Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Bredon sah gerade an den Wachen hinauf, als ich ihm aufmachte. »Weiter so, Jungs«, sagte er und klopfte der einen scherzhaft mit seinem Spazierstock an die Brust. Der silberne Wolfskopf schlug mit einem glockenähnlichen Klang an den Brustpanzer der Wache, und Bredon lächelte onkelhaft. »Wir fühlen uns alle sicherer, wenn ihr uns bewacht.«

Er schloss die Tür hinter sich und sah mich mit erhobenen Augenbrauen an. »Mein Gott, Junge, du steigst aber schnell auf. Ich wusste, dass du fest in der Gunst der Maer stehst, aber dass er dir jetzt auch noch zwei persönliche Leibwächter zuweist?« Er drückte die Hand ans Herz und seufzte dramatisch. »Bald wirst du zu beschäftigt sein, um noch Zeit für den armen, alten Bredon zu haben.«

Ich lächelte schwach. »Die Lage ist nicht ganz so einfach.« Ich hielt den hölzernen Ring hoch. »Ihr müsst mir sagen, was dieser Ring bedeutet.«

Bredons leutseliges Lächeln erlosch mit einem Mal, als hätte ich ein blutiges Messer gezogen. »Gütiger Himmel«, rief er. »Sag, dass du ihn von einem Bauern aus der Provinz bekommen hast, der noch im vergangenen Jahrhundert lebt.«

Ich schüttelte den Kopf und gab ihm den Ring.

Er drehte ihn in den Händen hin und her. »Meluan?«, fragte er leise. Er gab ihn mir zurück, sank in einen nahen Sessel und legte sich den Spazierstock über die Knie. Sein Gesicht hatte einen grauen Farbton angenommen. »Die neue Frau des Maer hat ihn dir geschickt? Als Einladung?«

»Nichts weniger als das«, erwiderte ich. »Sie hat auch einen charmanten Brief dazu geschrieben.« Ich hielt den Brief mit der anderen Hand hoch.

Bredon streckte die Hand aus. »Darf ich ihn lesen?«, fragte er, doch dann zog er die Hand rasch wieder zurück. »Verzeihung, was für eine unhöfliche Frage …«

»Aber Ihr könntet mir keinen größeren Gefallen tun«, erwiderte ich und drückte ihm den Brief in die Hand. »Ich muss unbedingt wissen, was Ihr davon haltet.«

Bredon nahm den Brief und begann zu lesen, wobei er die Lippen leicht bewegte. Je länger er las, desto blasser wurde er.

»Die Dame hat eine Begabung für geschliffene Formulierungen«, sagte ich.

»Unbestreitbar«, antwortete Bredon. »Sie hätte diesen Brief genauso gut mit Blut schreiben können.«

»Ich glaube, das hätte sie gerne getan. Aber für die zweite Seite hätte sie sich umbringen müssen.« Ich hielt ihm die Seite hin.

Bredon nahm sie und las weiter. Er wurde noch bleicher. »Gütiger Gott«, murmelte er. »Gibt es das Wort ›Exkreszenz‹ überhaupt?«

Ich nickte.

Bredon las die zweite Seite zu Ende, kehrte zum Anfang zurück und las den Brief langsam ein zweites Mal. Endlich blickte er auf. »Wenn es eine Frau gäbe, die mich auch nur mit einem Zehntel der Leidenschaft liebte, mit der diese Frau dich hasst, würde ich mich für den glücklichsten Menschen halten.«

»Was bedeutet der?« Ich hielt den Ring hoch. Er roch nach Rauch. Meluan hatte ihren Namen wohl erst an diesem Morgen in das Holz gebrannt.

»Von einem Bauern?« Bredon zuckte mit den Schultern. »Alles mögliche. Es hängt vom Holz ab. Aber in diesem Fall? Von einer adligen Dame?« Er schüttelte den Kopf, offenbar um Worte verlegen.

»Ich dachte, es gäbe am Hof nur drei Arten von Ringen«, sagte ich.

»Nur drei, die man verwendet«, erwiderte Bredon. »Die man sich schickt und zur Schau stellt. Früher ließ man mit einem hölzernen Ring Diener kommen. Aber das ist lange her. Später galt es als schreckliche Kränkung, jemandem bei Hof einen solchen Ring zu schicken.«

»Mit einer Kränkung kann ich leben«, sagte ich erleichtert. »Mich haben schon Bessere gekränkt als Meluan.«

»Aber das ist auch schon hundert Jahre her«, wandte Bredon ein. »Inzwischen gilt es nicht mehr. Sobald nämlich die hölzernen Ringe als Kränkung galten, fühlten sich auch einige Diener durch sie gekränkt. Niemand will aber seinen Stallmeister kränken, also schickt man ihm keinen hölzernen Ring. Wenn aber er keinen mehr bekommt, dann ist auch dein Schneider durch einen solchen Ring gekränkt.«

Ich sagte nachdenklich: »Und so weiter, bis zuletzt alle gekränkt sind.«

Bredon nickte. »Ein kluger Mensch hält sich seine Diener gewogen. Sogar der Bote, der dir das Essen bringt, kann einen Groll gegen dich hegen, und noch dem geringsten Diener stehen tausend unsichtbare Möglichkeiten der Rache zur Verfügung. Hölzerne Ringe werden inzwischen überhaupt nicht mehr verwendet. Wahrscheinlich wären sie vollkommen vergessen, wenn sie nicht in einigen Theaterstücken noch eine Rolle spielten.«

Ich betrachtete den Ring. »Ich bin also weniger wert als der Diener, der die Nachttöpfe leert.«

Bredon räusperte sich verlegen. »Sogar viel weniger.« Er zeigte auf den Ring. »In ihren Augen bist du nicht einmal eine Person und verdienst es nicht, Mensch genannt zu werden.«

»Aha«, sagte ich. »So ist das also.«

Ich steckte mir den Ring auf den Finger und ballte die Hand zur Faust. Er passte übrigens gut.

»Man trägt so einen Ring nicht«, sagte Bredon unbehaglich. »Ganz im Gegenteil.« Er sah mich neugierig an. »Du hast Alverons Ring wahrscheinlich nicht mehr?«

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