Bergen des Westens, weit jenseits aller Städte – oder auch nur der befestigten Straßen. Abgelegen und isoliert, bekamen wir nur selten Besuch. Auch die Zahl der Siedler war klein, obwohl die Anwohnerzahl wuchs; mehr als dreißig Familien waren schon zu uns gestoßen und hatten unter Jamies Schutzherrschaft Heimstätten auf seinem Land errichtet. Die meisten von ihnen waren Männer, die er noch aus dem Gefängnis von Ardsmuir kannte. Ich nahm an, dass auch Chisholm und McGillivray ehemalige Sträflinge sein mussten; Jamie hatte eine offene Einladung an diese Männer ausgesprochen, und er stand dazu, ganz gleich, was es kostete, ihnen zu helfen – oder ob wir es uns leisten konnten.
Ein Rabe flog geräuschlos vorbei, langsam und schwerfällig, das Gefieder vom Regen flach gedrückt. Raben waren Omenvögel; ich fragte mich, ob dieser hier etwas Gutes oder Schlechtes für uns bedeutete. Es war ungewöhnlich, dass überhaupt ein Vogel bei diesem Wetter unterwegs war – das musste bedeuten, dass es ein besonderes Omen war.
Ich schlug mir mit der Handwurzel vor die Stirn und versuchte, so den Aberglauben zu vertreiben. Man brauchte nur lange genug unter Highlandschotten zu leben, und schon bekam jeder verdammte Stein und Baum eine Bedeutung!