Sie hatten die Möglichkeit bewaffneten Widerstandes gar nicht erst angesprochen; sie waren mutlos, und es war sinnlos. Die Jakobiten saßen einfach da und warteten das Belieben ihres Besuchers ab.
Es war ein Major, frisch und neu herausgeputzt mit faltenloser Uniform und blankgewichsten Stiefeln. Nach einem Moment des Zögerns, in dem er den Blick über die Insassen schweifen ließ, trat er ein, dicht gefolgt von seinem Leutnant.
»Ich bin Lord Melton«, sagte er und sah sich um, als suchte er den Anführer dieser Männer, an den er seine Worte richten konnte.
Duncan MacDonald sah sich seinerseits um, dann erhob er sich langsam und neigte den Kopf. »Duncan MacDonald aus Glen Richie«, sagte er. »Und andere«, er ließ die Hand durch die Kate schweifen, »aus der ehemaligen Truppe Seiner Majestät, König James’.«
»Das hatte ich vermutet«, sagte der Engländer trocken. Er war noch jung, Anfang dreißig, jedoch mit der selbstbewussten Haltung eines erfahrenen Soldaten. Bedächtig ließ er den Blick von Mann zu Mann schweifen, dann griff er in seinen Rock und brachte ein zusammengefaltetes Papier zum Vorschein.
»Ich habe hier eine Order Seiner Durchlaucht, des Herzogs von Cumberland«, sagte er. »Welche die unverzügliche Exekution eines jeden Mannes autorisiert, der der Beteiligung an der verräterischen Rebellion der jüngsten Vergangenheit überführt wird.« Noch einmal ließ er den Blick durch das Innere der Kate schweifen. »Gibt es hier jemanden, der für sich beansprucht, des Verrats unschuldig zu sein?«
Ein Hauch von Gelächter regte sich unter den Schotten. Unschuld, wo ihnen doch der Rauch der Schlacht noch die Gesichter schwärzte, hier am Rand des Schlachtfelds?
»Nein, Mylord«, sagte MacDonald mit der Spur eines Lächelns auf den Lippen. »Verräter, alle, wie wir hier sind. Wird man uns also hängen?«
Meltons Gesicht verzog sich flüchtig zu einer angewiderten Grimasse, dann nahm es seine teilnahmslose Miene wieder an. Er war ein schlanker Mann mit zartem Knochenbau, dessen Haltung dennoch unmissverständlich Autorität ausdrückte.
»Ihr werdet erschossen«, sagte er. »Ihr habt eine Stunde, um Euch vorzubereiten.« Er zögerte und warf einen flüchtigen Blick auf seinen Leutnant, als hätte er Angst, vor dem rangniederen Offizier allzu großzügig zu klingen, fuhr aber fort: »Falls jemand von Euch Schreibmaterial wünscht – um vielleicht einen Brief zu verfassen –, wird Euch der Schreiber meiner Kompanie behilflich sein.« Er nickte MacDonald zu, machte auf dem Absatz kehrt und ging.
Es war eine trostlose Stunde. Einige Männer nutzten das Angebot von Papier und Stift und schrieben hartnäckig vor sich hin, indem sie das Papier gegen die Schräge des hölzernen Kamins hielten, weil es keine andere Schreibunterlage gab. Andere beteten leise oder saßen einfach wartend da.
MacDonald hatte um Gnade für Giles McMartin und Frederick Murray gebeten und angeführt, dass die Jungen gerade erst siebzehn waren und man sie nicht im selben Maße zur Verantwortung ziehen könne wie die älteren Männer. Diese Bitte wurde abgelehnt, und die Jungen saßen mit weißen Gesichtern zusammen an der Wand und hielten sich an den Händen.
Für sie empfand Jamie durchdringenden Schmerz – wie auch für die anderen, treue Freunde und tapfere Soldaten. Für sich selbst empfand er nichts als Erleichterung. Nichts mehr, worum er sich sorgen musste, nichts mehr zu tun. Was er konnte, hatte er getan, für seine Männer, seine Frau, sein ungeborenes Kind. Sollte sein Elend doch nun ein Ende haben; dankbar für den Frieden würde er gehen.
Mehr der Form halber, als weil es ihn wirklich danach drängte, schloss er die Augen und begann das Reuegebet, auf Französisch, so wie er es immer sprach.
Würde er Claire sofort finden, wenn er starb, fragte er sich? Oder vielleicht – was er eher erwartete – eine Weile zur Trennung verdammt sein? So oder so, er
Er vergaß zu beten und begann stattdessen, ihr Gesicht hinter seinen Lidern heraufzubeschwören, die Rundungen von Wange und Schläfe, die breite, helle Stirn, die ihn stets bewegte, sie zu küssen, auf jene kleine glatte Stelle zwischen den Augenbrauen, just am Ansatz ihrer Nase, zwischen den klaren Bernsteinaugen. Er richtete seine Gedanken auf die Form ihres Mundes, malte sich den vollen Umriss ihrer Lippen aus, wie sie schmeckten, wie herrlich sie sich anfühlten. Die Geräusche der Betenden, die kratzenden Federkiele und Giles McMartins leises, ersticktes Schluchzen verblassten in seinen Ohren.
Es war früher Nachmittag, als Melton zurückkehrte, diesmal begleitet von sechs Soldaten sowie dem Leutnant und dem Schreiber. Wieder blieb er im Eingang stehen, doch MacDonald erhob sich, ehe er etwas sagen konnte.
Алекс Каменев , Владимир Юрьевич Василенко , Глуховский Дмитрий Алексеевич , Дмитрий Алексеевич Глуховский , Лиза Заикина
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