Читаем Outlander - Ein Hauch von Schnee und Asche: Roman (Die Outlander-Saga 6) (German Edition) полностью

»Ich will auch gar nicht ohne dich gehen«, rief Brianna verzweifelt. »Aber wie können wir Jemmy hier zurücklassen? Und wie können wir ihn dazu bringen zu gehen? Ein Baby – wir glauben, dass das funktionieren kann, weil es die Legenden sagen, aber Jem – wie soll er es schaffen? Wir können doch nicht riskieren, dass er ums Leben kommt!«

Ich blickte die Steine auf dem Tisch an – Jamies Ring, meinen Beutel mit dem Saphir.

»Ich glaube«, sagte ich vorsichtig, »dass wir noch zwei Steine auftreiben müssen. Nur vorsichtshalber.«

Und so verließen wir Ende Juni den Berg und landeten mitten im Chaos.




Kapitel 115

Finger aus der Nase!


4. Juli 1776

Es war stickig und heiß in dem Gasthauszimmer, aber ich konnte nicht hinaus; die kleine Amanda hatte sich endlich in den Schlaf geweint – sie hatte einen Ausschlag am Po, das arme Mädchen – und lag zusammengerollt in ihrem Korb, das Däumchen im Mund und die Stirn gerunzelt.

Ich entfaltete das Moskitonetz aus Gaze und drapierte es sorgfältig über dem Korb, dann öffnete ich das Fenster. Draußen war die Luft ebenfalls heiß, aber sie war frisch, und sie bewegte sich. Ich zog meine Haube aus – wenn ich sie nicht trug, krallte Mandy für ihr Leben gern beide Hände in mein Haar und riss daran; für ein Kind mit einem Herzfehler hatte sie erstaunliche Kraft. Zum millionsten Mal fragte ich mich, ob ich mich geirrt haben könnte.

Doch ich irrte nicht. Sie schlief jetzt, und die Farbe ihrer Wangen war das zarte Rosa eines gesunden Babys; wenn sie wach war und strampelte, verblasste diese sanfte Röte, und hin und wieder nahmen ihre Lippen und ihre winzigen Nagelbetten eine nicht minder schöne, aber gespenstische Blaufärbung an. Sie war zwar lebhaft – aber sehr klein. Brianna und Roger waren beide groß; Jemmy hatte in seinen ersten Lebensjahren zugenommen wie ein kleines Nilpferd. Mandy wog nach wie vor kaum mehr als bei ihrer Geburt.

Nein, ich irrte nicht. Ich trug ihren Korb zum Tisch, wo der warme Wind sanft über sie hinwegwehen konnte, und setzte mich daneben, um ihr vorsichtig die Finger auf die Brust zu legen.

Ich konnte es spüren. Genau wie am Anfang, jetzt aber deutlicher, weil ich wusste, was es war. Hätte ich einen richtigen Operationssaal zur Verfügung gehabt, die Bluttransfusionen, die kalibrierte und sorgsam verabreichte Anästhesie, die Sauerstoffmaske, die flinken, ausgebildeten OP-Schwestern … Eine Operation am offenen Herzen ist niemals eine Kleinigkeit, und die Chirurgie bei Neugeborenen birgt naturgemäß große Risiken – doch ich hätte es gekonnt. Konnte in meinen Fingerspitzen genau spüren, was zu tun war, konnte vor meinem inneren Auge das Herz sehen, kleiner als meine Faust, den schlüpfrigen, pumpenden, gummiartigen Muskel und das Blut, das durch den Ductus arteriosus floss, ein kleines Gefäß, das keine vier Millimeter Durchmesser hatte. Ein winziger Schnitt in das Axillargefäß, dann schnell den Ductus mit einem Seidenfaden abbinden. Fertig.

Das wusste ich. Aber leider ist Wissen nicht zwangsläufig Macht. Und Wünschen hilft auch nicht zuverlässig. Nicht ich würde es sein, die meine kostbare Enkeltochter rettete.

Würde sie jemand retten?, fragte ich mich und ergab mich einen Moment den finsteren Gedanken, gegen die ich mich aus Leibeskräften wehrte, solange jemand in der Nähe war. Es war möglich, dass Jemmy unrecht hatte. Jedes Baby würde nach einem bunten Glitzerding wie dem Rubin greifen – aber dann fiel mir wieder ein, wie sie begeistert nach dem gammeligen Lederbeutel mit dem Rohsaphir gefischt hatte.

Vielleicht. Ich wollte nicht über die Gefahren der Passage nachdenken – oder über die Gewissheit der Trennung für immer, ganz gleich, ob ihnen die Reise durch die Steine gelang oder nicht.

Ich hörte Lärm im Freien und entdeckte weit draußen die Masten eines großen Schiffs. Und noch eines, noch weiter draußen. Mein Herz setzte einen Schlag aus.

Es waren Ozeansegler, nicht die kleinen Paket- und Fischerboote, die an der Küste auf und ab fuhren. War es möglich, dass sie zu der Flotte gehörten, die man als Antwort auf Gouverneur Martins Bitte geschickt hatte, ihm bei der Niederwerfung und Rückeroberung der Kolonie zu helfen? Das erste Schiff dieser Flotte war Ende April am Cape Fear eingetroffen – doch die Soldaten, die damit gekommen waren, hatten sich bedeckt gehalten und warteten auf den Rest.

Ich beobachtete sie eine Weile, doch die Schiffe kamen nicht näher. Vielleicht blieben sie absichtlich liegen und warteten auf den Rest der Flotte? Vielleicht waren es ja auch gar keine britischen Schiffe, sondern Amerikaner, die der britischen Blockade in New England auswichen, indem sie sich südlich hielten.

Von Prusten und Kichern begleitetes Männergetrampel auf der Treppe lenkte mich von meinen Gedanken ab.

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