2116 Da setzten sich aus M"udigkeit die Herrn und ruhten aus.Volker und Hagen die giengen vor das HausUeber den Schild sich lehnend in ihrem Uebermuth:Da pflagen launger Reden diese beiden Helden gut.2117 Da sprach von Burgunden Geiselher der Degen:"Noch d"urft ihr, lieben Freunde, nicht der Ruhe pflegen:Ihr sollt erst die Todten aus dem Hause tragen.Wir werden noch bestanden, das will ich wahrlicheuch sagen.2118 "Sie sollen untern F"ussen uns hier nicht l"anger liegen,Bevor im Sturm die Heunen m"ogen uns besiegen,Wir haun noch manche Wunde, die gar sanft mir thut.Des hab ich," sprach da Geiselher, "einen willigenMuth."2119 "O wohl mir solches Herren," sprach Hagen entgegen."Der Rath geziemte Niemand als einem solchen Degen,Wie unsern jungen Herren wir heute hier gesehn:Ihr Burgunden m"oget all darob in Freuden stehn.2120 Da folgten sie dem Rathe und trugen vor die Th"urSiebentausend Todte, die warfen sie daf"ur.Vor des Saales Stiege fielen sie zu Thal:Da erhoben ihre Freunde mit Jammern kl"aglichen Schall.2121 Auch war darunter Mancher nur so m"assig wund,K"am ihm sanftre Pflege, er w"urde noch gesund;Doch von dem hohen Falle fand er nun den Tod.Das klagten ihre Freunde; es zwang sie wahrhafte Noth.2122 Da sprach der Fiedelspieler, der Degen unverzagt:"Nun seh ich wohl, sie haben mir Wahrheit gesagt:Die Heunen sind feige, sie klagen wie ein Weib,Da sie nun pflegen sollten der Schwerverwundeten Leib."2123 Da mocht ein Markgraf w"ahnen, er meint es ernstund gut:Ihm war der Vettern Einer gefallen in das Blut;Den dacht’ er wegzutragen und wollt ihn schon umfahn:Da schoss ob ihm zu Tode den der k"uhne Spielmann.2124 Als das die Andern sahen, sie flohen von dem Saal.Dem Spielmann zu fluchen begannen sie zumal.Einen Sper hob Volker vom Boden, scharf und hart,Der von einem Heunen zu ihm hinauf geschossen ward.2125 Den schoss er durch den Burghof zur"uck kr"aftiglichUeber ihre H"aupter. Das Volk Etzels wichErschreckt von dem Wurfe weiter von dem Haus.Vor seinen Kr"aften hatten alle Leute Schreck und Graus,2126 Da stand vor dem Hause Etzel mit manchem Mann.Volker und Hagen huben zu reden anMit dem Heunenk"onig nach ihrem Uebermuth.Das schuf bald grosse Sorge diesen Helden k"uhn und gut.2127 "Wohl w"ar es," sprach da Hagen, "des Volkes Trostim Leid,Wenn die Herren f"ochten allen voran im Streit,Wie von meinen Herren hier Jeglicher thut:Die hauen durch die Helme, dass von den Schwerternfliesst das Blut."2128 So k"uhn war K"onig Etzel, er fasste seinen Schild."Nun h"utet eures Lebens," sprach da Kriemhild,"Und bietet Gold den Recken auf dem Schildesrand,Denn erreicht euch Hagen, ihr habt den Todan der Hand."2129 So k"uhn war der K"onig, er liess nicht vom Streit,Wozu so m"achtge F"ursten nun selten sind bereit.Man must ihn bei den Riemen des Schildes ziehnhindann.Hagen der grimme ihn mehr zu h"ohnen begann:2130 "Eine nahe Sippe war es," sprach Hagen gleichzur Hand,"Die Etzeln zusammen und Siegfried verband:Er minnte Kriemhilden, eh sie gesehen dich:Feiger K"onig Etzel, warum r"athst du wider mich?"2131 Diese Rede h"orte die edle K"onigin,Dar"uber ward unmuthig Kriemhild in ihrem Sinn,Dass er sie schelten durfte vor manchem Etzelsmann.Wider die G"aste hub sie aufs Neu zu werben an.2132 Sie sprach: "Wer von Tronje den Hagen mir schl"ugeUnd sein Haupt als Gabe her vor mich tr"uge,Mit rothem Golde f"ullt’ ich ihm Etzels Schildesrand;Auch g"ab ich ihm zum Lohne viel gute Burgenund Land."2133 "Ich weiss nicht, was sie zaudern," sprachder Fiedelmann."Nie sah ich, dass Helden so verzagt gethan,Wo man bieten h"orte also reichen Sold.Wohl sollt ihnen Etzel nimmer wieder werden hold.2134 "Die hier mit Schimpf und Schanden essen des K"onigsBrotUnd jetzt im Stich ihn lassen in der gr"ossten Noth,Deren seh ich Manchen so recht verzagt da stehnUnd thun doch so verwegen: sie k"onnen nie der Schmachentgehn."2135 Der m"achtige Etzel hatte Jammer und Noth:Er beklagte seiner Mannen und Freunde bittern Tod.Von manchen Landen standen ihm Recken viel zur SeitUnd weinten mit dem K"onig sein gewaltiges Leid.2136 Darob begann zu spotten der k"uhne Volker:"Ich seh hier "ubel weinen gar manchen Recken hehr.Sie helfen schlecht dem K"onig in seiner grossen Noth.Wohl essen sie mit Schanden nun schon lange hiersein Brot."2137 Da gedachten wohl die Besten: "Wahr ists,was Volker sagt."Von Niemand doch von allen ward es so schwer beklagtAls von Markgraf Iring, dem Herrn aus D"anenland,Was sich nach kurzer Weite wohl nach der Wahrheitbefand.