Die eintönig gekleideten Schultern, die vor mir hergingen, teilten sich, und ich sah Dunkelheit. Mein Ellbogen prallte mit betäubender Wucht gegen etwas Hölzernes, als man mich grob über eine Schwelle stieß, und ich fiel kopfüber in die stinkende Schwärze, die von unsichtbarem Gewimmel erfüllt war. Kreischend schlug ich um mich, um die zahllosen kleinen Krabbelfüße abzuschütteln und den Angriff eines größeren Lebewesens abzuwehren, das mir quiekend einen Schlag vor den Oberschenkel versetzte.
Es gelang mir, mich zur Seite zu wälzen, wenn auch nur einen knappen halben Meter, denn dann stieß ich gegen eine Erdwand, von der mir der Schmutz auf den Kopf rieselte. Ich presste mich so dicht wie möglich an die Wand und versuchte, das Keuchen zu unterdrücken, um hören zu können, was da noch mit mir in dieser stinkenden Grube steckte. Was auch immer es war, es war groß und atmete schwer, aber es knurrte nicht. Ein Schwein vielleicht?
»Wer ist da?«, kam eine Stimme aus der stygischen Schwärze, die zwar ängstlich klang, aber auch eine trotzige Lautstärke hatte. »Claire, bist du das?«
»Geilie!«, keuchte ich und tastete mich auf sie zu, bis ich auf ihre ebenso suchenden Hände traf. Wir klammerten uns fest aneinander und wiegten uns im Dunkeln sacht hin und her.
»Ist hier noch irgendetwas außer uns?«, fragte ich und sah mich vorsichtig um. Obwohl meine Augen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt waren, gab es herzlich wenig zu sehen. Irgendwo über uns drangen einige schwache Lichtstreifen ein, doch hier unten war der Schatten schulterhoch; ich konnte Geilies Gesicht nur mit Mühe ausmachen, obwohl es sich auf einer Höhe mit dem meinen und dicht davor befand.
Sie lachte ein bisschen wackelig. »Ein paar Mäuse, glaube ich, und anderes Ungeziefer. Und ein Gestank, der sogar ein Frettchen umwerfen würde.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen. Wo in Gottes Namen sind wir?«
»Im Diebesloch. Aus dem Weg!«
Über uns knirschte es, und ein Lichtstrahl fiel plötzlich in die Grube. Ich drückte mich fest an die Wand, gerade noch rechtzeitig, um dem Schmutz auszuweichen, der durch eine kleine Öffnung in der Decke unseres Gefängnisses hagelte, gefolgt von einem leisen Plop. Geilie bückte sich und hob etwas vom Boden auf. Das Loch über uns blieb offen, und ich konnte sehen, dass sie ein kleines Brot in der Hand hatte, das nicht mehr ganz frisch und mit Unrat beschmiert war. Sie rieb es vorsichtig an ihrer Rockfalte ab.
»Abendessen«, sagte sie. »Hast du Hunger?«
Das Loch in der Decke blieb offen, und bis auf gelegentliche Wurfgeschosse blieb es leer. Der Nieselregen drang zu uns ein und ein suchender Wind. Ich fror, meine Kleidung war feucht, und ich fühlte mich durch und durch elend. Angemessen für die Missetäter, die das Loch üblicherweise beherbergte. Diebe, Landstreicher, Gotteslästerer, Ehebrecher … und Menschen, die man der Hexerei verdächtigte.
Geilie und ich saßen zusammengekauert an der Wand und hielten uns gegenseitig warm. Es gab nur wenig zu sagen und herzlich wenig zu tun, außer uns in Geduld zu üben.
Gegen Abend wurde das Loch allmählich dunkler, bis es mit der allgemeinen Schwärze verschmolz.
»Was glaubst du, wie lange sie uns hier festhalten wollen?«
Geilie streckte ihre Beine aus, so dass das schmale Rechteck aus Morgenlicht auf ihren gestreiften Leinenrock fiel.
»Nicht allzu lange«, sagte sie. »Sie werden auf die Kircheninspektoren warten. Arthur hat sie letzten Monat schriftlich angefordert. Es hieß, in der zweiten Oktoberwoche. Sie sollten eigentlich jeden Tag eintreffen.«
Sie rieb sich die Hände, um sie zu wärmen, dann legte sie sie in den kleinen Sonnenfleck auf ihren Knien.
»Erzähl mir von diesen Inspektoren«, forderte ich sie auf. »Was genau wird geschehen?«
»So genau weiß ich das auch nicht. Ich war noch nie bei einem Hexenprozess dabei, obwohl ich natürlich davon gehört habe.« Sie hielt einen Moment inne und überlegte. »Sie werden nicht auf einen Hexenprozess eingerichtet sein, weil sie eigentlich kommen, um über einige Grundstücksdispute zu verhandeln. Zumindest werden sie also keinen Hexenstecher dabeihaben.«
»Einen was?«
»Hexen fühlen keinen Schmerz«, erklärte Geilie. »Und sie bluten nicht, wenn man sie sticht.« Der Hexenstecher, der zu diesem Zweck mit diversen spitzen und scharfen Instrumenten ausgestattet war, diente dazu, die Verdächtigen diesbezüglich zu überprüfen. Ich erinnerte mich vage daran, in Franks Büchern darüber gelesen zu haben, hatte es aber eher für eine Praxis aus dem siebzehnten Jahrhundert gehalten. Andererseits, dachte ich sarkastisch, war Cranesmuir nicht gerade ein Hort der Zivilisation.
»In diesem Fall ist es ja schade, dass sie keinen haben«, sagte ich, auch wenn ich innerlich vor dem Gedanken zurückschreckte, wiederholt gestochen zu werden. »Diese Prüfung würden wir ohne Schwierigkeiten bestehen. Ich zumindest«, fügte ich beißend hinzu. »Bei dir würden sie wahrscheinlich Eiswasser zutage fördern, kein Blut.«