»Ich hätte nie geglaubt, dass es so weit kommen würde – oder so schnell«, sagte er und schüttelte den Kopf. Die Loyalisten im Vorgebirge waren plötzlich von einer Mehrheit zur bedrohten und verängstigten Minderheit geworden. Einige waren buchstäblich aus ihren Häusern verjagt worden und hatten sich in die Sümpfe und Wälder geflüchtet; andere hatten Prügel bezogen und üble Verletzungen erlitten.
»Sogar Farquard Campbell«, sagte Duncan und rieb sich müde das Gesicht. »Das Komitee für die Sicherheit hat ihn vor sich zitiert, ihn der Loyalität gegenüber der Krone bezichtigt und mit der Konfiszierung seiner Plantage gedroht. Er hat eine große Summe als Kaution hinterlegt, und sie haben ihn gehen lassen – aber es war knapp.«
Knapp genug, um Duncan in Angst und Schrecken zu versetzen. Das Debakel mit den versprochenen Gewehren hatte ihm jeden Einfluss bei den ortsansässigen Loyalisten geraubt, und er war vollständig isoliert gewesen, schutzlos gegenüber der nächsten Welle von Feindseligkeiten – die jeder Idiot von weitem kommen sehen konnte.
Daher hatte er schnell reagiert und River Run zu einem anständigen Preis verkauft, bevor das Gut beschlagnahmt wurde. Ein oder zwei Lagerhäuser am Fluss und ein paar andere Besitztümer hatte er behalten, doch die Plantage, das Vieh und die Sklaven hatte er ebenfalls verkauft und den Vorschlag gemacht, sofort mit seiner Frau nach Kanada zu ziehen, wie es viele andere Loyalisten auch taten.
»Hamish MacKenzie ist ja auch dort«, erklärte er. »Er und einige andere aus Leoch haben sich in Neuschottland niedergelassen, als sie Schottland in der Folge von Culloden verlassen haben. Er ist Jocastas Neffe, und Geld haben wir genug –« Er warf einen vagen Blick in den Flur, wo Ulysses die Satteltaschen deponiert hatte. »Er wird uns helfen, etwas zu finden.«
Er lächelte schief.
»Und wenn das alles nicht gutgeht … nun, man sagt ja, dort lässt es sich gut fischen.«
Jamie lächelte über den müden Witz und schenkte ihm Whisky nach, doch als er vor dem Abendessen zu mir in das Sprechzimmer kam, schüttelte er den Kopf.
»Sie wollen auf dem Landweg nach Virginia und von dort mit etwas Glück nach Neuschottland. Vielleicht schaffen sie es in Newport News; es ist ein kleiner Hafen, und die britische Blockade ist dort nicht sehr dicht – hofft Duncan.«
»Oje.« Es würde eine kräftezehrende Reise werden – und Jocasta war nicht mehr jung. Und der Zustand ihres Auges … Angesichts der Dinge, die wir in jüngster Zeit erfahren hatten, war mir Jocasta alles andere als sympathisch, doch die Vorstellung, dass sie ihrem Heim entrissen und zur Emigration gezwungen wurde, während sie grausame Schmerzen litt – nun, man konnte auf den Gedanken kommen, dass es doch so etwas wie göttliche Vergeltung gab.
Ich senkte meine Stimme und sah hinter mich, um mich zu vergewissern, dass Duncan tatsächlich nach oben gegangen war. »Was ist mit Ulysses? Und Phaedre?«
Jamie presste die Lippen fest aufeinander.
»Ah. Nun, was das Mädchen angeht – ich habe Duncan gebeten, sie mir zu verkaufen. Ich werde sie freilassen, so schnell ich kann; vielleicht schicke ich sie nach New Bern zu Fergus. Er war sofort einverstanden und hat mir auf der Stelle eine Kaufurkunde geschrieben.« Er wies in Richtung seines Studierzimmers. »Was Ulysses betrifft …« Sein Gesicht war grimmig. »Ich glaube, diese Angelegenheit wird sich von selbst regeln, Sassenach.«
Mrs. Bug kam durch den Flur gerauscht, um zu verkünden, dass das Essen auf dem Tisch stand, und ich kam nicht dazu, ihn zu fragen, was er mit dieser Bemerkung meinte.
Ich drückte die Kompresse mit Zaubernuss und Piment aus und legte sie Jocasta sanft über die Augen. Gegen die Schmerzen hatte ich ihr schon Weidenrindentee gegeben, und die Kompresse konnte nichts an dem Glaukom ändern – doch sie würde ihr zumindest ein wenig guttun, und es war sowohl für den Patienten als auch für den Arzt eine Erleichterung, irgendetwas anbieten zu können, und wenn es nur einen Hauch von Linderung brachte.
»Würdest du einen Blick in meine Satteltaschen werfen, Claire?«, fragte sie und reckte sich ein wenig, um sich bequemer hinzulegen. »Es ist eine kleine Packung mit einem Kraut darin, das dich vielleicht interessiert.«
Ich fand es sofort – mit dem Geruchssinn.
»Woher in aller Welt habt Ihr das?«, fragte ich halb belustigt.
»Farquard Campbell«, erwiderte sie ungerührt. »Als du mir gesagt hast, was mit meinen Augen ist, habe ich Fentiman gefragt, ob ihm etwas bekannt sei, was helfen könnte, und er hat mir gesagt, er habe irgendwo gehört, dass Hanf vielleicht helfen könne. Farquard Campbell baut ein Feld damit an, also habe ich mir gedacht, ich könnte es genauso gut versuchen. Würdest du es mir bitte in die Hand geben, Nichte?«