Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Ich wurde ignoriert. Dougal drehte mir den Rücken zu und wandte sich in einer Sprache, die ich vage als Gälisch erkannte, an eine Frau, die in der Ecke kauerte. Von der Masse der Männer umringt, hatte ich sie bis jetzt gar nicht bemerkt. Sie war merkwürdig angezogen, fand ich, mit einem langen, zerschlissenen Rock und einer langärmeligen Bluse, die halb von einer Art Mieder oder Weste überdeckt wurde. Alles war ziemlich verdreckt, einschließlich ihres Gesichts. Doch als ich mich nun umschaute, konnte ich feststellen, dass es in der Kate nicht nur keinen Strom gab, sondern auch kein fließendes Wasser; vielleicht war das ja die Erklärung für den Schmutz.

Die Frau machte einen kurzen Hofknicks, huschte an Rupert und Murtagh vorbei und begann, in einer bemalten Holztruhe am Kamin zu wühlen, aus der sie schließlich einen Stapel schäbiger Tücher zum Vorschein holte.

»Nein, das geht nicht«, sagte ich und betastete die Tücher mit spitzen Fingern. »Die Wunde muss zuerst desinfiziert und dann mit einem sauberen Tuch verbunden werden, wenn es keine sterilen Binden gibt.«

Ringsum hoben sich die Augenbrauen. »Desinfiziert?«, wiederholte Dougal sorgfältig.

»Ja, genau«, sagte ich entschlossen. Ich hatte den Eindruck, dass er trotz seiner gebildeten Aussprache ein bisschen schwer von Begriff war. »Die Wunde muss vom Schmutz befreit werden, und sie muss mit einem Mittel behandelt werden, das Keime abtötet und die Heilung fördert.«

»Zum Beispiel?«

»Zum Beispiel Jod«, sagte ich. Angesichts der verständnislosen Gesichter vor mir versuchte ich es erneut. »Thiomersal? Verdünnte Karbolsäure?«, schlug ich vor. »Oder vielleicht einfach nur Alkohol?« Erleichterte Mienen. Endlich hatte ich einen Begriff gefunden, den sie zu erkennen schienen. Murtagh drückte mir die Lederflasche in die Hände. Ich seufzte ungeduldig auf. Zwar wusste ich, dass in den Highlands primitive Zustände herrschten, aber das hier war wirklich kaum zu glauben.

»Also«, sagte ich, so geduldig ich konnte. »Warum bringt ihn denn nicht jemand in die Stadt hinunter? Es kann doch nicht weit sein. Und dort gibt es mit Sicherheit einen Arzt, der sich um ihn kümmern könnte.«

Die Frau starrte mich mit offenem Mund an. »Welche Stadt denn?«

Dougal ignorierte diesen Wortwechsel und blinzelte vorsichtig hinter der Vorhangkante in die Dunkelheit. Er ließ den Vorhang zurückfallen und trat lautlos an die Tür. Die Männer verstummten, als er die Tür öffnete und in der Nacht verschwand.

Im nächsten Moment war er zurück und brachte den kahlköpfigen Mann und den kalten, beißenden Duft nächtlicher Kiefern mit. Er schüttelte den Kopf als Antwort auf die fragenden Blicke der Männer.

»Nein, nichts in der Nähe. Wir gehen sofort, solange keine Gefahr droht.«

Sein Blick fiel auf mich, und er hielt einen Moment inne und überlegte. Plötzlich nickte er mir zu, und sein Entschluss stand fest.

»Sie kommt mit uns«, ordnete er an. Er kramte in den Tüchern auf dem Tisch herum und zog einen zerschlissenen Lumpen hervor, der aussah wie ein Halstuch, das schon bessere Zeiten gesehen hatte.

Der Mann mit dem Schnurrbart schien absolut nicht begeistert davon, mich mitzunehmen.

»Warum lässt du sie nicht einfach hier?«

Dougal warf ihm einen ungeduldigen Blick zu, überließ die Erklärung jedoch Murtagh. »Ganz gleich, wo sich die Rotröcke gerade herumtreiben, sie werden im Morgengrauen hier sein, und bis dahin dauert es nicht mehr lange. Wenn diese Frau für die Engländer spioniert, können wir es nicht riskieren, sie hierzulassen, damit sie ihnen sagen kann, welche Richtung wir eingeschlagen haben. Und falls sie nicht mit ihnen unter einer Decke steckt …« Er musterte mich skeptisch. »Nun, es geht ja nicht, dass wir eine Frau allein und im Hemd hierlassen.« Er befingerte den Stoff meines Rockes, und seine Miene erhellte sich ein wenig. »Außerdem könnte es ja sein, dass sie ein ordentliches Lösegeld einbringt; das wenige, was sie anhat, ist gute Ware.«

»Im Übrigen«, unterbrach ihn Dougal, »kann sie sich unterwegs vielleicht nützlich machen; sie scheint ja ein bisschen von der Heilkunst zu verstehen. Aber jetzt haben wir keine Zeit mehr. Ich fürchte, du musst los, ohne dass sie dich ›desinfiziert‹, Jamie«, sagte er und klopfte dem jüngeren Mann auf den Rücken. »Kannst du einhändig reiten?«

»Aye.«

»Guter Junge. Hier«, sagte er und warf mir den schmierigen Lumpen zu. »Zum Verbinden, schnell. Wir brechen sofort auf. Ihr zwei, holt die Pferde«, befahl er dem Wieselgesicht und dem Fettwanst namens Rupert.

Ich drehte den Lappen angewidert hin und her.

»Das kann ich nicht nehmen«, beklagte ich mich. »Es ist schmutzig.«

Ohne dass ich seine Bewegung gesehen hätte, hatte ich auf einmal die Hand des hochgewachsenen Mannes schwer auf der Schulter liegen, seine dunklen Augen dicht vor den meinen. »Los!«, sagte er.

Перейти на страницу:

Похожие книги