»Ja. Auf der Brigg – er muss aus Virginia kommen. Hoppla, jetzt ist er fort – aber er ist hier, ich habe ihn gesehen!« Aufgeregt wandte sie sich Roger zu und schob ihr Teleskop zusammen, um ihn am Arm zu packen.
»Komm mit! Wir gehen ihn suchen. Er wird uns helfen.«
Roger folgte ihr, wenn auch sichtlich weniger begeistert.
»Du willst es ihm erzählen? Meinst du, das ist klug?«
»Nein, aber das spielt keine Rolle. Er kennt mich.«
Roger sah sie scharf an, doch seine finstere Miene taute zu einem widerstrebenden Lächeln auf.
»Du meinst, er ist zu klug, um auch nur zu versuchen, dich von irgendetwas abzuhalten, was du dir in deinen sturen Kopf gesetzt hast?«
Sie erwiderte sein Lächeln und dankte ihm mit den Augen. Es gefiel ihm nicht – eigentlich war er sogar durch und durch dagegen, und sie warf ihm das nicht vor –, aber er würde nicht versuchen, sie davon abzuhalten. Er kannte sie schließlich ebenso.
»Ja. Komm mit, bevor er verschwindet!«
Es war ein langsamer Marsch um den geschwungenen Hafen herum, zwischen den wachsenden Grüppchen der Schaulustigen hindurch. Vor dem Wirtshaus
Ein drangsalierter, aber fähiger Sergeant, der an der mit Holz verkleideten Wand des Wirtshauses lehnte, blätterte gleichzeitig einen Papierstapel durch, erteilte Befehle und aß ein Stück Fleischpastete. Brianna absolvierte den Hindernislauf zwischen den Männern und dem Gepäck hindurch mit gerümpfter Nase; aus den dichtgedrängten Reihen stieg ein Geruch nach Seekrankheit und unreiner Haut auf.
Ein paar Passanten knurrten beim Anblick der Soldaten vor sich hin; andere winkten ihnen im Vorbeigehen jubelnd zu, was die Soldaten mit fröhlichen Rufen erwiderten. Gerade aus den Eingeweiden der
Roger schob sich vor Brianna und bahnte sich mit den Schultern und Ellbogen den Weg durch das Gedränge. Beifallsrufe und Pfiffe stiegen bei ihrem Anblick von den Soldaten auf, doch sie hielt den Kopf gesenkt und die Augen fest auf Rogers Füße gerichtet, während sie weiter vorwärtsdrängte.
Sie seufzte erleichtert auf, als sie am Kopfende des Kais aus der Menge auftauchten. Auf der anderen Seite der Docks wurde gerade die Ausrüstung der Soldaten von der
»Da ist er ja!« Roger zupfte an ihrem Arm, und sie fuhr in die Richtung herum, in die er zeigte, und kollidierte mit ihm, weil er abrupt einen Schritt zurücktrat.
»Was –«, begann sie gereizt, brach dann aber ab, weil sie sich fühlte, als hätte sie einen Boxhieb vor die Brust bekommen.
»Wer in Gottes Namen ist das?«, wisperte Roger und sprach damit ihre Gedanken aus.
Lord John stand am anderen Ende des Kais und unterhielt sich angeregt mit einem der rotberockten Soldaten. Ein Offizier; Goldlitze glitzerte auf seiner Schulter, und er trug einen eleganten Dreispitz unter dem Arm. Doch es war nicht die Uniform des Mannes, die ihr so ins Auge stach.
»Ach, du liebe Güte«, flüsterte sie, und ihre Lippen waren taub.
Er war hochgewachsen – sehr hochgewachsen –, und seine breiten Schultern und die langen, weiß bestrumpften Waden brachten ihm bewundernde Blicke von einer Gruppe Austernverkäuferinnen ein. Doch es waren nicht nur seine Körpergröße und seine Gestalt, die ihr eine Gänsehaut über den ganzen Rücken laufen ließen; es waren die Art, wie er sich hielt, sein Umriss, sein etwas geneigter Kopf und seine Ausstrahlung körperlichen Selbstbewusstseins, die die Blicke auf ihn zogen wie ein Magnet.
»Es ist Pa«, sagte sie und war sich im selben Moment bewusst, dass das lächerlich war. Selbst wenn Jamie Fraser aus irgendeinem unvorstellbaren Grund beschlossen hätte, sich mit einer Soldatenuniform zu verkleiden und zu den Docks zu kommen, dieser Mann war jemand anders. Als er sich jetzt umwandte, um den Blick auf die andere Hafenseite zu richten, sah sie, dass er jemand anders