Jamie selbst war die ganze Nacht auf gewesen, um sich um das Vieh zu kümmern, sein Waffenarsenal zu verteilen – es befand sich kein Körnchen Schießpulver mehr im Haus – und unruhig die Treppe hinauf- und hinunterzugehen, weil er mit gespitzten Ohren auf jedes Knacken der Glut in der Küche, jede brennende Kerzenflamme und jedes Geräusch im Freien lauschte, das die Ankunft eines Feindes verraten konnte. Das Einzige, was er nicht getan hatte, war, sich mit einem nassen Sack aufs Dach zu setzen und argwöhnisch nach Blitzen auszuschauen – und das auch nur, weil es eine wolkenlose Nacht war und die Sterne gigantisch und hell über uns in der gefrorenen Leere brannten.
Ich hatte ebenfalls nicht viel geschlafen; ich war gleichermaßen von Jamies Herumwandern und von lebhaften Feuerträumen gestört worden.
Doch das einzige Feuer, das zu sehen war, war dasjenige, das als willkommene Rauchsäule aus Briannas Schornstein Funken sprühte, und als wir dankbar die Tür öffneten, empfing uns die Wärme eines lodernden Kaminfeuers und einer Reihe von Menschen.
Nachdem Aidan und Orrie im Dunklen geweckt und durch die Kälte gezerrt worden waren, waren sie prompt zu Jemmy ins Bett gekrabbelt, und die drei kleinen Jungen schliefen tief und fest, wie die Igel unter ihrer Bettdecke zusammengerollt. Amy half Brianna beim Frühstück; vom Herdfeuer stiegen aromatische Porridge- und Schinkendüfte auf.
»Ist alles gut, Ma’am?« Amy eilte herbei, um mir das große Bündel abzunehmen, das ich dabeihatte – und das meine Arzttruhe, die selteneren und wertvolleren Kräuter aus meinem Sprechzimmer beinhaltete … und zudem das versiegelte Glas mit der letzten Sendung weißen Phosphors enthielt, den Lord John Brianna als Abschiedsgeschenk geschickt hatte.
»Ja«, versicherte ich ihr und stellte Adsos Korb auf den Boden. Ich gähnte und warf einen sehnsuchtsvollen Blick auf das Bett, machte mich aber daran, meine Truhe in der angebauten Vorratskammer zu verstauen, wo sie vor den Kindern sicher war. Den Phosphor stellte ich auf das höchste Wandbord, weit von der Kante entfernt, und schob vorsichtshalber einen großen Käselaib davor.
Jamie hatte sich seines Umhangs und seiner Kaninchenohren entledigt, Roger die Vogelflinte, den Munitionsbeutel und das Pulverhorn gegeben und trat sich den Schnee von den Schuhen. Ich sah, wie er sich in der Hütte umsah und die Köpfe zählte, dann holte er schließlich kurz Luft und nickte vor sich hin. Alle vorerst in Sicherheit.
Der Morgen verstrich friedlich. Nachdem das Frühstück vertilgt und abgeräumt war, ließen Amy, Brianna und ich uns mit einem enormen Berg an Stopfarbeiten am Feuer nieder. Adso, dessen Schwanz immer noch vor Entrüstung zuckte, hatte auf einem hohen Regalbrett Position bezogen, von wo er Rollo anfunkelte, der das Rollbett übernommen hatte, als die Jungen aufgestanden waren.
Aidan und Jemmy, die jetzt beide stolze Besitzer
Roger kam gerade von einer solchen Expedition zurück, als Brianna von der Socke aufblickte, die sie stopfte.
»Was?«, sagte er, als er ihr Gesicht sah.
»Oh.« Sie hatte innegehalten, die Nadel halb durch die Socke gezogen, und senkte jetzt den Blick, um ihren Stich zu beenden. »Nichts. Nur ein – nur ein Gedanke.«
Ihr Tonfall ließ Jamie, der stirnrunzelnd in einer zerfledderten Ausgabe von
»Was für ein Gedanke war es denn,
»Äh … nun ja.« Sie biss sich auf die Unterlippe, doch dann platzte sie heraus: »Was, wenn es dieses Haus hier ist?«
Alle erstarrten, bis auf die kleinen Jungen, die weiter fleißig durch das Zimmer krochen und kreischend und brummend über Tische und Bänke gingen.
»Es könnte doch sein, oder?« Brianna sah sich um, vom Dachbalken bis zum Herd. »Alles, was in der – der Prophezeiung stand« – verlegenes Kopfnicken in Amy McCallums Richtung –, »war, dass
Alle starrten sie an, und sie wurde tiefrot und senkte den Blick auf ihre Socke.
»Ich meine … es ist ja nicht so, dass die … äh, Prophezeiungen immer akkurat sind, oder? Vielleicht stimmen ja die Details nicht.«
Amy nickte ernst; vage Detailangaben waren offenbar eine allgemein akzeptierte Eigenschaft von Prophezeiungen.