Читаем Outlander - Ein Hauch von Schnee und Asche: Roman (Die Outlander-Saga 6) (German Edition) полностью

»Das hat sie doch«, lautete die überraschende Antwort. Der Butler fasste sich an die Brust seines Rocks. »Sie hat die nötigen Papiere vor zwanzig Jahren geschrieben – sie hat gesagt, sie könnte den Gedanken nicht ertragen, dass ich nur zu ihr ins Bett komme, weil ich muss. Aber ein Antrag auf Freilassung muss von der Versammlung genehmigt werden. Und wenn ich offiziell freigelassen worden wäre, hätte ich nicht in ihrem Dienst bleiben können, so wie ich es getan habe.« Das stimmte allerdings, ein freigelassener Sklave war verpflichtet, die Kolonie innerhalb von zehn Tagen zu verlassen, sonst lief er Gefahr, erneut versklavt zu werden, und zwar von jedem, dem es beliebte; bei der Vorstellung, dass große Gruppen freigelassener Neger durch die Landschaft streiften, machten sich Rat und Versammlung vor Angst in die Hosen.

Der Butler blickte einen Moment zu Boden und schirmte die Augen vor dem Licht ab.

»Ich konnte mich für Jo entscheiden – oder die Freiheit. Ich habe mich für sie entschieden.«

»Aye, sehr romantisch«, sagte Jamie extrem trocken – obwohl ihn die Worte des Butlers in Wirklichkeit nicht ungerührt ließen. Jocasta MacKenzie war eine Pflichtehe eingegangen und gleich noch eine – und er war überzeugt, dass sie in keiner ihrer Ehen besonders glücklich gewesen war, bis sie bei Duncan immerhin so etwas wie Zufriedenheit fand. Er war schockiert über die Wahl, die sie getroffen hatte; er missbilligte ihren Ehebruch und war wirklich wütend über ihren Betrug an Duncan, doch ein Teil von ihm – zweifellos der MacKenzie-Teil – konnte sie nur dafür bewundern, wie kühn sie sich das Glück nahm, wo sie es fand.

Er seufzte tief. Der Regen ließ jetzt nach; das Donnern auf dem Dach hatte sich zu leisem Prasseln abgeschwächt.

»Nun denn. Eine Frage habe ich noch.«

Ulysses neigte ernst den Kopf, eine Geste, die Jamie schon tausendmal gesehen hatte. Zu Euren Diensten, Sir, sagte sie – und darin lag mehr Ironie als in jedem Wort, das der Mann bis jetzt gesagt hatte.

»Wo ist das Gold?«

Ulysses’ Kopf fuhr auf, seine Augen waren vor Verblüffung weit aufgerissen. Zum ersten Mal empfand Jamie einen Hauch von Zweifel.

»Ihr glaubt, ich habe es gestohlen?«, sagte der Butler ungläubig. Doch dann verzog sich sein Mund. »Natürlich glaubt Ihr das.« Er rieb sich die Nase und sah besorgt und unglücklich aus – mit gutem Grund, dachte Jamie.

Sie standen eine Weile da und betrachteten einander schweigend – eine Sackgasse. Jamie hatte nicht das Gefühl, dass sein Gegenüber versuchte, ihn zu täuschen – und darin war der Mann weiß Gott gut, dachte er zynisch.

Schließlich hob Ulysses seine breiten Schultern und ließ sie hilflos wieder sinken.

»Ich kann nicht beweisen, dass ich es nicht war«, sagte er. »Ich kann Euch nur mein Ehrenwort anbieten – doch so etwas wie Ehre steht mir ja nicht zu.« Zum ersten Mal klang Bitterkeit in seiner Stimme mit.

Jamie fühlte sich plötzlich furchtbar müde. Die Pferde und Maultiere dösten längst wieder vor sich hin, und er wünschte sich nichts so sehr wie sein eigenes Bett und seine Frau an seiner Seite. Er wollte auch, dass Ulysses fort war, bevor Duncan seine Perfidität herausfand. Und Ulysses war zwar der offensichtlichste Kandidat für den Diebstahl des Goldes, doch das änderte nichts daran, dass er es in den letzten zwanzig Jahren jederzeit unter sehr viel weniger Gefahr hätte an sich nehmen können. Warum jetzt?

»Schwörst du beim Leben meiner Tante?«, fragte er abrupt. Ulysses’ Augen glitzerten scharf und reglos im Laternenschein.

»Ja«, sagte er schließlich leise. »Das tue ich.«

Jamie war im Begriff, ihn zu entlassen, als ihm ein letzter Gedanke kam.

»Hast du Kinder?«, fragte er.

Unentschlossenheit überzog das gemeißelte Gesicht; Überraschung und Argwohn, vermischt mit etwas anderem.

»Keine, die ich als die meinen in Anspruch nehmen würde«, sagte er schließlich, und Jamie sah, was es war – Verachtung gemischt mit Scham. Sein Kiefer spannte sich an, und sein Kinn hob sich ein wenig. »Warum fragt Ihr mich das?«

Jamie sah ihn einen Moment an und dachte an Brianna, in der ein Kind heranwuchs.

»Weil«, sagte er schließlich, »es einzig die Hoffnung auf eine bessere Welt für meine Kinder und Kindeskinder ist, die mir den Mut verleiht zu tun, was hier getan werden muss.« Ulysses’ Gesicht hatte jeden Ausdruck verloren; es glänzte dunkel und reglos im Schein der Laterne.

»Wenn man in der Zukunft nichts zu verlieren hat, hat man auch keinen Grund, dafür zu leiden. Wenn man aber Kinder hat –«

»Sie sind Sklaven, Kinder von Sklavinnen. Was könnten sie mir bedeuten?« Ulysses hatte die Hände zu Fäusten geballt und hielt sie an seine Oberschenkel gedrückt.

»Dann geh«, sagte Jamie leise. Er trat beiseite und wies mit dem Lauf der Pistole zum Tor. »Stirb wenigstens als freier Mann.«




Kapitel 111

Der einundzwanzigste Januar


21. Januar 1776

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