»Ich habe in den letzten beiden Tagen ja auch nichts gegessen«, sagte Jamie ironisch. »Es interessiert mich nicht, ob die Insel, die wir als erste finden, englisch, französisch, spanisch oder holländisch ist, aber ich wäre dir dankbar, wenn du eine Insel mit Essen finden würdest.«
Innes wischte sich mit der Hand über den Mund und schluckte schmerzhaft; das Wort Essen ließ allen das Wasser in den ausgetrockneten Mündern zusammenlaufen.
»Ich tue, was ich kann, Mac Dubh«, versprach er.
»Land! Es ist Land!« Als der Ruf fünf Tage später endlich kam, war die Stimme so heiser vor Wind und Durst, dass sie nicht mehr als ein schwaches Krächzen war, doch sie war dennoch von Freude erfüllt. Ich stürzte nach oben an Deck, um den hügeligen schwarzen Umriss am Horizont zu betrachten. Er war zwar weit entfernt, doch es war unleugbar Land, solide und deutlich.
»Was glaubt Ihr, wo wir sind?«, versuchte ich zu sagen, doch meine Stimme war so heiser, dass die Worte nur ein leises Flüstern waren, das niemand hörte. Es war gleichgültig; und wenn wir geradewegs auf die Kaserne von Antigua zuhielten; es kümmerte mich nicht.
Die Wellen waren große, glatte Hügel wie Walrücken. Der Wind wehte böig, und Innes rief dem Steuermann zu, den Bug ein Grad mehr in den Wind zu legen.
Ich konnte große Vögel in einer Reihe fliegen sehen, eine stattliche Prozession, die das ferne Ufer überflog. Pelikane, die die Untiefen nach Fischen durchsuchten, und die Sonne glänzte auf ihren Flügeln.
Ich zupfte an Jamies Ärmel und zeigte darauf.
»Sieh nur –«, begann ich, doch weiter kam ich nicht. Ich hörte ein scharfes
Ich strampelte wild und versuchte, meine Beine aus der tödlichen Umklammerung zu befreien. Irgendetwas trieb an meinem Kopf vorüber, und ich fasste danach. Holz, herrliches Holz, etwas, woran ich mich im Sog der Wellen festhalten konnte.
Ein dunkler Umriss schoss wie ein Seehund unter der Wasseroberfläche vorüber, und keine zwei Meter weiter kam ein roter Kopf zum Vorschein und schnappte nach Luft.
»Festhalten!«, sagte Jamie. Er war mit zwei Schwimmzügen bei mir, duckte sich unter dem Holzstück hindurch, an dem ich mich festhielt, und tauchte. Ich spürte, wie etwas an meinem Bein zog, wurde von stechendem Schmerz durchbohrt, und dann ließ das Zerren nach. Auf der anderen Seite der Spiere tauchte Jamies Kopf wieder auf. Er packte meine Handgelenke, hing im Wasser und schnappte nach Luft, während wir von der Dünung auf und ab getragen wurden.
Ich konnte das Schiff nirgendwo sehen, war es gesunken? Eine Welle brach sich über meinem Kopf, und Jamie verschwand einen Moment. Ich schüttelte blinzelnd den Kopf, und da war er wieder. Er lächelte mich an, ein brutales, angestrengtes Grinsen, und seine Hände klammerten sich fester um meine Handgelenke.
»Festhalten!«, rasselte er erneut, und ich hielt mich fest. Das Holz war rauh und voller Splitter, doch ich klammerte mich mit aller Kraft daran fest. Wir trieben dahin, halb geblendet von der Gischt, und drehten uns wie ein Stück Treibgut, so dass ich manchmal das ferne Ufer sah, manchmal nichts als das offene Meer, aus dem wir gekommen waren. Und wenn eine Welle über uns hinwegspülte, sah ich nichts als Wasser.
Irgendetwas stimmte nicht mit meinem Bein; es war seltsam taub, nur hin und wieder durchfuhr mich stechender Schmerz. Mir ging eine Vision von Murphys Holzbein und dem Rasiermessergrinsen eines offenen Haifischmauls durch den Kopf; hatte mir eine gezahnte Bestie das Bein geraubt? Ich dachte an meinen kleinen Vorrat warmen Blutes, das dem Stumpf einer abgebissenen Gliedmaße entströmte und sich in die kalte Leere des Meeres ergoss. Panik erfasste mich, und ich versuchte, Jamie meine Hand zu entreißen, um in die Tiefe zu fassen und mich selbst zu überzeugen.
Er fauchte mir etwas Unverständliches zu und klammerte sich eisern an meine Handgelenke. Nach kurzem panischem Paddeln kam ich wieder zur Vernunft, und ich beruhigte mich mit dem Gedanken, dass ich längst das Bewusstsein verloren hätte, wenn mein Bein tatsächlich verschwunden wäre.
Andererseits
Ein Gefühl von Gelassenheit und großem Frieden stahl sich allmählich über mich. Ich konnte weder meine Beine noch meine Füße spüren, und auch an die Existenz meiner Hände wurde ich nur durch Jamies Klammergriff erinnert. Mein Kopf versank, und ich musste mich daran erinnern, die Luft anzuhalten.
Алекс Каменев , Владимир Юрьевич Василенко , Глуховский Дмитрий Алексеевич , Дмитрий Алексеевич Глуховский , Лиза Заикина
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