Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Eine Gestalt trat so dicht vor mir aus dem Schatten, dass ich fast dagegengelaufen wäre. Ich unterdrückte einen Aufschrei und machte kehrt, um davonzulaufen, doch eine große Hand packte meinen Arm und verhinderte meine Flucht.

»Keine Sorge, Kleine. Ich bin’s nur.«

»Das hatte ich befürchtet«, blaffte ich gereizt, obwohl ich eigentlich erleichtert war, dass es Jamie war. Vor ihm hatte ich nicht solche Angst wie vor den anderen Männern, obwohl er genauso gefährlich aussah. Doch er war jung, vermutlich sogar jünger als ich. Und es fiel mir schwer, vor jemandem Angst zu haben, den ich erst vor kurzem als Patienten behandelt hatte.

»Ich hoffe, Sie haben Ihre Schulter nicht überanstrengt«, sagte ich im tadelnden Tonfall einer Oberschwester. Wenn ich genügend Autorität an den Tag legte, konnte ich ihn ja vielleicht dazu bringen, mich gehen zu lassen.

»Die kleine Prügelei hat ihr nicht besonders gutgetan«, gab er zu und rieb sich die Schulter mit der freien Hand.

Genau in diesem Moment trat er an eine sternenhelle Stelle, und ich sah den riesigen Blutfleck auf seinem Hemd. Eine Arterie, dachte ich sofort, aber warum steht er dann noch?

»Sie sind ja verletzt!«, rief ich aus. »Hat sich die Wunde an der Schulter wieder geöffnet, oder ist das neu? Setzen Sie sich und lassen Sie mich nachsehen!« Ich schob ihn auf einen Steinhaufen zu, während ich im Kopf in aller Eile das Vorgehen bei einem Notfall im Feld durchging. Kein Material zur Hand außer dem, was ich am Leib trug. Ich hatte schon die Hand nach den Überresten meines Schlüpfers ausgestreckt, um damit die Blutung zu stillen, als er lachte.

»Nein, keine Sorge, Kleine. Das hier ist nicht mein Blut. Zumindest nicht viel davon«, sagte er und zupfte sich den durchtränkten Stoff vorsichtig vom Körper.

Ich schluckte und fühlte mich ein wenig mulmig. »Oh«, sagte ich schwach.

»Dougal und die anderen warten an der Straße. Gehen wir.« Er nahm mich beim Arm, weniger eine ritterliche Geste als vielmehr eine Methode, mich zum Mitkommen zu zwingen. Ich beschloss, es zu versuchen, und stemmte die Füße in den Boden.

»Nein! Ich gehe nicht mit!«

Er blieb stehen, überrascht über meinen Widerstand. »Doch.« Meine Weigerung schien ihn nicht zu verärgern; eigentlich schien er eher belustigt zu sein, dass ich etwas dagegen hatte, erneut entführt zu werden.

»Und was, wenn nicht? Schneiden Sie mir die Kehle durch?«, fragte ich trotzig.

Er dachte in aller Ruhe über die Alternativen nach und antwortete dann:

»Natürlich nicht. Ihr seht nicht schwer aus. Wenn Ihr nicht selber geht, hebe ich Euch auf und werfe Euch über meine Schulter. Möchtet Ihr, dass ich das tue?« Er trat einen Schritt auf mich zu, und ich wich hastig zurück. Ich hatte nicht den geringsten Zweifel, dass er es tun würde, ob er nun verletzt war oder nicht.

»Nein! Das geht nicht, es wäre schlimm für Ihre Schulter.«

Seine Gesichtszüge waren kaum zu erkennen, doch die Helligkeit der Sterne ließ seine Zähne aufglänzen, als er grinste.

»Nun denn, da Ihr ja nicht möchtet, dass ich mich verletze, heißt das wohl, dass Ihr mitkommt?« Ich suchte nach einer Antwort, fand sie aber nicht schnell genug. Wieder nahm er meinen Arm, diesmal fest, und wir setzten uns Richtung Straße in Bewegung.

Jamie hielt meinen Arm fest im Griff und gab mir Halt, wenn ich über Steine und Pflanzen stolperte. Er selbst schritt über das unebene Heideland, als wäre es eine gepflasterte Straße am hellen Tag. Er hat Katzenblut, dachte ich missmutig, deshalb war es ihm zweifellos auch gelungen, sich im Dunkeln an mich heranzuschleichen.

Wie angekündigt warteten die anderen Männer mit den Pferden nicht weit von uns entfernt; anscheinend hatte es keine Verluste oder Verletzten gegeben, denn sie waren vollzählig zur Stelle. Ich krabbelte erneut wenig würdevoll auf das Pferd und ließ mich in den Sattel plumpsen. Mein Kopf stieß dabei unabsichtlich gegen Jamies Schulter, und er holte zischend Luft.

Ich versuchte, meinen Unmut über meine erneute Gefangennahme und mein Bedauern darüber, ihm weh getan zu haben, hinter einer Fassade diensteifriger Schikane zu verbergen.

»Geschieht Ihnen ganz recht, wenn Sie sich derart in der Gegend herumprügeln und dazu über Stock und Stein jagen. Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen die Schulter nicht bewegen; jetzt haben Sie wahrscheinlich zu Ihren blauen Flecken obendrein noch Zerrungen.«

Meine Schimpftirade schien ihn zu amüsieren. »Nun ja, mir blieb nicht viel anderes übrig. Hätte ich die Schulter nicht bewegt, hätte ich auch nie wieder etwas anderes bewegt. Einen einzelnen Rotrock bekomme ich mit einer Hand gebändigt – vielleicht sogar zwei«, sagte er ein wenig prahlerisch, »aber keine drei. Außerdem«, sagte er und zog mich an sein blutverkrustetes Hemd, »könnt Ihr sie ja wieder für mich flicken, wenn wir unser Ziel erreichen.«

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