Ich beobachtete, wie seine großen, gewandten Hände das durchgespülte Tuch auswrangen. Die Narben an seiner rechten Hand waren normalerweise fast unsichtbar, doch jetzt zeichneten sie sich deutlich ab, unregelmäßige, weiße Linien auf seiner kälteroten Haut. Mir war bei der ganzen Angelegenheit etwas mulmig zumute, auch wenn es keine direkte Verbindung mit uns zu geben schien.
Normalerweise rief der Gedanke an Gouverneur Tryon bei mir nur einen Hauch von Gereiztheit hervor; er hockte schließlich in sicherer Entfernung in seinem schönen, neuen Palast in New Bern und war durch dreihundert Meilen voller Küstenstädte, Plantagen, Kiefernwälder, Vorgebirge, unzugänglicher Berge und nackter Wildnis von unserer winzigen Siedlung auf Fraser’s Ridge getrennt. Angesichts all seiner anderen Sorgen, wie zum Beispiel den selbst ernannten »Regulatoren«, die Hillsborough terrorisiert hatten, und der korrupten Sheriffs und Richter, die diesen Terror provoziert hatten, glaubte ich kaum, dass er Zeit hatte, auch nur einen Gedanken an uns zu verschwenden. Zumindest hoffte ich das.
Doch das änderte nichts an der unangenehmen Tatsache, dass Gouverneur Tryon Jamie ein beträchtliches Landstück in den Bergen North Carolinas zum Geschenk gemacht hatte – und dass Tryon wiederum eine kleine, aber wichtige Tatsache in seiner Westentasche versteckt hielt: Jamie war katholisch. Und nach dem Gesetz kamen nur Protestanten in den Genuss der königlichen Landvergaben.
Angesichts der verschwindenden Anzahl von Katholiken in der Kolonie und ihrer mangelnden Organisation war die Frage der Religionszugehörigkeit kaum ein Thema. Es gab keine katholischen Kirchen, keine ortsansässigen katholischen Priester; Vater Donahue hatte auf Jocastas Bitten die beschwerliche Anreise aus Baltimore auf sich genommen. Jamies Tante Jocasta und ihr verstorbener Ehemann Hector Cameron waren schon so lange einflussreiche Mitglieder der hiesigen Gesellschaft, dass niemand auf die Idee gekommen wäre, ihren religiösen Hintergrund in Frage zu stellen, und ich hielt es für wahrscheinlich, dass kaum einer der Schotten, mit denen wir die ganze Woche gefeiert hatten, wusste, dass wir Papisten waren.
Allerdings würden sie es wahrscheinlich schon bald herausfinden. Brianna und Roger, die seit einem Jahr per
»Archie Hayes«, sagte ich plötzlich. »Ist er katholisch?«
Jamie hängte die nasse Windel an einen Ast und schüttelte sich das Wasser von den Händen.
»Ich habe ihn nicht danach gefragt«, sagte er. »Ich glaube es aber nicht. Das heißt, sein Vater war es nicht; es würde mich überraschen, wenn er es wäre – er ist schließlich Offizier.«
»Stimmt.« Die Nachteile seiner schottischen Herkunft, seiner Armut und seiner jakobitischen Vergangenheit waren erdrückend genug; es war sowieso erstaunlich, dass Hayes sie überwunden und es zu seiner gegenwärtigen Position gebracht hatte, ohne dass er noch zusätzlich mit der Bürde der Papistenreligion belastet war.
Doch was mir Sorgen machte, war nicht der Gedanke an Leutnant Hayes und seine Männer; es war Jamie. Äußerlich war er so ruhig und selbstsicher wie eh und je, und in seinem Mundwinkel lauerte stets dieses schwache Lächeln. Doch ich kannte ihn sehr gut; ich hatte gesehen, wie die beiden steifen Finger seiner rechten Hand – in einem englischen Gefängnis verstümmelt – zuckend gegen sein Bein geklopft hatten, als er in der vergangenen Nacht mit Hayes Witze und Geschichten ausgetauscht hatte. Noch jetzt konnte ich die schmale Falte sehen, die sich zwischen seinen Augenbrauen bildete, wenn er sich Sorgen machte, und es war nicht seine derzeitige Beschäftigung, die ihm Sorgen machte.
Sorgte er sich einfach nur wegen der Proklamation? Dafür sah ich keinen Grund, da schließlich niemand aus unserer Siedlung an den Unruhen von Hillsborough beteiligt gewesen war.
»…Presbyterianer«, sagte er gerade. Er sah mich ironisch lächelnd an. »Wie unser Roger.«
Die Erinnerung, die ich vorhin im Hinterkopf gehabt hatte, nahm plötzlich konkrete Formen an.
»Du hast es gewusst«, sagte ich. »Du hast
»Aye, das habe ich«, sagte er.
»Aber Brianna –«
»Sie würde den Jungen doch sogar heiraten, wenn er Hottentotte wäre«, unterbrach mich Jamie. »Das kann jeder sehen. Und ich kann nicht einmal sagen, dass ich viel gegen Roger einzuwenden hätte, wenn er Hottentotte
»Nicht?«
Jamie zuckte mit den Achseln und trat über den winzigen Bach hinweg an meine Seite. Er wischte sich die feuchten Hände am Saum seines Plaids ab.