Читаем Schmetterling und Taucherglocke полностью

Absätze klappern auf dem Linoleum, Liegen stoßen gegeneinander, Gespräche überschneiden sich, das Personal kommuniziert lautstark wie Börsenmakler an einem Tag mit heftigen Kursbewegungen, Radios werden eingeschaltet, denen niemand zuhört, und alles übertönend, vermittelt eine Bohnermaschine einen akustischen Vorgeschmack auf die Hölle. Dann gibt es noch die schrecklichen Patienten. Ich kenne welche, deren einziges Vergnügen darin besteht, immer wieder dieselbe Kassette zu hören. Ich hatte einen sehr jungen Zimmernachbarn, dem man eine Plüschente mit einem raffinierten Alarmsystem geschenkt hatte. Sobald jemand das Zimmer betrat, das heißt achtzigmal am Tag, gab seine Ente eine schrille, durchdringende Melodie von sich. Zum Glück ist der kleine Patient entlassen worden, bevor ich meinen Plan zur Entenvernichtung verwirklichen konnte. Ich habe ihn trotzdem noch in petto, man weiß ja nie, welches Unheil untröstliche Familien noch hervorrufen können. Die Siegespalme für extravagante Nachbarschaft kommt jedoch einer Kranken zu, deren Sinne durch das Koma ganz durcheinandergeraten waren. Sie biß die Krankenschwester, packte die Pfleger beim männlichen Teil ihrer Anatomie und konnte kein Glas Wasser verlangen, ohne wie am Spieß zu schreien. Anfangs löste dieser falsche Alarm jedesmal ein regelrechtes Kampfgetöse aus, und als alle mit den Kräften am Ende waren, ging man dazu über, sie zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit sich die Kehle aus dem Hals schreien zu lassen. Diese Einlagen gaben der neurologischen Station einen recht aufregenden Anstrich von »Kuckucksnest«, und als man unsere Freundin verlegte, um sie anderswo ihr »Hilfe, ich werde ermordet!« brüllen zu lassen, hat es mir irgendwie leid getan.

Erlöst von solcherlei Radau, in der wiedereingetretenen Stille, kann ich die Schmetterlinge hören, die in meinem Kopf umherfliegen. Dazu ist viel Aufmerksamkeit und sogar Sammlung nötig, denn ihre Flügelschläge sind fast unhörbar.

Etwas lautes Atmen genügt, um sie zu übertönen. Es ist übrigens erstaunlich - mein Hörvermögen bessert sich nicht, und doch höre ich sie immer deutlicher. Ich muß ein Ohr für Schmetterlinge haben.

Sonntag

Durch das Fenster sehe ich die ockerbraunen Klinkerfassaden, die im Licht der ersten Sonnenstrahlen heller werden. Der Stein nimmt ganz genau die rosa Färbung der griechischen Grammatik von M. Rat an, eine Erinnerung an die vierte Klasse. Ich war bei weitem kein brillanter Hellenist, aber ich mag diesen warmen, tiefen Farbton, der mir noch immer ein Universum des Wissens eröffnet, in dem man auf Tuchfühlung mit Alkibiades' Hund und den Helden der Thermopylen kommt. Farbenhändler nennen ihn »altrosa«. Er hat nichts mit dem Heftpflasterrosa der Krankenhausflure gemein. Noch weniger mit dem Mauve, in dem in meinem Zimmer Sockel, Tür- und Fensterleibungen gestrichen sind und das aussieht wie die Verpackung eines billigen Parfüms.

Heute ist Sonntag. Ein Sonntag zum Fürchten, an dem sich unglücklicherweise kein Besucher angemeldet hat und kein wie immer geartetes Ereignis die zähe Abfolge der Stunden unterbrechen wird. Keine Heilgymnastik, keine Logopädin, kein Psychologe. Eine Durchquerung der Wüste mit einer noch knapper als sonst ausfallenden Morgentoilette als einziger Oase. An diesen Tagen versetzen die Nachwirkungen der Samstagsgelage, verbunden mit der Sehnsucht nach Familienpicknicks, Tontaubenschießen oder Krabbenfangen, worum sie durch ihren Dienstplan gebracht werden, das Pflegepersonal in eine mechanische Stumpfheit, und die Reinigungsprozedur hat mehr mit Kadaververwertung zu tun als mit Thalassotherapie. Eine dreifache Dosis des besten Eau de Cologne genügt nicht, um über die Tatsache hinwegzutäuschen: man stinkt.

Heute ist Sonntag. Wenn ich mir den Fernseher einschalten lasse, darf ich mich nicht vertun. Ich muß höchst strategisch vorgehen. Es können nämlich drei oder vier Stunden vergehen, bevor die gute Seele kommt, die ein anderes Programm einschalten kann, und manchmal ist es besser, auf eine interessante Sendung zu verzichten, wenn eine tränenreiche Serie, ein abgeschmacktes Spiel und eine reißerische Talk-Show folgen. Der Beifall auf Teufel komm raus tut mir in den Ohren weh. Ich ziehe den stillen Genuß von Dokumentarfilmen über Kunst, Geschichte oder Tiere vor. Ich sehe sie mir ohne Kommentar an, so wie man ein Holzfeuer betrachtet.

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