Wie A. Yu. Mitrofanov zeigt, hat Anna Komnene, als Zeitgenossin, nicht nur eine Galerie von Portr"ats prominenter Vertreter der byzantinischen Kaiserdynastien geschaffen, wie das Portr"at ihres Vaters, des Kaisers Alexios Komnenos, desgleichen ihrer Mutter, der Kaiserin Irene Dukena, ihrer Grossmutter, Anna Dalassena, sowie der Mutter ihres Verlobten, das heisst, ihrer Schwiegermutter, der Kaiserin Maria von Alania, sondern als Historikerin hat sie auch eine Reihe von ethnographischen und politischen Problemen skizziert, mit denen das Byzantinische Reich am Ende des 11. Jahrhunderts konfrontiert wurde. Eines dieser Probleme war das Aufkeimen der Macht der Grossen Seldschuken, die unter dem „Bunchuk“, der Standarte der Sultane Tughrul-beg (1038–1063), Alp-Arslan (1063–1072) und Malik Schah (1072–1092) Khorasan, Iran und weite Gebiete vom Mittelmeer bis nach Kaschgaria, vom Kaukasus bis zum Jemen eroberten. Obwohl das Ergebnis der seldschukischen Eroberungen das Erscheinen der Seldschuken im byzantinischen Kleinasien sowie die rasche Eroberung der Halbinsel zur Folge hatte, dr"angten die Fehden zwischen dem grossen Sultan Malik Schah und den anatolischen Seldschuken den Kaiser Alexios Komnenos in ein B"undnis mit Malik Schah gegen das Sultanat Rumia. Dar"uber hinaus hatte Alexios Komnenos bereits w"ahrend des Krieges gegen Roussel de Bailleul die Hilfe der Seldschuken in Anspruch genommen, als Roussel de Bailleul, ein rebellischer normannischer Ritter im Jahr 1074 versucht hatte, auf den Gebieten des alten byzantinischen Themas der Armeniaken sein eigenes F"urstentum zu errichten.
A. Yu. Mitrofanov wirft die Frage nach einer m"oglichen mongolischen Herkunft der Grossen seldschukischen Dynastie im Lichte des milit"arischen und politischen Einflusses des Khitan Liao-Reiches in Turkestan auf neue Weise auf und f"uhrt f"ur diese Annahme interessante Argumente an. Eines dieser Argumente ist die These des Autors von einem, f"ur die sowjetische Orientalistik charakteristischen, bewussten Ignorieren der Rolle des mongolischen Faktors in der Geschichte Zentralasiens, ist. Diese These des Autors basiert insbesondere auf der Forschung des exzellenten Arch"aologen, Ethnographen und K"unstlers M. V. Gorelik. Ein weiteres Argument von A. Yu. Mitrofanov ist die originelle Annahme eines literarischen Einflusses des „Shahnameh“ von Abulkasim Firdausi auf die Geschichte Seldschuks aus dem „Malik-nameh“. Dieses ist ein seldschukisches Epos des XI. – XII. Jahrhunderts, ein Epos, das dank der Arbeit von Mirkhond und einigen anderen sp"at"ostlichen Historikern in Fragmenten erhalten geblieben ist. A. Yu. Mitrofanov bezieht sich f"ur diese bemerkenswerte Entdeckung des Weiteren auch auf die Werke von G. V. Wernadskij, der die Ausbreitung des Christentums unter einigen mongolischen St"ammen im XI. – XII. Jahrhundert feststellt. Der Autor A. Yu. Mitrofanov vergleicht dieses Ph"anomen der Ausbreitung des Christentums unter einigen mongolischen St"ammen mit der Hypothese des christlichen Bekenntnisses einiger S"ohne von Seldschuk, insbesondere seines Sohnes Mikail.
Des Weiteren untersucht A. Yu. Mitrofanov auch diejenigen Fragmente der Arbeit von Anna Komnene im Detail, welche dem Ph"anomen der sogenannten byzantinischen