704 Er pflag der Frauen minniglich, wie es geziemend war:Scham und Zorn verschmerzen muste sie da gar.Von seinen Heimlichkeiten ihre lichte Farb erblich.Hei! wie von der Minne die große Kraft ihr entwich!705 Da war auch sie nicht stärker als ein ander Weib.Minniglich umfieng er ihren schönen Leib;Wenn sie noch widerstände, was könnt es sie verfahn?Das hatt ihr Alles Gunther mit seinem Minnen gethan.706 Wie minniglich der Degen da bei der Frauen lagIn freundlicher Liebe bis an den lichten Tag!Inzwischen war Herr Siegfried längst schon hindann:Da ward er wohl empfangen von einer Frauenwohlgethan.707 Er wich allen Fragen aus, die sie erdacht,Und hehlt’ ihr noch lang, was er mitgebracht,Bis er daheim das Kleinod ihr doch am Ende gab:Das brachte viel der Degen mit ihm selber ins Grab.708 Dem Wirth am andern Morgen viel höher standder Muth,Als am ersten Tage: da ward die Freude gutIn allen seinen Landen bei manchem edeln Mann.Die er zu Hof geladen, denen ward viel Dienst gethan.709 Vierzehn Tage währte diese Lustbarkeit,Daß sich der Schall nicht legte in so langer ZeitVon aller Lust und Kurzweil, die man erdenken mag.Wohl verwandte hohe Kosten der Königbei dem Hofgelag.710 Des edeln Wirthes Freunde, wie es der Herr gewollt,Verschenkten ihm zu Ehren Kleider und rothes Gold,Silber auch und Rosse an manchen fremden Mann.Die gerne Gaben nahmen, die schieden fröhlich hindann.711 Auch der kühne Siegfried aus dem NiederlandMit seinen tausend Mannen all das Gewand,Das sie gebracht zum Rheine, ward ganz dahin gegeben,Schöne Ross’ und Sättel: sie wusten herrlich zu leben.712 Bevor die reiche Gabe noch alle war verwandt,Schon daucht es die zu lange, die wollten in ihr Land.Nie sah man ein Gesinde mehr so wohl verpflegen.So endete die Hochzeit: da schied von dannenmancher Degen.