»Was?«, sagte er verblüfft.
Der kleine
»Schneide mich«, sagte ich drängend. »Tief genug, um eine Narbe zu hinterlassen. Ich möchte deine Berührung mit mir nehmen, etwas von dir haben, das immer bei mir ist. Es ist mir gleichgültig, wenn es schmerzt; nichts könnte schmerzhafter sein, als dich zu verlassen. Wenigstens kann ich dich dann spüren, wenn ich es berühre, wo immer ich bin.«
Seine Hand lag über der meinen auf dem Griff des Messers. Im nächsten Moment drückte er sie und nickte. Er zögerte kurz, die rasiermesserscharfe Klinge in der Hand, und ich hielt ihm meine Rechte hin. Unter unseren Decken war es warm, doch sein Atem stieg in kleinen, deutlichen Wölkchen in der kalten Luft des Zimmers auf.
Er drehte meine Handfläche nach oben und betrachtete sie sorgfältig, dann hob er sie an seine Lippen. Ein sanfter Kuss auf die Handfläche, und er umschloss meine Daumenwurzel mit einem festen, saugenden Biss. Er ließ los und schnitt auf der Stelle in die betäubte Haut. Ich spürte nicht mehr als ein leises Brennen, doch es blutete sofort. Wieder hob er die Hand an seinen Mund und hielt sie dort fest, bis der Blutfluss langsamer wurde. Er wickelte die Wunde, die jetzt biss, sorgfältig in ein Taschentuch, jedoch nicht, ehe ich gesehen hatte, dass der Schnitt die Form eines kleinen, etwas schiefen Buchstaben »J« hatte.
Als ich den Kopf hob, sah ich, dass er mir das Messerchen entgegenhielt. Ich nahm es und griff dann zögernd nach der Hand, die er mir hinhielt.
Er schloss kurz die Augen und biss sich auf die Lippen, doch ihm entwich ein kleiner Schmerzenslaut, als ich die Messerspitze in die fleischige Verdickung an seiner Daumenwurzel presste. Der Venushügel, hatte mir eine Handleserin erzählt, Erkennungszeichen für Leidenschaft und Liebe.
Erst als ich den kleinen, halbkreisförmigen Schnitt vollendete, begriff ich, dass er mir seine linke Hand gegeben hatte.
»Ich hätte die andere nehmen sollen«, sagte ich. »Dein Schwertgriff wird darauf drücken.«
Er lächelte schwach.
»Mehr kann ich mir nicht wünschen, als in meinem letzten Kampf deine Berührung zu spüren – wo auch immer er sein wird.«
Ich wickelte das blutbefleckte Taschentuch los und drückte meine verletzte Hand fest an die seine. Das Blut war warm und dickflüssig; noch klebte es nicht zwischen unseren Händen.
»Blut von meinem Blut …«, flüsterte ich.
»… und Bein von meinem Bein«, antwortete er leise. Keiner von uns konnte den Schwur zu Ende bringen – »solange wir beide leben« –, doch die schmerzenden Worte hingen unausgesprochen zwischen uns. Schließlich lächelte er schief.
»Und noch länger«, sagte er entschlossen und zog mich noch einmal an sich.
»Frank«, sagte er schließlich und seufzte. »Nun, ich überlasse es dir, was du ihm über mich erzählst. Vermutlich wird er es nicht hören wollen. Wenn aber doch, wenn du merkst, dass du ihm von mir erzählen kannst wie mir von ihm … dann sag ihm … dass ich dankbar bin. Sag ihm, ich vertraue ihm, weil ich es muss. Und sag ihm …« Seine Hände legten sich plötzlich fester um meine Arme, und er sprach mit einer Mischung aus Lachen und absoluter Aufrichtigkeit. »Sag ihm, ich hasse ihn bis ins tiefste Mark!«
Wir waren angekleidet, und aus dem Morgengrauen war der Tag geworden. Wir hatten nichts zu essen, nichts, was wir hätten frühstücken können. Nichts, was noch zu tun gewesen wäre … und nichts mehr zu sagen.
Er würde jetzt aufbrechen müssen, wenn er rechzeitig in Drumossie eintreffen wollte. Dies war unser endgültiger Abschied, und wir konnten die Worte nicht finden, um Lebewohl zu sagen.
Schließlich lächelte er schief, beugte sich vor und küsste mich auf die Lippen.
»Es heißt«, begann er und hielt inne, um sich zu räuspern. »Es heißt, wenn ein Mann in alter Zeit zu großen Taten aufbrach … suchte er sich eine weise Frau und bat sie um ihren Segen. Dann stellte er sich in die Richtung, in die er ziehen würde, und sie trat hinter ihn, um die Worte des Gebets über ihm zu sprechen. Wenn sie fertig war, ging er geradewegs los und sah sich nicht um, denn das bedeutete Unglück für sein Streben.«
Er berührte mein Gesicht und wandte sich zur offenen Tür. Die Morgensonne strömte herein und ließ sein Haar in tausend Flammen leuchten. Er richtete die breiten Schultern auf und holte tief Luft.
»So segne mich denn, weise Frau«, sagte er leise, »und geh.«
Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und suchte nach Worten. Jenny hatte mich einige der alten keltischen Gebete um Beistand gelehrt; ich versuchte, mich an die Worte zu erinnern.
»Jesus, Sohn Marias«, begann ich mit heiserer Stimme, »ich rufe Deinen Namen an und den Namen des Apostels Johannes. Und die Namen aller Heiligen in der roten Domäne, dich zu schützen in der kommenden Schlacht …«
Ich hielt inne, unterbrochen durch ein Geräusch, das unter uns auf dem Hügel erklang. Das Geräusch von Stimmen und Schritten.