Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Ich klammerte mich mit aller Kraft am Sattel fest. Plötzlich parierte Jamie das Pferd neben einem großen Ginsterbusch durch, fasste mich um die Taille und warf mich ohne Umschweife hinein. Das Pferd fuhr scharf herum und raste davon. Jamie umkreiste den Felsen, um sich offenbar von der Südseite zu nähern. Ich konnte den Reiter tief über den Pferdehals gebeugt sehen, als das Pferd im Schatten des Felsens verschwand. Als es dann immer noch im Galopp wieder auftauchte, war der Sattel leer.

Die Felsoberfläche war voller schattiger Krater; ich konnte Rufe und gelegentliche Musketenschüsse hören, konnte aber nicht sagen, ob die Bewegungen, die ich sah, Männer waren oder nur die Schatten der verkrüppelten Eichen, die in den Felsspalten wuchsen.

Unter Schwierigkeiten befreite ich mich aus dem Busch und zupfte mir die stacheligen Ginsterzweige aus Rock und Haaren. Ich leckte mir den blutigen Kratzer auf meiner Hand und fragte mich, was in aller Welt ich jetzt tun sollte. Ich konnte den Ausgang des Kampfes auf dem Felsen abwarten. Wenn die Schotten gewannen oder zumindest überlebten, würden sie vermutlich zurückkommen und nach mir suchen. Wenn nicht, konnte ich auf die Engländer zugehen, die jedoch zu Recht davon ausgehen würden, dass ich mit den Schotten gemeinsame Sache machte, da ich ja mit ihnen unterwegs war. Ich hatte zwar keine Ahnung, was für eine Sache das sein sollte, aber das Verhalten der Männer in der Kate ließ keinen Zweifel daran, dass sie etwas vorhatten, was nicht auf den Beifall der Engländer stoßen würde.

Vielleicht würde es ja besser sein, beide Seiten des Konfliktes zu vermeiden. Da ich nun wusste, wo ich war, hatte ich bestimmt eine Chance, es zurück zu einer Stadt oder einem Dorf zu schaffen, das ich kannte, selbst wenn ich den ganzen Weg laufen musste. Ich setzte mich entschlossen in Bewegung und hielt auf die Straße zu. Dabei stolperte ich über zahllose Granitbrocken, die illegitimen Sprösslinge des Cocknammon Rock.

Im Sternenlicht war das Gehen trügerisch; ich nahm zwar jedes Detail des Bodens wahr, konnte aber nicht räumlich sehen; niedrige Pflanzen und kantige Steine schienen dieselbe Höhe zu haben, so dass ich die Füße absurd hoch über nicht existierende Hindernisse hob und mir die Zehen an vorstehenden Felsbrocken stieß. Ich ging, so schnell ich konnte, während ich darauf lauschte, ob mich jemand verfolgte.

Als ich die Straße erreichte, waren die Kampfgeräusche verstummt. Mir wurde klar, dass ich auf der Straße zu gut zu sehen war, aber ich musste ihr folgen, wenn ich den Weg zu einer Ortschaft finden wollte. Im Dunkeln war ich orientierungslos, und ich hatte nie von Frank gelernt, mit Hilfe der Sterne zu navigieren. Bei dem Gedanken an Frank hätte ich am liebsten geweint, also versuchte ich, mich abzulenken, indem ich mich bemühte, mir einen Reim auf die Ereignisse des Nachmittags zu machen.

Es war zwar eigentlich unvorstellbar, doch alles deutete darauf hin, dass ich mich an einem Ort befand, an dem die Sitten und die Politik des achtzehnten Jahrhunderts noch Gültigkeit besaßen. Ich hätte das Ganze ja gerne für eine Art Kostüminszenierung gehalten, wären die Verletzungen des jungen Mannes, den sie Jamie nannten, nicht gewesen. Diese Wunde rührte ihrem Aussehen nach tatsächlich von etwas her, das große Ähnlichkeit mit einer Musketenkugel hatte. Das Verhalten der Männer erinnerte auch nicht unbedingt an Schauspielerei. Es war ihnen Ernst, und die Dolche und Schwerter waren echt.

Konnte es womöglich eine abgelegene Enklave sein, deren Bewohner hin und wieder Teile ihrer Geschichte nachspielten? Ich hatte davon gehört, dass es das in Deutschland gab, aber doch nicht in Schottland! Du hast auch noch nie davon gehört, dass die Schauspieler mit Musketen aufeinander schießen, oder?, höhnte der unangenehm rationale Teil meines Verstandes.

Ich sah mich nach dem Felsen um und überprüfte meinen Standort. Dann richtete ich den Blick zum Horizont, und das Blut gefror mir in den Adern. Dort war nichts zu sehen außer gefiederten Kiefernwipfeln, undurchdringlich schwarz vor dem fast klaren Sternenhimmel. Wo waren die Lichter von Inverness? Wenn das hinter mir Cocknammon Rock war – und ich wusste, dass er es war –, dann musste ich weniger als drei Meilen von Inverness entfernt sein. Aus dieser Entfernung hätte ich das Leuchten der Stadt am Himmel sehen müssen. Wenn sie da gewesen wäre.

Ich schüttelte mich gereizt und verschränkte die Arme, weil mir kalt wurde. Selbst wenn ich für einen Moment die absolut unplausible Vorstellung einräumte, dass ich mich in einer anderen Zeit als der meinen befand, befand sich Inverness schon seit über sechshundert Jahren an dieser Stelle. Es war da. Doch anscheinend hatte es kein Licht. Unter den gegebenen Umständen legte das nahe, dass es keinen Strom gab. Noch ein Beweis, falls ich einen brauchte. Doch wofür genau?

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