Roger räusperte sich explosiv; Jamie und Ian wechselten einen Blick, dann sahen sie zum Feuer, das im Kamin loderte, den Stapel mit knochentrockenem Brennholz gleich daneben und den überfließenden Zunderkorb … Aller Augen richteten sich erwartungsvoll auf Jamie, dessen Gesicht eine Studie der widersprüchlichen Emotionen war.
»Wir könnten ja vielleicht«, sagte er langsam, »alle zu Arch gehen.«
Ich fing an, an den Fingern abzuzählen: »Du, ich, Roger, Brianna, Ian, Amy, Aidan, Orrie, Jemmy – plus Mr. und Mrs. Bug, das sind elf Leute. In einer Hütte, die nur ein Zimmer hat und zweieinhalb mal drei Meter misst?« Ich schloss die Fäuste und starrte ihn an. »Dort brauchte wenigstens niemand Feuer zu legen; die Hälfte von uns würde sowieso im Kamin sitzen und fröhlich in Flammen stehen.«
»Mmpfm. Nun ja … die Hütte der Christies steht leer.«
Amys Augen weiteten sich vor Schrecken, und keiner sah den anderen an. Jamie holte tief Luft und atmete hörbar aus.
»Vielleicht werden wir einfach … gut aufpassen«, schlug ich vor. Alle atmeten vorsichtig aus, und wir widmeten uns wieder unseren Beschäftigungen, wenn auch jetzt ohne das Gefühl gemütlicher Sicherheit.
Das Essen verging ohne Zwischenfälle, doch am Nachmittag klopfte es an der Tür. Amy schrie auf, und Brianna ließ das Hemd, das sie gerade flickte, vor Schreck ins Feuer fallen. Ian sprang auf und riss die Tür auf, und Rollo, der aus seinem Nickerchen gerissen wurde, raste bellend an ihm vorbei.
Jamie und Roger stießen in der Tür zusammen, blieben einen Moment darin stecken und stürzten dann hindurch. Sämtliche Jungen kreischten auf und liefen zu ihren jeweiligen Müttern, die hektisch auf das schwelende Hemd einschlugen, als sei es eine lebendige Schlange.
Ich war zwar aufgesprungen, stand aber an die Wand gedrückt und kam nicht an Brianna und Amy vorbei. Adso, der vor dem Lärm und meiner plötzlichen Bewegung erschrak, hieb zischend nach mir, verfehlte mich aber knapp.
Von draußen kamen Flüche in einer Vielfalt von Sprachen, begleitet von Rollos scharfem Gebell. Alle Beteiligten klangen gründlich verärgert, doch es hörte sich nicht nach einer Auseinandersetzung an. Ich schob mich vorsichtig an dem Knoten aus Müttern und Söhnen vorbei und warf einen Blick hinaus.
Major MacDonald, nass bis zu den Ohren und über und über mit Schnee und schmutzigem Eiswasser bedeckt, gestikulierte wild auf Jamie ein, während Ian Rollo zurechtwies und sich Roger – seiner Miene nach – alle Mühe gab, nicht laut loszulachen.
Jamie, der durch seinen Anstand zurückgehalten wurde, den Major jedoch mit tiefem Argwohn betrachtete, bat ihn, hereinzukommen. Im Inneren der Hütte roch es nach verbranntem Stoff, doch das Tohuwabohu hatte sich gelegt, und der Major begrüßte uns alle mit gut gespielter Herzlichkeit. Unter großem Theater entledigte er sich seiner triefnassen Kleider, trocknete sich ab und hüllte sich – in Ermangelung einer besseren Alternative – vorübergehend in Rogers Ersatzhemd und -hose, in denen er geradezu versank, da er gute fünfzehn Zentimeter kleiner war als Roger.
Nachdem wir ihm förmlich ein Glas Whisky und etwas zu essen angeboten und er akzeptiert hatte, fixierte der gesamte Haushalt den Major mit einem kollektiven Blick und wartete darauf zu hören, was ihn mitten im Winter in die Berge geführt hatte.
Jamie wechselte einen kurzen Blick mit mir, der besagte, dass er durchaus einen Verdacht hatte. Ich auch.
»Ich bin hier, Sir«, sagte MacDonald förmlich und schob sich das Hemd hoch, damit es ihm nicht von der Schulter rutschte, »um Euch das Kommando einer Milizkompanie unter dem Befehl von General Hugh MacDonald anzubieten. Die Truppen des Generals sammeln sich just in diesem Moment und werden sich Ende des Monats auf den Marsch nach Wilmington begeben.«
Bei diesen Worten überkam mich eine finstere Vorahnung. Ich war von MacDonald chronischen Optimismus und einen Hang zur Übertreibung gewohnt, doch es war nichts Übertriebenes an dieser Aussage. Hieß das, dass die Hilfe, um die Gouverneur Martin gebeten hatte, die Soldaten aus Irland, bald landen würden, um an der Küste auf General MacDonalds Truppen zu treffen?
»Die Truppen des Generals«, sagte Jamie, während er das Feuer stochte. Er und MacDonald hatten die Plätze am Kamin übernommen, und Roger und Ian saßen rechts und links daneben wie Feuerböcke. Brianna, Amy und ich zogen uns auf das Bett zurück, wo wir wie eine Reihe schlafender Hennen hockten und der Unterhaltung mit einer Mischung aus Neugier und Sorge folgten, während die Jungen unter den Tisch krochen.
»Was würdet Ihr sagen, Donald, wie viele Männer hat er?«
Ich sah MacDonald zögern, hin- und hergerissen zwischen Wunsch und Wahrheit. Doch er hustete und sagte dann ganz sachlich: »Bei meinem Aufbruch hatte er etwas mehr als tausend Mann. Doch Ihr wisst genau – wenn wir erst unterwegs sind, werden noch andere dazustoßen. Viele andere. Umso mehr«, fügte er betont hinzu, »wenn Männer wie Ihr das Kommando übernehmen.«