Die einen wollen nun in dem Sozialismus nur die n"arrischen Details sehen, in welche einige der ersten Sozialisten geraten sind, hingerissen und geblendet von der Sch"onheit der Ideen. Mehr Propheten als Organisatoren, blieben sie wahr in ihren vagen Bestrebungen und verkamen in ihrer Anwendung und in ihren Konsequenzen. Das leugnet niemand. Aber Sie haben gut wiederholen, dass die geschichtliche Entwickelung eine fortlaufende Metamorphose ist, in welcher jede neue Form geeigneter ist als die vorhergehende, die Wahrheit zu enthalten; man ladet uns die "Uberschwenglichkeiten des Vaters Enfantin, alle Masslosigkeiten Fourriers und alle Fehler der Ikarier auf. Die andern dagegen fragen verwundert und ironisch, was denn mit Ausnahme des Wortes selbst im Sozialismus Neues sei; sie finden, dass der Sozialismus nur die Entwickelung und Fortsetzung der politischen "Okonomie ist und beschuldigen ihn des Undanks und Plagiats. Denn war nicht das Ideal von J. B. Say, wie er selbst sagt, das Nicht-Regieren?Ja. Allerdings ist der Sozialismus die Verwirklichung des Ideals der National"okonomie. Die politische "Okonomie ist die Frage, der Sozialismus ihre L"osung. Die politische "Okonomie ist die Beobachtung, die Beschreibung, die Statistik, die Geschichte der Erzeugung und Bewegung, der Zirkulation der Reicht"umer. Der Sozialismus ist die Philosophie, die Organisation und die Wissenschaft. Die politische "Okonomie gibt die Materialien und die Dokumente, sie macht die Untersuchung – der Sozialismus spricht das Urteil. Die politische "Okonomie konstatiert die nat"urliche Tatsache des Reichtums und des Elends – der Sozialismus zerst"ort es nicht als historisches Faktum, sondern als nofwend ge Tatsache, hebt alle Schranken, alle D"amme auf, welche die Zirkulation hindern, macht das Eigentum fl"ussig, hebt also mit einem Worte Reichtum und Elend auf. Selbst aus diesem Antagonismus ersieht man, dass der Sozialismus in innger Beziehung zur National"okonomie steht. Das ist die Analyse und Synthese eines und desselben Gedankens. Hierin liegt aber nichts Wunderbares. Seit in der Welt Doktrinen, Religionen, Systeme, seit eine geistige Bewegung existierte, hatte jede neue Lehre ihre Wurzel in einer vergangenen, sie mag sie immerhin negieren, so bleibt sie doch ihr St"utzpunkt, ihr Boden, und selbst wenn sie ihre Mutter verleugnet, ihre Tochter. Auf diese Weise ging das Judentum in das Christentum "uber, auf diese Weise lebte das Christentum selbst in der Ethik Rousseaus fort, welche der deistischen und philanthropischen Moral des Jahrhunderts als Grundlage dient; auf diese Weise findet sich Hegel in seinem Keime schon in Spinoza und Kant, Feuerbach in Hegel. Jede neue, umgestaltende Idee beunruhigt schon, ehe sie sich als Lehre formulieren kann, die Geister und dr"angt sich dem Bewusstsein auf; bei dem einen erscheint sie als praktische Inspiration, beim andern als Zweifel, beim dritten als Gef"uhl. Pl"otzlich findet diese neue Idee ihr Wort, und die bisherige Morgend"ammerung verschwindet vor der Sonne, die Ess"aer, die Therapeuten werden bei der Erscheinung Christi vergessen, weil Christus der wahre pp war. Aus dem sch"opferischen Punkte, aus welchem sich die neue Religion organisiert, wird Evangelium, aus den fragmentarischen Ideen der Kirche, aus der unsteten und sehns"uchtigen G"arung sozusagen der Befruchtungsakt. Nun wohlan! Hat wohl je ein Mensch Christus f"ur einen Plagiator der Ess"aer oder selbst der Neu-Platoniker gehalten?