Ich hörte auf zu lesen, stand auf und öffnete die Tür zu meinen Räumen. Im Gang draußen salutierten zwei von Alverons Wachen.
»Herr?«, fragte der eine, als er mich in halb angekleidetem Zustand sah.
»Ich wollte nur etwas nachsehen«, sagte ich und schloss die Tür wieder.
Ich kehrte an meinen Platz zurück und nahm den Brief erneut zur Hand.
Ich saß einige lange Minuten nur da und beobachtete die Vögel, die im Garten vor meinem Fenster hin und her flogen. Der weitere Inhalt der Schreiben entsprach genau der Ankündigung Alverons. Die Anweisung war ein Kunstwerk, unterzeichnet und an vier Stellen gesiegelt von Alveron und seinem Schatzkanzler.
Das Berechtigungsschreiben war fast noch schöner anzusehen. Es war auf feinstes, cremeweißes Pergament geschrieben, vom Maer persönlich unterzeichnet und trug sein persönliches Siegel und sein Familiensiegel.
Doch begründete es kein Verhältnis zu Alveron als meinem Schirmherrn. Ich las es sorgfältig durch. Aus verschiedenen Auslassungen ging deutlich hervor, dass ich nicht in den Diensten des Maer stand und wir einander in keiner Weise verpflichtet waren. Trotzdem garantierte es mir das Recht, unter seinem Namen ungehindert zu reisen und aufzutreten.
Ich hatte mich gerade fertig angekleidet, da klopfte es erneut an der Tür. Ich seufzte, halb in der Erwartung, weitere Wachen vorzufinden, die mich aus meinen Räumen scheuchen wollten.
Doch vor der Tür stand erneut ein Bote mit einem Brief auf einem silbernen Tablett. Diesmal trug der Brief das Siegel der Lackless. Daneben lag ein Ring. Ich nahm ihn und drehte ihn erstaunt hin und her. Er bestand nicht aus Eisen, wie ich erwartet hatte, sondern aus einem hellen Holz. Seitlich war in groben Buchstaben Meluans Name eingebrannt.
Ich bemerkte, dass der Laufbote mit aufgerissenen Augen zwischen dem Ring und mir hin und her sah. Noch auffälliger war, dass die Wachen den Ring nicht ansahen, ganz absichtlich nicht. Es war die Art von Nichthinsehen, wie wenn einen etwas ganz besonders interessiert.
Ich gab dem Boten meinen silbernen Ring. »Bring den zu Bredon«, sagte ich. »Aber beeil dich.«