Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Es war ein »warmer« schottischer Tag, was bedeutete, dass der Nebel zwar nicht so dicht war, dass er die Bezeichnung Nieselregen verdiente, dass aber auch nicht viel dazu fehlte. Plötzlich öffnete sich die Wirtshaustür, und die Sonne kam hervor – James in Person. Wenn ich eine strahlende Braut war, so blendete die Pracht des Bräutigams geradezu. Mir klappte der Mund auf und blieb offen stehen.

Ein Highlander in voller Montur ist ein eindrucksvoller Anblick – jeder Highlander, und sei er noch so alt, unansehnlich oder übel gelaunt. Ein hochgewachsener, aufrechter und nicht im Geringsten unansehnlicher Highlander in den besten Jahren wirkt atemberaubend.

Sein dichtes rotgoldenes Haar war gebürstet, so dass es sanft glänzte. Es berührte den Halsausschnitt eines feinen Batisthemds mit geraffter Front, ausladenden Ärmeln, Spitzenrüschen an den Handgelenken und dazu passendem, gestärktem Rüschenkragen, in dem eine Rubinnadel steckte.

Sein Tartan war karmesinrot und schwarz, eine helle Flamme inmitten der MacKenzies in ihrem gesetzteren Grün und Weiß. Der leuchtende Wollstoff fiel ihm elegant drapiert von der linken Schulter und wurde von einem mit Silber beschlagenen Schwertgürtel aufgefangen, ehe er ihm weiter bis auf die wollbekleideten Waden sank und just oberhalb der schwarzen Lederschuhe endete. Schwert, Dolch und ein Sporran aus Dachsfell komplettierten das Ensemble.

Er war weit über einen Meter achtzig groß und kräftig gebaut, und sein Gesicht war kühn geschnitten – nicht zu verwechseln mit dem schmuddeligen Pferdeknecht, an den ich gewöhnt war. Das wusste er nur zu gut. Er beugte das Knie wie bei Hofe, verneigte sich mit perfekter Anmut vor mir und murmelte: »Euer Diener, Ma’am«, während ihm der Schabernack in den Augen glitzerte.

»Oh«, sagte ich schwach.

Dougal war zwar ein wortkarger Mensch, aber sprachlos hatte ich ihn noch nie erlebt. Seine buschigen Augenbrauen zogen sich über seinem roten Gesicht zusammen, und er schien nicht weniger verblüfft über diese Erscheinung zu sein als ich.

»Bist du verrückt geworden, Mann?«, brachte er schließlich heraus. »Was, wenn dich jemand sieht?«

Jamie sah den älteren Mann mit hochgezogener Augenbraue an. »Aber Onkel Dougal«, sagte er. »Willst du mich beleidigen? An meinem Hochzeitstag? Du willst doch nicht, dass meine Frau sich für mich schämen muss, oder? Außerdem«, fügte er mit einem schadenfrohen Funkeln hinzu, »glaube ich kaum, dass die Ehe rechtmäßig wäre, wenn ich nicht unter meinem echten Namen heirate. Und du willst doch, dass sie rechtmäßig ist, oder nicht?«

Es kostete Dougal sichtlich Mühe, die Beherrschung wiederzuerlangen. »Gut, wenn du dann fertig bist, Jamie, können wir ja anfangen«, sagte er.

Aber Jamie war anscheinend noch nicht fertig. Ohne Dougals Verärgerung zu beachten, zog er eine kurze weiße Perlenkette aus seinem Sporran. Er trat vor und legte sie mir um den Hals. Es waren kleine, etwas unregelmäßig geformte Süßwasserperlen, die durch Goldkügelchen voneinander getrennt waren. An den Goldkugeln baumelten weitere, kleinere Perlen.

»Es sind zwar nur schottische Perlen«, sagte er entschuldigend, »aber sie sehen hübsch an dir aus.« Seine Finger blieben einen Moment auf meinem Hals liegen.

»Das waren die Perlen deiner Mutter!« Dougal sah die Kette funkelnd an.

»Aye«, sagte Jamie ruhig, »und jetzt gehören sie meiner Frau. Wollen wir gehen?«

Wohin auch immer wir ritten, es war ein ganzes Stück vom Dorf entfernt. Wir gaben eine ziemlich trübsinnige Hochzeitsgesellschaft ab, wobei das Brautpaar von den anderen umringt war wie Sträflinge auf dem Weg ins Gefängnis. Das Einzige, was gesprochen wurde, war Jamies leise Entschuldigung für seine Verspätung. Wie er sagte, war es schwierig gewesen, ein sauberes Hemd und einen Rock in der richtigen Größe für ihn zu finden.

»Ich glaube, das hier gehört dem Sohn des hiesigen Gutsbesitzers«, sagte er und schnippte mit dem Rüschenkragen. »Ich fühle mich ein bisschen wie ein Geck in diesem Aufzug.«

Wenig später stiegen wir ab und ließen die Pferde am Fuß eines kleinen Hügels zurück. Ein Gehweg führte durch das Heidekraut nach oben.

»Hast du alles abgesprochen?«, sagte Dougal leise zu Rupert, während sie die Tiere anbanden.

»Och, aye.« In seinem schwarzen Bart blitzten die Zähne auf. »Es war zwar nicht ganz einfach, den Padre zu überreden, aber wir haben ihm die Ausnahmegenehmigung gezeigt.« Er tätschelte seinen Sporran, der musikalisch klimperte, so dass ich mir denken konnte, worin diese Ausnahmegenehmigung bestand.

Durch den nun inzwischen wirklich eingesetzten Nieselregen und den Nebel sah ich die Kapelle aus dem Gebüsch aufragen. Vollkommen ungläubig erkannte ich das geschwungene Dach und die kleinen bleiverglasten Fenster, die ich zuletzt an dem sonnigen Morgen meiner Hochzeit mit Frank Randall gesehen hatte.

»Nein!«, rief ich aus. »Nicht hier! Das kann ich nicht!«

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