Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Das muss ein ziemlich bemerkenswerter Anblick sein«, murmelte ich. »Aber was schafft sie denn nicht allein?« Allem Anschein nach hatte Jocasta Cameron ihr Haus, ihre Felder und ihre Leute fest in der Hand.

Jetzt zog er ein überraschtes Gesicht.

»Och, die verflixte Marine. Hat sie Euch nicht gesagt, warum wir heute hier sind?«

Bevor ich mich der faszinierenden Frage widmen konnte, warum Jocasta mit der britischen Marine fertigwerden wollte, ob nun heute oder zu einem späteren Zeitpunkt, unterbrach uns ein Warnruf vom anderen Ende der Lichtung. Ich drehte mich um und wurde fast von einigen halbnackten Männern niedergetrampelt, die in Panik auf die Hütten zurannten.

Auf der anderen Seite der Lichtung erhob sich ein merkwürdiger Hügel. Ich hatte ihn schon zuvor bemerkt, war aber noch nicht dazu gekommen, mich danach zu erkundigen. Der Boden der Lichtung bestand zum Großteil aus Erde, doch der Hügel war mit Gras bedeckt – aber es war ein seltsam fleckiges Gras: teils grün, teils gelb vertrocknet, und hier und da ein Rechteck, das völlig braun war.

Gerade als ich begriff, dass das daher kam, dass der Hügel mit ausgestochenen Grassoden bedeckt war, flog das Ganze in die Luft. Es gab kein Explosionsgetöse, nur ein unterdrücktes Geräusch wie ein enormes Niesen und eine leichte Druckwelle, die mir über die Wange strich.

Es hörte sich zwar nicht an wie eine Explosion, doch es sah zweifellos so aus; überall auf der Lichtung regneten Stücke des Grasbelages und verbrannte Holzsplitter herab. Es gab ein großes Geschrei, und Jamie und seine Begleiter kamen aus der Hütte geschossen wie eine Schar aufgescheuchter Fasane.

»Geht’s dir gut, Sassenach?« Mit ängstlichem Gesicht fasste er mich am Arm.

»Ja, alles klar«, sagte ich ziemlich verwirrt. »Was zum Kuckuck ist hier passiert?«

»Wenn ich das wüsste«, sagte er kurz, während er bereits den Blick über die Lichtung schweifen ließ. »Wo ist Ian?«

»Ich weiß es nicht. Du glaubst doch nicht, dass er etwas damit zu tun hatte, oder?« Ich strich über die freischwebenden Holzkohleflocken, die in meinem Ausschnitt gelandet waren. Schwarze Streifen verzierten mein Dekolleté, als ich Jamie zu dem kleinen Sklavengrüppchen folgte, das in einer verwirrenden Mischung aus Gälisch, Englisch und diversen afrikanischen Sprachen durcheinanderredete.

Wir fanden Ian bei einem der Fähnriche. Sie blickten interessiert in die geschwärzte Grube, die jetzt da war, wo zuvor der Hügel gewesen war.

»Es kommt häufig vor, habe ich gehört«, sagte der Fähnrich gerade, als wir dazukamen. »Ich habe es allerdings noch nie gesehen – erstaunlich kraftvoller Stoß, nicht wahr?«

»Was passiert oft?«, fragte ich und sah an Ian vorbei. Die Grube war mit geschwärzten Kiefernbalken gefüllt, die durch die Wucht der Explosion kreuz und quer übereinandergeflogen waren. Das Fundament des Hügels war noch da und ragte wie der Rand einer Backform um die Grube herum auf.

»Eine Explosion beim Teerschwelen«, antwortete der Fähnrich. Er war klein und rotwangig, ungefähr in Ians Alter. »Man schwelt Kienholz unter einem luftdichten Mantel aus Erde und Rasenstücken, damit die Hitze nicht entweicht. Dabei muss noch so viel Luft hereinströmen, dass das Feuer anbleibt. Der Teer fließt dann durch einen ausgehöhlten Baumstamm in das Teerfass – seht Ihr?« Er zeigte auf einen gespaltenen Baumstamm, der über den Überresten eines zerschmetterten Fasses hing, aus dem klebriges Schwarz sickerte. Die Luft war vom Geruch verbrannten Holzes und dicken Teeres erfüllt, und ich versuchte, nur durch den Mund zu atmen.

»Das Problem ist, die Luftzufuhr zu regeln«, fuhr der kleine Fähnrich fort, der sich ein wenig mit seinem Wissen brüstete. »Bei zu wenig Luft geht das Feuer aus; bei zu viel Luft entwickelt es so viel Energie, dass man es nicht mehr kontrollieren kann, und dann können sich die Schweldämpfe entzünden und aus ihrem Gefängnis ausbrechen. Wie Ihr seht, Ma’am.« Er wies mit wichtiger Miene auf einen Baum in unmittelbarer Nähe. Eins der Rasenstücke war mit solcher Wucht dagegen geflogen, dass es sich um den Stamm gewickelt hatte und nun wie ein zottiger gelber Pilz dort klebte.

»Es erfordert höchste Präzision«, sagte er, während er sich auf die Zehenspitzen stellte und sich mit Interesse umsah. »Wo ist der Sklave, dessen Aufgabe es ist, sich um das Feuer zu kümmern? Ich hoffe, der arme Kerl ist nicht umgekommen.«

Er war nicht umgekommen. Ich hatte die Menge während unseres Gespräches prüfend gemustert und nach Verletzten gesucht, doch alle schienen unversehrt davongekommen zu sein – diesmal.

»Tante Jocasta!«, erinnerte Jamie sich plötzlich. Er fuhr zu den Hütten herum, entspannte sich dann aber. Dort stand sie ja, deutlich erkennbar in ihrem grünen Kleid. Ihre Haltung war stocksteif.

Stocksteif vor Wut, wie wir feststellten, als wir sie erreichten. Wir alle hatten sie im Durcheinander nach der Explosion vergessen, und blind, wie sie war, musste sie hilflos dastehen und sich den Tumult anhören, ohne eingreifen zu können.

Перейти на страницу:

Похожие книги