Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Ich nickte, denn ich wusste, dass sie recht hatte.

»Du hast selbst medizinische Kenntnisse«, fuhr sie fort. »Du weißt, dass ein guter Arzt schwere Entscheidungen treffen muss.« Sie sah mich unverwandt an. »Das unterscheidet uns von den anderen. Man brennt jemanden mit einem Eisen, um eine Blutung zu stoppen. Man rettet die Mutter und verliert das Baby. Es ist hart und niemand bedankt sich je bei dir. Aber wir müssen die Entscheidungen treffen.«

Sie nahm wieder einen langsamen Schluck. »Die ersten Male sind die schlimmsten. Man zittert und schläft schlecht. Aber das ist der Preis dafür, dass man tut, was getan werden muss.«

»Es waren auch Frauen dabei«, sagte ich. Die Worte blieben mir fast im Hals stecken.

Grans Augen blitzten. »Sie haben es doppelt verdient.« Die Wut, die plötzlich ihr freundliches Gesicht verzerrte, traf mich vollkommen unvorbereitet. Ein ängstlicher Schauder überlief mich. »Ein Mann, der einem Mädchen so etwas antut, ist wie ein verrückter Hund. Er ist eigentlich kein Mensch mehr, nur ein Tier, das eingeschläfert werden muss. Aber eine Frau, die ihm dabei hilft? Das ist noch schlimmer. Denn sie weiß, was sie tut und was es für das Mädchen bedeutet.«

Gran stellte ihren Becher behutsam auf dem Tisch ab. Ihre Miene war wieder gefasst. »Wenn ein Bein fault, nimmt man es ab.« Sie machte eine entschiedene Bewegung mit der flachen Hand, nahm ihr Stück Kuchen und begann es mit den Fingern zu essen. »Und manche Menschen müssen getötet werden. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«

Als ich mich wieder einigermaßen im Griff hatte, kehrte ich nach draußen zurück. Auf der Straße hatten sich noch mehr Menschen versammelt. Der Wirt der Dorfschenke hatte ein Fass vor die Schenke gerollt, und der süße Geruch von Bier erfüllte die Luft.

Krins Eltern waren auf dem Eisenschimmel ins Dorf geritten. Auch Pete war da, er hatte zu Fuß zurückkehren müssen. Er zeigte mir seinen Hals als Beweis dafür, dass er nicht sein Genick gebrochen hatte, und verlangte dann für seine Dienste zwei Pennys.

Krins Eltern dankten mir bewegt. Sie waren brave Leute, wie die meisten Menschen, wenn man sie lässt. Ich nahm die Zügel des Eisenschimmels, zog ihn wie eine tragbare Wand vor mich und konnte mich so einen Moment lang halbwegs ungestört mit Krin unterhalten.

Ihre dunklen Augen waren rot gerändert, aber ihr Gesicht strahlte vor Glück. »Sieh zu, dass du die Graue Hexe bekommst«, sagte ich und wies mit einem Nicken auf eins der Pferde. »Sie gehört dir.« Die Tochter des Bürgermeisters würde sowieso eine anständige Aussteuer haben, deshalb belud ich Krins Pferd mit den wertvolleren Sachen und außerdem dem meisten Geld der Banditen.

Wir sahen uns an, und Krin wurde ernst und erinnerte mich wieder an eine jüngere Denna. »Du gehst«, sagte sie.

Das hatte ich vor. Sie versuchte nicht, mich zum Bleiben zu überreden. Stattdessen umarmte sie mich zu meiner Überraschung plötzlich. Sie küsste mich auf die Wange und flüsterte mir ins Ohr: »Danke.«

Dann gingen wir wieder auseinander, wie es der Anstand gebot. »Verkauf dich nicht unter Wert und heirate keinen Narren«, sagte ich noch, weil ich das Gefühl hatte, etwas sagen zu sollen.

»Du auch nicht«, sagte sie, und in ihren Augen funkelte ein sanfter Spott.

Ich nahm den Eisenschimmel am Zügel, ging mit ihm zum Bürgermeister und musterte die Menge dabei mit dem stolzen Blick des Besitzers. Der Bürgermeister sah mir mit einem Nicken entgegen.

Ich holte tief Luft. »Ist der Wachtmeister hier?«

Der Bürgermeister hob die Augenbrauen, dann zuckte er mit den Schultern und zeigte vage auf die Menge. »Der dort drüben ist es. Allerdings war er schon zu drei Vierteln betrunken, als du mit den beiden Mädchen gekommen bist. Ich glaube nicht, dass er dir in seinem jetzigen Zustand viel nützen kann.«

»Hm«, meinte ich zögernd, »aber es muss mich doch wohl jemand einsperren, bis ihr den Richter in Temsford verständigt habt.« Ich machte eine Kopfbewegung zu einem kleinen, steinernen Gebäude in der Mitte des Dorfes.

Der Bürgermeister sah mich von der Seite an und runzelte die Stirn. »Willst du eingesperrt werden?«

»Eigentlich nicht«, gab ich zu.

»Du kannst kommen und gehen, wie es dir beliebt.«

»Das wird der Richter nicht gern hören«, sagte ich. »Und ich will nicht, dass wegen dem, was ich getan habe, noch jemand gegen das Eiserne Gesetz verstößt. Wer einem Mörder zur Flucht verhilft, kann dafür gehängt werden.«

Der Bürgermeister musterte mich eingehend. Sein Blick verweilte auf meinem Schwert und dem abgetragenen Leder meiner Stiefel. Ich spürte förmlich, wie er wahrnahm, dass ich keinerlei ernsthafte Verletzungen hatte, obwohl ich vor einigen Tagen ein halbes Dutzend bewaffnete Banditen getötet hatte.

»Du würdest also zulassen, dass wir dich einsperren?«, fragte er. »Einfach so?«

Ich zuckte mit den Schultern.

Er runzelte wieder die Stirn, dann schüttelte er den Kopf, als könnte er mich nicht verstehen. »Du bist sanft wie ein Lamm«, sagte er verwirrt. »Aber nein, ich will dich gar nicht einsperren. Du hast nur getan, was richtig war.«

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