Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Aus der Nähe betrachtet, erwies sich Campbell als ein Mann von etwa sechzig, nicht mehr als mittelgroß und von jener ledrigen Härte, die manche Schotten im Alter annehmen. Nicht so sehr ein Verwitterungsprozess als vielmehr eine Gerbung, die in einer ledrigen Oberfläche ähnlich der eines Lederschildes resultiert und selbst die schärfste Klinge abwehren kann.

Campbell begrüßte Jocasta erfreut, verbeugte sich höflich vor mir, registrierte Ian mit einem Zucken seiner Augenbrauen und wandte sich dann mit der ganzen Ausdruckskraft seiner gewitzten grauen Augen an Jamie.

»Ich bin sehr erfreut, dass Ihr hier seid, Mr. Fraser«, sagte er und streckte die Hand aus. »Wirklich sehr erfreut. Ich habe viel von Euch gehört, seit Eure Tante erfahren hat, dass Ihr River Run besuchen wollt.«

Er schien wirklich erfreut, Jamie kennenzulernen, was mir merkwürdig vorkam.

Nicht, dass es nicht die meisten Menschen freute, Jamie kennenzulernen – er war ein sehr einnehmender Mann, wenn ich das sagen darf –, doch es schien fast so etwas wie Erleichterung in Campbells überschwenglicher Begrüßung zu liegen, was mir ungewöhnlich vorkam bei einem Mann, dessen äußerliche Erscheinung eher auf Zurückhaltung und Schweigsamkeit schließen ließ.

Falls es Jamie merkwürdig vorkam, so verbarg er dies hinter einer Fassade der Höflichkeit.

»Eure Aufmerksamkeit schmeichelt mir, Mr. Campbell.« Jamie lächelte freundlich und verbeugte sich vor den Marineoffizieren. »Meine Herren? Ich bin ebenfalls erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen.«

Auf dieses Stichwort hin stellten sich eine rundliche, finster dreinblickende kleine Person namens Leutnant Wolff und seine beiden Fähnriche vor und verbeugten sich flüchtig, um mich und Jocasta dann aus ihren Gedanken und Gesprächen zu verbannen und ihre Aufmerksamkeit augenblicklich einer Unterhaltung über Festmeter und Hektoliter zuzuwenden.

Jamie zog die Augenbraue hoch, deutete mit leichtem Kopfnicken auf Jocasta und bedeutete mir in ehelicher Signalsprache, dass ich mir seine Tante schnappen und mich mit ihr verdrücken solle, während es ums Geschäft ging.

Jocasta zeigte allerdings nicht die geringste Bereitschaft, sich zu entfernen.

»Geht nur, meine Liebe«, drängte sie mich. »Josh wird Euch alles zeigen. Ich warte einfach im Schatten, während die Herren ihre Geschäfte erledigen. Die Hitze ist einfach zu viel für mich, fürchte ich.«

Die Männer hatten in einer Hütte mit offener Front Platz genommen, in der ein einfacher Tisch und eine Anzahl Hocker standen; wahrscheinlich nahmen hier die Sklaven ihre Mahlzeiten zu sich und nahmen die Kriebelmücken in Kauf, wenn sie nur frische Luft hatten. Eine andere Hütte diente Lagerzwecken; die dritte, die eingezäunt war, war demnach wohl das Schlafquartier.

»Man erhitzt das Terpentin und verkocht es zu Pech«, erklärte Josh und führte mich in Sichtweite der Kessel. »Ein Teil wird so, wie er ist, in Fässer gefüllt« – er deutete auf die Hütten, bei denen ein Wagen stand, der hoch mit Fässern beladen war –, »aber aus dem Rest wird Pech gemacht. Die Herren von der Marine sagen uns, wie viel sie brauchen, damit wir Bescheid wissen.«

Ein kleiner Junge von sieben oder acht saß auf einem hohen, wackeligen Hocker und rührte mit einem langen Stock in dem Kessel; ein größerer Junge stand mit einer enormen Schöpfkelle daneben, mit der er die oben schwimmende, leichtere Schicht von gereinigtem Terpentin abschöpfte und in ein Fass an der Seite goss.

Während ich ihnen zusah, kam ein Sklave mit einem Maultier aus dem Wald und hielt auf den Kessel zu. Ein anderer Mann kam ihm zu Hilfe, und gemeinsam luden sie die – offensichtlich schweren – Fässer vom Rücken des Maultiers und leerten das duftende, gelbliche Kiefernharz in einer lärmenden Kaskade in den Kessel.

»Och, tretet besser einen Schritt zurück, Ma’am«, sagte Josh und nahm mich am Arm, um mich vom Feuer wegzuziehen. »Das Zeug spritzt ziemlich, und falls es Feuer fängt, wollt Ihr bestimmt nicht verbrennen.«

Nach dem Anblick des Mannes im Wald wollte ich mir ganz gewiss keine Verbrennungen zuziehen. Ich wich zurück und blickte mich zu den Hütten um. Jamie, Mr. Campbell und die Männer von der Marine saßen auf den Hockern um den Tisch in der einen Hütte, teilten sich den Inhalt einer Flasche und stocherten in einem Haufen Papiere herum.

Von außen gegen die Wand der Hütte gepresst und für die Männer im Inneren unsichtbar, stand Jocasta Cameron. Die Ausrede von ihrer Erschöpfung vergessend, spitzte sie mit aller Kraft die Ohren.

Josh sah meinen überraschten Gesichtsausdruck und drehte sich um, um zu sehen, wohin ich blickte.

»Miss Jo hasst es, wenn sie nicht alle Fäden in der Hand hält«, murmelte er bedauernd. »Ich hab’s noch nicht selbst erlebt, aber Phaedre hat mir erzählt, wie die Herrin sich anstellt, wenn sie mit etwas nicht allein fertigwird – macht ein furchtbares Theater und stampft mit den Füßen.«

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