»Was machst du denn? Warum bist du noch wach?« Ich blinzelte in seine Richtung. Es war zwar noch dunkel, aber meine Augen waren hinreichend daran gewöhnt, um seine leicht verlegene Miene zu erkennen. Er war hellwach und saß auf einem Hocker neben dem Bett, das Plaid über der Schulter, um sich zu wärmen.
»Es ist nur … ich habe geträumt, du wärst fort und ich könnte dich nicht finden. Ich bin davon aufgewacht, und … ich wollte dich einfach nur ansehen. Um dich mir einzuprägen, dich nicht zu vergessen, wenn ich fort bin. Ich habe die Bettdecke zurückgeschlagen; es tut mir leid, dass dir kalt geworden ist.«
»Schon gut.« Die Nacht war kalt und sehr still, als wären wir die beiden einzigen Seelen auf der Welt. »Komm ins Bett. Dir muss doch auch kalt sein.«
Er glitt an meine Seite und schmiegte sich an meinen Rücken. Seine Hände streichelten mich vom Hals zur Schulter, von der Taille zur Hüfte, folgte den Linien meines Rückens, den Rundungen meines Körpers.
Ich drängte meine Hüften einladend gegen ihn und presste mich mit einem Seufzer an ihn, als er mich ausfüllte. Er drückte mich an seine Brust und bewegte sich mit mir, langsam, tief. Ich keuchte auf, und er lockerte seinen Griff.
»Entschuldige«, murmelte er. »Ich wollte dir nicht weh tun. Aber ich möchte in dir sein, so tief in dir bleiben. Ich möchte das Gefühl, dass ich da bin, mit meinem Samen in dir zurücklassen. Ich möchte dich so halten und bis zum Morgengrauen bei dir bleiben, dich schlafen lassen und gehen, solange ich deine Umrisse noch warm in meinen Händen spüre.«
Ich schmiegte mich fest an ihn.
»Du wirst mir nicht weh tun.«
Nach Jamies Aufbruch drückte ich mich lustlos in der Burg herum. Ich empfing meine Patienten im Sprechzimmer, beschäftigte mich im Garten, so oft ich konnte, und versuchte, mich abzulenken, indem ich in Colums Bibliothek stöberte, aber die Zeit verstrich trotzdem nur quälend.
Ich war seit fast zwei Wochen allein, als ich Laoghaire im Korridor vor der Küche begegnete. Seit dem Tag, an dem ich sie auf der Treppe vor Colums Studierzimmer gesehen hatte, beobachtete ich sie hin und wieder verstohlen. Sie machte zwar einen blühenden Eindruck, doch sie strahlte auch eine spürbare Anspannung aus. Sie machte einen abgelenkten, launischen Eindruck – kein Wunder, die Arme, dachte ich mitfühlend.
Heute sah sie jedoch eher erregt aus.
»Mrs. Fraser!«, platzte sie sofort heraus. »Ich habe eine Nachricht für Euch.« Die Witwe Duncan, sagte sie, hätte ausrichten lassen, sie sei krank und bäte mich, zu ihr zu kommen und nach ihr zu sehen.
Ich zögerte zwar, weil ich an Jamies Warnung dachte, doch Mitleid und Langeweile sorgten mit vereinten Kräften dafür, dass ich keine Stunde später unterwegs ins Dorf war, meine Medizinkiste hinter mir an den Sattel geschnallt.
Das Haus der Duncans fand ich vernachlässigt und verlassen vor. Sowohl außen als auch innen herrschte Unordnung. Es erfolgte keine Antwort auf mein Klopfen, und als ich die Tür aufdrückte, waren Eingangsflur und Salon mit Büchern und schmutzigen Gläsern übersät, die Matten lagen schief, und die Möbel waren verstaubt. Es kam kein Dienstbote zum Vorschein, als ich rief, und die Küche war genauso verlassen und verwüstet wie der Rest des Hauses.
Zunehmend nervös ging ich nach oben. Das vordere Schlafzimmer war ebenfalls leer, doch in der Kräuterkammer hörte ich es leise rascheln.
Ich öffnete die Tür und sah Geilie in einem gemütlichen Sessel sitzen. Ihre Füße lagen auf der Arbeitsfläche. Sie hatte getrunken; auf der Arbeitsfläche standen ein Glas und eine Karaffe, und das ganze Zimmer roch durchdringend nach Brandy.
Sie war verblüfft, mich zu sehen, kämpfte sich aber lächelnd hoch. Ihr Blick war zwar nicht ganz ungetrübt, dachte ich, aber krank schien sie nicht zu sein.
»Was ist denn hier los?«, fragte ich. »Bist du gar nicht krank?«
Sie glotzte mich erstaunt an. »Krank? Ich? Nein. Die Dienstboten sind alle fort, und ich habe nichts zu essen im Haus, aber es gibt reichlich Brandy. Möchtest du einen Tropfen?« Sie wandte sich der Karaffe zu. Ich packte sie am Ärmel.
»Du hast mich nicht rufen lassen?«
»Nein.« Sie starrte mich mit großen Augen an.
»Aber warum …« Meine Frage wurde durch ein Geräusch von außen unterbrochen. Ein fernes, raunendes, grollendes Geräusch. Ich hatte es schon einmal gehört, genau hier in diesem Zimmer, und meine Hände hatten zu schwitzen begonnen, als ich daran dachte, mich dem Pöbel gegenüberzustellen, der es verursachte.
Ich wischte mir die Hände an meinen Röcken ab. Das Grollen kam näher, und jede Frage erübrigte sich.
Kapitel 25
Die Hexen sollt ihr nicht am Leben lassen