Er öffnete die Hand, und ich sah es auf seiner verletzten Handfläche glänzen und glitzern. Steine der ersten Kategorie, mit Facettenschliff, geeignet für magische Zwecke. Ein Smaragd, ein Rubin – vermutlich männlich –, ein großer, feuriger Opal, ein Türkis, so blau wie der Himmel, den ich jenseits des Fensters sehen konnte, ein goldener Stein wie in Honig gefangene Sonne und die seltsame kristalline Reinheit von Geilies schwarzem Diamanten.
»Du hast den Adamanten«, sagte ich und berührte ihn sanft. Der Stein war kühl, obwohl ihn Jamie so dicht am Körper getragen hatte.
»Ja«, sagte er, doch sein Blick war auf mich gerichtet, nicht auf den Stein, und er lächelte schwach. »Was ist es, was ein Adamant einem Menschen schenkt? Freude an allen Dingen?«
»So wurde es mir gesagt.« Ich hob meine Hand an sein Gesicht und streichelte es sanft, spürte festen Knochen und lebendige Haut, und es strahlte Wärme aus und schenkte mir Freude an allen Dingen.
»Wir haben Ian«, sagte ich leise. »Und uns.«
»Aye, das stimmt.« Jetzt erreichte das Lächeln seine Augen. Er ließ die Steine als glitzerndes Häufchen auf den Tisch fallen, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nahm meine Hand zwischen die seinen.
Ich entspannte mich und spürte, wie mich warmer Friede überkam, trotz der blauen Flecken und Kratzer und der Schmerzen in meinem Bein. Wir waren am Leben, waren in Sicherheit und waren zusammen, und sonst gab es nicht viel, was wichtig gewesen wäre; gewiss keine Kleider oder ein gebrochenes Schienbein. Mit der Zeit würden wir alles regeln – aber nicht jetzt. Jetzt war es genug, zu atmen und Jamie anzusehen.
Eine Weile saßen wir friedlich schweigend da und beobachteten die sonnigen Vorhänge und den offenen Himmel. Vielleicht war es zehn Minuten später, vielleicht eine Stunde, als ich draußen leise Schritte hörte und ein vorsichtiges Klopfen an der Tür ertönte.
»Herein«, sagte Jamie und richtete sich auf, doch er ließ meine Hand nicht los.
Die Tür öffnete sich, und eine Frau trat ein. In ihrem freundlichen Gesicht vermischten sich Herzlichkeit und Neugier.
»Guten Morgen«, sagte sie ein wenig schüchtern. »Ich muss Euch um Verzeihung bitten, dass ich Euch nicht eher meine Aufwartung gemacht habe; ich war in der Stadt und habe von Eurer … Ankunft«, sie lächelte bei diesem Wort, »erst erfahren, als ich gerade zurückgekehrt bin.«
»Wir müssen uns bei Euch bedanken, Madame, und zwar aufrichtig, für den freundlichen Empfang, den man uns bereitet hat«, sagte Jamie. Er erhob sich und verbeugte sich förmlich vor ihr, ließ jedoch meine Hand nicht los. »Euer Diener, Ma’am. Habt Ihr etwas von unseren Begleitern gehört?«
Sie errötete leicht und erwiderte seine Verbeugung mit einem Hofknicks. Sie war jung, höchstens Mitte zwanzig, und schien sich nicht sicher zu sein, wie sie sich unter den Umständen verhalten sollte. Sie hatte hellbraunes Haar, das sie zu einem Knoten zurückgesteckt trug, helle Haut, und ihr Akzent erinnerte mich an Englands ländlichen Westen.
»Oh ja«, sagte sie. »Meine Bediensteten haben sie an ihrem Schiff abgeholt; sie sind jetzt in der Küche und bekommen zu essen.«
»Danke«, sagte ich von Herzen. »Das ist sehr gütig von Euch.«
Sie errötete vor Verlegenheit.
»Nicht doch«, murmelte sie, dann sah sie mich schüchtern an. »Ich muss mich für meine Manieren entschuldigen, Ma’am«, sagte sie. »Ich habe mich gar nicht vorgestellt. Ich bin Patsy Olivier – das heißt, Mrs. Joseph Olivier.« Sie blickte erwartungsvoll von mir zu Jamie und erwartete eindeutig, dass wir uns ebenfalls vorstellten.
Jamie und ich wechselten einen Blick. Wo genau befanden wir uns? Mrs. Olivier war Engländerin, das stand fest. Der Name ihres Mannes war französisch. Die Bucht im Freien lieferte uns keinen Hinweis; es konnte eine der Windward-Inseln sein – Barbados, die Bahamas, die Euxumas, Andros, vielleicht sogar die Jungfraueninseln. Oder – dachte ich plötzlich – der Hurrikan konnte uns nach Süden geweht haben, nicht nach Norden; in diesem Fall konnte es sogar Antigua sein – mitten im Schoß der britischen Marine! – oder Martinique oder Grenada. Ich blickte Jamie an und zuckte mit den Schultern.
Unsere Gastgeberin wartete nach wie vor und sah uns erwartungsvoll an. Jamie verstärkte seinen Händedruck und holte tief Luft.
»Ich hoffe, Ihr werdet diese Frage nicht seltsam finden, Mistress Olivier – aber könntet Ihr mir sagen, wo wir sind?«
Mrs. Oliviers Augenbrauen zogen sich bis zu ihrem Haaransatz hoch, und sie blinzelte erstaunt.
»Nun … ja«, sagte sie. »Wir nennen es Les Perles.«
»Danke«, meldete ich mich zu Wort, weil ich sah, wie Jamie zu einem neuen Versuch ansetzte, »aber was wir meinen, ist – auf welcher Insel sind wir?«
Ein breites Lächeln überzog ihr rundes Gesicht, und sie verstand.
»Oh, ich verstehe!«, sagte sie. »Natürlich, Ihr wurdet ja vom Sturm davongetragen. Mein Mann hat gestern Abend gesagt, so ein Unwetter hätte er um diese Jahreszeit noch nie erlebt. Was für eine Gnade es doch ist, dass Ihr gerettet wurdet! Dann seid Ihr also von den Inseln im Süden gekommen?«
Алекс Каменев , Владимир Юрьевич Василенко , Глуховский Дмитрий Алексеевич , Дмитрий Алексеевич Глуховский , Лиза Заикина
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