Er zuckte mit den Schultern, um anzudeuten, dass es keine Rolle spielte – und so war es eigentlich auch. Die Berge hatten ihren eigenen Rhythmus, und ein kluger Mann versuchte nicht, sich unter Zeitdruck zu setzen. MacDonald war ein erfahrener Soldat und weit gereist – aber er stammte aus Pitlochry, nah genug an den Gipfeln der Highlands, um ihren Charakter zu kennen.
»Ich bin heute Morgen angekommen«, sagte er. »Aus New Bern.«
Leise Alarmglocken schlugen in meinem Hinterkopf. Er musste gut zehn Tage für die Reise von New Bern nach hier gebraucht haben, wenn er den direkten Weg genommen hatte – und der Zustand seiner zerknitterten, mit Schlamm bespritzten Uniform ließ darauf schließen.
New Bern war der Ort, an dem der neue Königliche Gouverneur der Kolonie, Josiah Martin, sein Quartier aufgeschlagen hatte. Und da MacDonald »aus New Bern« gesagt hatte, ohne einen weiteren Haltepunkt seiner Reise zu erwähnen, war mir damit hinreichend klar, dass der Grund für seine Reise, was auch immer es war, seinen Ursprung
Ich warf einen Blick in Richtung des Pfades, der zur Koppel führte, doch Jamie war noch nicht zu sehen. Mrs. Bug dagegen schon. Sie kam gerade aus dem Kühlhaus. Ich winkte ihr zu, und sie gestikulierte wild zu meiner Begrüßung, wenn auch gebremst durch einen Topf mit Milch in der einen Hand, einen Eimer mit Eiern in der anderen, ein Buttergefäß, das unter ihrem Arm steckte, und ein großes Stück Käse, das sie sich fest unter das Kinn geklemmt hatte. Sie brachte den steilen Abstieg erfolgreich hinter sich und verschwand an der Rückseite des Hauses in Richtung der Küche.
»Omeletts für alle, wie es aussieht«, merkte ich an und wandte mich erneut dem Major zu. »Seid Ihr zufällig durch Cross Creek gekommen?«
»In der Tat, Ma’am. Die Tante Eures Gatten übersendet Euch ihre Grüße – und eine Anzahl Bücher und Zeitungen, die ich mitgebracht habe.«
Auch Zeitungen gegenüber war ich in diesen Tagen misstrauisch – wenn auch die Ereignisse, von denen sie berichteten, zweifellos Wochen oder gar Monate zurücklagen. Doch ich stieß ein erfreutes Geräusch aus und wünschte mir, Jamie würde sich beeilen, damit ich mich entschuldigen konnte. In meinem Haar hing Brandgeruch, und meine Hände erinnerten mich daran, wie es sich anfühlte, kalte Haut zu berühren; ich hätte mich furchtbar gern gewaschen.
»Verzeihung?« Ich hatte etwas überhört, was MacDonald sagte. Er beugte sich höflich zu mir herüber, um es zu wiederholen, dann fuhr er plötzlich mit aufgerissenen Augen zurück.
»Verdammte Katze!«
Adso, der bis jetzt sehr überzeugend den schlaffen Wischlappen gegeben hatte, war auf dem Schoß des Majors aufgesprungen. Seine Augen glühten, sein Schwanz sah aus wie eine Flaschenbürste, und er zischte wie ein Teekessel, während er dem Major die Krallen in die Beine bohrte. Ich kam gar nicht dazu zu reagieren, denn schon sprang er über die Schulter des Majors hinweg durch das offene Sprechzimmerfenster in unserem Rücken, wobei er den Rüschenkragen des Majors zerriss und ihm die Perücke verzog.
MacDonald fluchte heftig, aber ich hatte keine Aufmerksamkeit für ihn übrig. Rollo kam den Pfad zum Haus entlang, unheimlich wie ein Wolf im Zwielicht, doch er benahm sich so merkwürdig, dass ich auf den Beinen war, bevor mich ein bewusster Gedanke aufstehen ließ.
Der Hund rannte immer wieder ein paar Schritte auf das Haus zu, lief ein- oder zweimal im Kreis, als könnte er sich nicht entscheiden, was er als Nächstes tun sollte, dann lief er zurück zum Wald, machte kehrt und rannte wieder auf das Haus zu. Dabei jaulte er aufgeregt und hielt die wedelnde Rute gesenkt.
»Ach, du lieber Himmel«, sagte ich. »Der verflixte Timmy ist in den Brunnen gefallen!« Ich stürzte die Stufen hinunter und rannte den Pfad entlang. Den erschrockenen Fluch des Majors hinter mir bekam ich kaum mit.
Ich fand Ian ein paar hundert Meter weiter, bei Bewusstsein, aber benommen. Er saß mit geschlossenen Augen auf dem Boden und hielt sich mit beiden Händen den Kopf, als wollte er verhindern, dass die Knochen seines Schädels auseinanderfielen. Er öffnete die Augen, als ich neben ihm auf die Knie sank, und lächelte mich verschwommen an.
»Tante Claire«, sagte er heiser. Er schien noch etwas sagen zu wollen, schien sich aber nicht entscheiden zu können, was: Sein Mund öffnete sich, blieb dann aber einfach so, während sich seine Zunge nachdenklich hin und her bewegte.
»Sieh mich an, Ian«, sagte ich so ruhig wie möglich. Das tat er – gut so. Es war zwar zu dunkel, um sehen zu können, ob seine Pupillen unnatürlich erweitert waren, doch selbst im abendlichen Schatten der Kiefern am Wegrand konnte ich seine blasse Gesichtsfarbe und die dunkle Blutspur sehen, die sich über sein Hemd zog.
Eilige Schritte kamen hinter mir den Pfad entlang; Jamie, dicht gefolgt von MacDonald.
»Wie geht’s dir, Junge?«