Jamies Schulter erstarrte unter meiner Hand, dann fuhr er herum und schob mich zur Rückwand der Kate, die zusammengefallen war.
»Da entlang!«, sagte er. »Es sind Engländer! Claire, geh!«
Ich rannte auf die Lücke in der Mauer zu, das Herz in der Kehle, und er drehte sich wieder zur Tür, die Hand an seinem Schwert. Ich blieb stehen, nur eine Sekunde, um ihn ein letztes Mal anzusehen. Er wandte den Kopf, erblickte mich, und plötzlich war er da und drückte mich in quälender Verzweiflung an die Wand. Er hielt mich grimmig fest. Ich konnte spüren, wie sich seine Erektion an meinen Bauch presste und sich sein Dolchgriff in meine Seite bohrte.
Er sprach heiser in mein Haar. »Einmal noch. Ich muss! Nur schnell!« Er lehnte mich an die Wand, und ich raffte meine Röcke, während er seinen Kilt hochzog. Dies hatte nichts mit Liebe zu tun; er nahm mich schnell und machtvoll, und es war in Sekunden vorbei. Die Stimmen waren näher gekommen, nur noch hundert Meter entfernt.
Er küsste mich noch einmal, so heftig, dass sich mein Mund mit Blutgeschmack füllte. »Nenn ihn Brian«, sagte er, »nach meinem Vater.« Er stieß mich auf die Öffnung zu. Im Rennen blickte ich mich um und sah ihn mitten im Eingang stehen, das Schwert halb gezogen, den Dolch in der rechten Hand bereit.
Die Engländer, die nicht damit rechneten, dass jemand in der Kate war, waren nicht auf die Idee gekommen, einen Kundschafter zur Rückseite zu schicken. Der Abhang hinter der Kate war verlassen, und ich rannte auf das Erlendickicht unter der Hügelkuppe zu.
Ich schob mich tränenblind durch das dichte Geäst und stolperte über Steine. Hinter mir in der Kate konnte ich Schreie und Schwerterklirren hören. Meine Oberschenkel waren mit Jamies Samen verklebt. Der Gipfel des Hügels schien gar nicht näher zu kommen; vermutlich würde ich den Rest meines Lebens damit zubringen, mich durch diese Bäume zu kämpfen, die mir den Weg und die Luft abschnitten!
Hinter mir knackte es laut im Unterholz. Jemand hatte mich aus der Kate laufen gesehen. Ich wischte die Tränen beiseite und kletterte weiter, tastete mich auf allen vieren vor, als der Untergrund steiler wurde. Jetzt war ich auf der Lichtung vor dem Vorsprung aus Granit, an den ich mich erinnerte. Der kleine Hartriegel, der aus dem Felsen spross, war da und das Gewirr aus kleinen Felsen.
Am Rand des Steinkreises blieb ich stehen und blickte bergab, denn ich hätte gern gesehen, was dort geschah. Wie viele Soldaten befanden sich bei der Kate? Konnte ihnen Jamie entwischen und es zu seinem Pferd weiter unten schaffen? Ohne das Tier würde er Culloden niemals rechtzeitig erreichen.
Mit einem Mal teilte sich das Unterholz, und es wurde rot. Ein englischer Soldat. Ich machte kehrt, rannte keuchend über den Rasen im Inneren des Steinkreises und stürzte mich durch den gespaltenen Stein.
Siebter Teil
Kapitel 47
Lose Enden
Er hatte natürlich recht. Der verdammte Kerl, er hatte fast immer recht.« Claire klang beinahe aufgebracht. Ein reumütiges Lächeln huschte über ihr Gesicht hinweg, dann richtete sie den Blick auf Brianna, die auf dem Kaminläufer saß und ihre Knie umfasst hielt, das Gesicht vollkommen ausdruckslos. Nur die sanften Bewegungen ihres Haars, das sich mit der aufsteigenden Hitze des Feuers hob, zeigten eine Regung.
»Es war – auch diesmal – eine Risikoschwangerschaft und eine lebensgefährliche Geburt. Wäre ich das Risiko auf der anderen Seite eingegangen, hätte es uns mit ziemlicher Sicherheit beide umgebracht.« Sie sprach direkt mit ihrer Tochter, als wären sie allein im Zimmer. Roger, der allmählich aus dem Bann der Vergangenheit erwachte, kam sich wie ein Eindringling vor.
»Die ganze Wahrheit also. Es war unerträglich, ihn zu verlassen«, sagte Claire. »Selbst um deinetwillen … Eine Weile habe ich dich gehasst, vor deiner Geburt, denn du warst der Grund, warum er mich gezwungen hat zu gehen. Es hätte mir nichts ausgemacht zu sterben – nicht mit ihm. Aber weitermachen zu müssen, ohne ihn zu leben – er hatte recht, mein Teil der Abmachung war der schlimmere. Aber ich habe sie gehalten, weil ich ihn geliebt habe. Und wir sind am Leben geblieben, du und ich, weil er dich geliebt hat.«
Brianna regte sich nicht; wandte den Blick nicht vom Gesicht ihrer Mutter ab. Nur ihre Lippen bewegten sich, steif, als sei das Sprechen ungewohnt.
»Wie lange … hast du mich gehasst?«
Goldene Augen trafen blaue, unschuldig und gnadenlos wie die Augen eines Falken.
»Bis du geboren wurdest und ich dich halten konnte und dich gestillt habe und du mich mit den Augen deines Vaters angesehen hast.«
Brianna stieß ein schwaches, ersticktes Geräusch aus, doch ihre Mutter fuhr fort, mit etwas sanfterer Stimme jetzt, während sie die junge Frau zu ihren Füßen ansah.
»Und dann habe ich dich kennengelernt, ein eigenständiges Wesen, unabhängig von mir oder Jamie. Und ich habe dich um deinetwillen geliebt, nicht nur um des Mannes willen, der dein Vater war.«