Eins von Dianas Büchern zu übersetzen ist immer ein gewaltiges Unterfangen, bei dem ich lache und weine wie jeder andere Leser auch, bei dem
Was mir nicht klar war, als ich diesmal überglücklich ja gesagt habe, war, dass ich ein Buch neu erschaffen würde, das seit zwanzig Jahren das Lieblingsbuch einer ganzen Legion von Lesern ist. Das ist durchaus eine einschüchternde Vorstellung, und ich kann nur hoffen, dass auch meine Version ihren Weg in die Lieblingsbuch-Regale finden wird.
Meine Vorlage war in jedem Fall nur der englische Originaltext, nicht die existierende Übersetzung, in die ich überhaupt in all der Zeit nur einmal einen Blick geworfen habe – bei der Arbeit an der deutschen Fassung von »Der magische Steinkreis«. Dieses Buch enthält zahlreiche Zitate aus den Romanen – die ich natürlich auch aus den gedruckten Ausgaben der ersten drei Bücher übernehmen wollte. Dabei musste ich feststellen, dass viele dieser Textstellen entweder gar nicht existierten oder so stark gekürzt waren, dass sie für den anstehenden Zweck nicht zu verwenden waren. Diese Kürzungen waren letztlich auch der Grund für den Verlag, eine neue, diesmal vollständige Übersetzung in Auftrag zu geben.
Kaum hatte ich also letzten Sommer die Lutherbibel und den Tieck-und-Schlegelschen Shakespeare von meinem Schreibtisch geräumt, galt es, die bewährten Zitat-Lieferanten wieder hervorzuholen und mich erneut an die Arbeit zu machen. »Ein Schatten von Verrat und Liebe« stand gerade eine Woche in den Buchhandlungen, als für mich das Erlebnis begann, nach dem achten Band der Highland-Saga, in dem Diana virtuos mit acht sehr unterschiedlichen Erzählperspektiven und »Stimmen« jongliert, ihr legendäres »Übungsbuch« zu übersetzen: Technisch ist »Feuer und Stein« eine Fingerübung in der ersten Person, erzählerisch ist es nicht weniger packend, rührend und menschlich wahr als alles, was in den folgenden Jahren und Büchern folgte. Wenn es einen Unterschied bei der Arbeit an den beiden Büchern gab, so war es der zwischen der Freude daran, bei der Entstehung von »Ein Schatten …« während des Wartens auf die nächsten Kapitel immer wieder gemeinsam mit Diana kleine technische Haken auszubügeln, und dem »Luxus«, es hier mit einem fertigen Buch zu tun zu haben – auch wenn selbst das nicht ohne Anschlussfehler war, die hartnäckig zwei Jahrzehnte überdauert haben.
Was diese Jahrzehnte aber vor allem überdauert hat, ist ein zeitlos großes Buch, das wie die besten historischen Romane die Vergangenheit in unsere Nähe rückt und von menschlichen Themen erzählt, die niemals alt werden.
Ich bedanke mich herzlich bei allen, die mir dieses Erlebnis doch noch möglich gemacht haben: bei Diana, ihrem Agenten Danny Baror und dem Droemer Knaur Verlag. Bei den deutschen Fans, deren ermutigende Worte mich beflügelt haben. Bei Cathy-Ann MacPhee und Catherine MacGregor für die Gälisch-Nachhilfe. Bei Martina Wielenberg, Petra Zimmermann und der tapferen Herstellerin Michaela Lichtblau! Und bei meinem Sohn Julian für den Kaffee, die Tomaten und für das A und O.
Zeitleiste der historischen Ereignisse
1688 Der Stuart-König James VII. von Schottland und II. von England wird in der Glorreichen Revolution abgesetzt. James’ protestantische Tochter Mary erhebt zusammen mit ihrem niederländischen Ehemann William von Oranien Anspruch auf die beiden Kronen. Dies ist der Beginn der Jakobiten-Unruhen, in deren Verlauf James’ Anhänger mehrere Rebellionen und Kriege anstiften (»Jakobus« ist die lateinische Form von »James«).
1701 James stirbt. Der Anspruch der Stuarts auf den schottischen und englischen Thron geht auf seinen einzigen noch lebenden legitimen Sohn über, James Francis Edward Stuart. Die Jakobiten und der katholische König Louis XIV. von Frankreich erklären ihn zu James III. von England und Irland und James VIII. von Schottland. Er lebt in Frankreich und setzt sich weiterhin für den Anspruch der Stuarts auf den Thron von Schottland und England ein.
1707 Trotz großen politischen Widerstands der Schotten erklärt das englische Parlament Schottland und das Königreich England zu einer politischen Einheit, um so das Vereinigte Königreich Großbritannien zu schaffen. Diese Union stößt auf ein derart negatives Echo, dass die jakobitische Sache neue Unterstützer findet.
1714 George I. besteigt als erster Hannoveranerkönig den britischen Thron.
1715 James Francis Edward Stuart zettelt den Ersten Jakobiten-Aufstand (den »Fifteen«) an. Die Jakobiten unterliegen. 1719 wird ein weiterer erfolgloser Versuch unternommen.
Juni 1745 James’ Sohn, Prinz Charles Edward Stuart (»Bonnie Prince Charlie« genannt), reist von Frankreich nach Schottland, um den Zweiten Jakobiten-Aufstand anzuführen, den »Forty-Five«.