Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Jocastas Lächeln hätte angeklebt sein können. Neben ihr zuckte Mr. Campbell kaum merklich mit seinen Augenbrauen und machte ein würdevolles Gesicht. Dem Leutnant ein Obstmesser ins Herz zu rammen, kam offensichtlich nicht in Frage – zumindest nicht, solange er die Bestellung nicht unterzeichnet hatte –, also tat ich das Zweitbeste, was mir einfiel: Ich nahm die Whiskyflasche und füllte ihm den Becher noch einmal bis zum Rand.

»Er ist furchtbar gut, nicht wahr? Wollt Ihr nicht noch ein Schlückchen, Leutnant?«

Er war wirklich gut – weich und warm. Und sehr teuer. Ich wandte mich an den jüngsten Fähnrich, lächelte ihn freundlich an und überließ es dem Leutnant, den Weg zum Boden der Flasche allein zu finden.

Die Unterhaltung setzte sich holprig, aber ohne weitere Zwischenfälle fort, obwohl die beiden Fähnriche von der anderen Seite des Tisches ein wachsames Auge auf die Fortschritte des Trunkenboldes hatten. Kein Wunder: Schließlich mussten sie den Leutnant auf ein Pferd hieven und heil nach Cross Creek zurückbringen. Allmählich ging mir auf, wieso sie zu zweit waren.

»Mr. Fraser scheint seine Sache ganz großartig zu machen«, murmelte der ältere Fähnrich und deutete in einem zaghaften Versuch, die steckengebliebene Unterhaltung wieder aufzunehmen, nach draußen. »Meint Ihr nicht auch, Sir?«

»Oh? Ah. Zweifelsohne.« Wolff hatte das Interesse an allen Dingen außer dem Grund seines Bechers verloren, doch es stimmte. Während wir anderen beim Essen saßen, war es Jamie – mit Ians Hilfe – gelungen, die Ordnung auf der Lichtung wiederherzustellen; die Pechkocher, Teerschweler und die Harzsammler in Bewegung zu setzen und das Gerümpel von der Explosion einzusammeln. Zurzeit befand er sich, nur mit Hemd und Kniehosen bekleidet, am anderen Ende der Lichtung, wo er mithalf, die halb verbrannten Baumstämme wieder in die Teergrube zu hieven. Ich beneidete ihn sehr – seine Aufgabe schien mir weitaus angenehmer zu sein als das Essen mit Leutnant Wolff.

»Aye, das hat er gut gemacht.« Farquards flinker Blick huschte über die Lichtung und kehrte dann zum Tisch zurück. Er machte sich ein Bild vom Zustand des Leutnants und drückte Jocastas Hand. Ohne sich umzuwenden, richtete sie das Wort an Josh, der still in der Ecke gewartet hatte.

»Steck die zweite Flasche da in die Satteltasche des Leutnants, Junge«, sagte sie. »Wäre doch ein Jammer, sie zu verschwenden.« Sie schenkte dem Leutnant ein bezauberndes Lächeln, das umso überzeugender wirkte, da er ihre Augen nicht sehen konnte.

Mr. Campbell räusperte sich.

»Da Ihr uns so bald verlassen werdet, Sir, sollten wir uns vielleicht jetzt um Eure Einkäufe kümmern.«

Es schien Wolff ein wenig zu überraschen, als er hörte, dass der Aufbruch bevorstand, doch seine Fähnriche sprangen hurtig auf und begannen, Papiere und Satteltaschen aufzulesen. Einer von ihnen brachte hastig ein Reisetintenfass und eine geschärfte Feder zum Vorschein und baute das Ganze vor dem Leutnant auf. Mr. Campbell zog einen zusammengefalteten Bogen Papier aus der Rocktasche und legte ihn dem Leutnant zur Unterschrift vor.

Wolff sah das Papier stirnrunzelnd an und schwankte dabei ein wenig.

»Einfach nur hier, Sir«, murmelte der ältere Fähnrich, schob seinem Vorgesetzten die Feder in die schlaffe Hand und zeigte auf das Papier.

Wolff hob seinen Becher, legte den Kopf zurück und trank die letzten Tropfen.

Er stellte den Becher mit einem Knall hin und lächelte mit leerem, ziellosem Blick in die Runde. Der jüngste Fähnrich schloss resigniert die Augen.

»Oh, warum auch nicht?«, sagte der Leutnant unternehmungslustig und tauchte die Feder ein.

»Willst du dich nicht gleich waschen und umziehen, Neffe?« Jocastas Nasenlöcher zuckten empfindlich. »Du stinkst fürchterlich nach Teer und Holzkohle.«

Ein Glück, dass sie ihn nicht sehen konnte. Nicht nur, dass er stank – seine Hände waren schwarz, von seinem neuen Hemd war nur noch ein Schmutzlappen übrig, und sein Gesicht war so verschmiert, dass er aussah, als käme er vom Schornsteinfegen. Was an ihm nicht schwarz war, war rot. Er hatte bei der Arbeit in der Mittagshitze keinen Hut getragen, und sein Nasenbein hatte die Farbe eines gekochten Hummers angenommen. Ich glaubte aber nicht, dass seine Farbe ausschließlich von der Sonne herrührte.

»Mein Bad kann warten«, sagte er. »Zuerst würde ich gern die Bedeutung dieser kleinen Scharade hier erfahren.« Er fixierte Mr. Campbell mit seinen dunkelblauen Augen.

»Erst lockt man mich unter dem Vorwand, dass ich Terpentin schnuppern soll, in den Wald, und eh man sichs versieht, sitze ich mit der britischen Marine am Tisch, rede über Dinge, von denen ich nichts verstehe, und dein Vasall hier tritt mir unterm Tisch vors Schienbein wie ein dressierter Affe.«

Jocasta lächelte.

Campbell seufzte. Trotz der Mühen des Tages war auf seinem adretten Rock keine Spur von Staub zu sehen, und seine altmodische Perücke saß ordentlich auf seinem Kopf.

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