1888 "Er und Der von Spanien traten manchen Pfad,Da sie hier bei Etzeln thaten manche ThatDem K"onig zu Liebe. Das ist oft geschehn:Drum mag man Hagen billig grosse Ehre zugestehn.1889 "Damals war der Recke an Jahren noch ein Kind,Da waren schon die Knaben wie jetzt kaum Greise sind.Nun kam er zu Sinnen und ist ein grimmer Mann;Auch tr"agt er Balmungen, den er "ubel gewann."1890 Damit wars entschieden, Niemand suchte Streit.Das war der K"onigstochter im Herzen bitter leid.Die Helden giengen wieder; wohl scheuten sie den TodVon den Helden beiden: das that ihnen wahrlich Noth.1891 Wie oft man verzagend Manches unterl"asst,Wo der Freund beim Freunde treulich steht und fest!Und hat er kluge Sinne, dass er nicht also thut,Vor Schaden nimmt sich Mancher durch Besonnenheitin Hut.1892 Da sprach der k"uhne Volker: "Da wir nun selber sahn,Dass wir hie Feinde finden, wie man uns kund gethan,So lass uns zu den K"onigen hin zu Hofe gehn,So darf unsre Herren mit Kampfe Niemand bestehn."1893 "Gut, ich will euch folgen," sprach Hagen entgegen.Da giengen hin die Beiden, wo sie die zieren DegenNoch harrend des Empfanges auf dem Hofe sahn.Volker der k"uhne hub da laut zu reden an.1894 Er sprach zu seinen Herren: "Wie lange wollt ihr stehnUnd euch dr"angen lassen? ihr sollt zu Hofe gehnUnd von dem K"onig h"oren, wie der gesonnen sei."Da sah man sich gesellen der k"uhnen Helden je zwei.1895 Dietrich von Berne nahm da an die HandGunther den reichen von Burgundenland;Irnfried nahm Gernoten, diesen k"uhnen Mann;Da gieng mit seinem Schw"aher Geiselher zu Hof heran.1896 Wie bei diesem Zuge gesellt war Jeglicher,Volker und Hagen, die schieden sich nicht mehrAls noch in Einem Kampfe bis an ihren Tod.Das musten bald beweinen edle Fraun in grosser Noth.1897 Da sah man mit den K"onigen hin zu Hofe ziehnIhres edeln Ingesindes tausend Degen k"uhn;Dar"uber sechzig Recken waren mitgekommen:Die hatt aus seinem Lande der k"uhne Hagen genommen.1898 Hawart und Iring, zwei Degen auserkannt,Die giengen mit den K"onigen zu Hofe Hand in Hand;Dankwart und Wolfhart, ein theuerlicher Degen,Die sah man grosser Hofzucht vor den "ubrigen pflegen.1899 Als der Vogt vom Rheine in den Pallas gieng,Etzel der reiche das l"anger nicht verhieng:Er sprang von seinem Sitze, als er ihn kommen sah.Ein Gruss, ein so recht sch"oner, nie mehr von K"ongengeschah.1900 "Willkommen mir, Herr Gunther und auch HerrGernotUnd euer Bruder Geiselher, die ich hieher entbotMit Gruss und treuem Dienste von Worms "uberrhein,Und eure Degen alle sollen mir willkommen sein.1901 "Lasst euch auch Willkommen, ihr beiden Recken, sagen,Volker der k"uhne und dazu Herr Hagen,Mir und meiner Frauen hier in diesem Land:Sie hat euch manche Botschaft hin zum Rheinegesandt."1902 Da sprach von Tronje Hagen: "Das haben wirvernommen.W"ar ich um meine Herren gen Heunland nichtgekommen,So w"ar ich euch zu Ehren geritten in das Land."Da nahm der edle K"onig die lieben G"aste bei der Hand.1903 Und f"uhrte sie zum Sitze hin, wo er selber sass.Da schenkte man den G"asten, fleissig that man das,In weiten goldnen Schalen Meth, Morass und WeinUnd hiess die fremden Degen h"ochlich willkommen sein.1904 Da sprach K"onig Etzel: "Das muss ich wohl gestehn,Mir k"onnt in diesen Zeiten nichts Lieberes geschehnAls durch euch, ihr Recken, dass ihr gekommen seid;Damit ist auch der K"onigin benommen Kummerund Leid.1905 "Mich nahm immer Wunder, was ich euch wohl gethan,Da ich der edeln G"aste so Manche doch gewann,Dass ihr nie zu reiten geruhtet in mein Land;Nun ich euch hier ersehen hab, ist mirs zu Freudengewandt."1906 Da versetzte R"udiger, ein Ritter hochgemuth:"Ihr m"ogt sie gern empfahen, ihre Treue die ist gut:Der wissen meiner Frauen Br"uder sch"on zu pflegen.Sie bringen euch zu Hause manchen waidlichen Degen."1907 Am Sonnewendenabend waren sie gekommenAn Etzels Hof, des reichen. Noch selten wardvernommen,Dass ein K"onig seine G"aste freundlicher empfieng;Darnach er zu Tische wohlgemuth mit ihnen gieng.1908 Ein Wirth bei seinen G"asten sich holder nie betrug.Zu trinken und zu essen bot man da genug:Was sie nur w"unschen mochten, das wurde gern gew"ahrt.Man hatte von den Helden viel grosse Wunder geh"ort.1909 Der reiche Etzel hatte an ein Geb"aude weitViel Fleiss und M"uh gewendet und Kosten nichtgescheut:Man sah Pallas und Th"urme, Gem"acher ohne ZahlIn einer weiten Veste und einen herrlichen Saal.1910 Den hatt er bauen lassen lang, hoch und weit,Weil ihn so viel der Recken heimsuchten jederzeit.Auch ander Ingesinde, zw"olf reiche K"onge hehrUnd viel der werthen Degen hatt er zu allen Zeiten mehr,1911 Als je gewann ein K"onig, von dem ich noch vernahm.Er lebte so mit Freunden und Mannen wonnesam:Gedr"ang und frohen Zuruf hatte der K"onig gutVon manchem schnellen Degen; drum stand wohl hochihm der Muth.