Lucan beugte sich über Gabrielles matt daliegende Gestalt und schob sanft die prächtigen roten Wellen beiseite, die ihren Hals verdeckten. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und drängte ihn, seinen brennenden Durst zu stillen. Nur einen Schluck, nicht mehr. Nur Genuss. Er näherte sich ihr mit geöffnetem Mund, ihr berauschender weiblicher Duft überschwemmte seine Sinne. Dann drückte er seine Lippen in ihre Halsbeuge, dort, wo der Puls pochte. Seine Fangzähne streiften die samtige Weiche ihrer Kehle, auch sie pulsierten nun, ebenso wie ein anderer fordernder Teil seines Körpers.
Und in dem Augenblick, als seine scharfen Zähne ihre zarte Haut durchdringen wollten, fiel sein Blick auf ein winziges Muttermal direkt hinter Gabrielles Ohr.
Das kaum sichtbare kleine Zeichen einer Träne, die in die Wiege eines zunehmenden Mondes fiel, ließ Lucan schockiert zurückzucken. Das Symbol, das bei menschlichen Frauen so selten vorkam, konnte bloß eines bedeuten …
Er trat von dem Bett zurück, als habe er sich verbrannt, und zischte einen wilden Fluch in die Dunkelheit. Der Hunger nach Gabrielle pochte noch immer in ihm, auch wenn er in Gedanken schon mit den Konsequenzen dessen haderte, was er ihnen beiden beinahe angetan hätte.
Gabrielle Maxwell war eine Stammesgefährtin, ein Mensch, dessen Blut und Gene einzigartig waren und diejenigen seiner Rasse ergänzten. Gabrielle und die wenigen anderen Frauen wie sie waren die Königinnen unter den menschlichen Frauen. Für das Volk der Vampire, das nur aus Männern bestand, war eine Frau wie sie eine verehrte Göttin, Lebensspenderin, dazu bestimmt, sich im Blut mit ihnen zu verbinden und die Nachkommen einer neuen Generation von Vampiren zur Welt zu bringen.
Und in seinem rücksichtslosen Verlangen, von ihr zu kosten, hätte Lucan beinahe selbst Anspruch auf sie erhoben.
Gabrielle konnte die erotischen Träume, die sie in ihrem Leben bisher gehabt hatte, an einer Hand abzählen, aber noch nie hatte sie etwas erlebt, das so heiß – um nicht zu sagen so
Sein Mund war pure Hitze gewesen, die jeden Zentimeter ihrer Haut versengt hatte und an ihr geleckt hatte wie eine unsichtbare Flamme.
Sie hatte sich unter seiner geschickten Zunge gewunden und gewimmert, sich bereitwillig einer Qual unterworfen, von der sie gehofft hatte, dass sie nie ein Ende haben würde. Aber es hatte geendet, viel zu schnell. Gabrielle war aufgewacht und hatte allein in der Dunkelheit in ihrem Bett gelegen, Lucans Namen gekeucht, während ihr Körper erschöpft und kraftlos dagelegen und sich nach mehr gesehnt hatte.
Noch immer war sie von dieser Sehnsucht erfüllt, und das machte ihr sogar noch mehr zu schaffen als die Tatsache, dass der mysteriöse Detective Thorne sie am Abend zuvor versetzt hatte.
Nicht dass sie in seinem Angebot, am Abend zu ihr zu kommen, so etwas wie eine Verabredung gesehen hatte, aber sie hatte sich darauf gefreut, ihn wiederzusehen. Sie wollte mehr über ihn wissen, war fasziniert davon, wie er sie offenbar auf den ersten Blick durchschauen, in ihr Innerstes blicken konnte. Natürlich wollte sie auch mehr darüber erfahren, was in jener Nacht vor dem Club wirklich passiert war, doch hoffte sie auch auf einen Abend mit Lucan, ein Gespräch, vielleicht bei einem Essen und einem Glas Wein. Dass sie sich zweimal die Beine rasiert hatte und aufregende schwarze Unterwäsche unter der Seidenbluse mit den langen Ärmeln sowie eine schicke dunkle Jeans trug, war reiner Zufall.
Gabrielle hatte bis weit nach neun Uhr auf ihn gewartet. Schließlich hatte sie es aufgegeben und Jamie angerufen, um zu hören, ob er in der Stadt mit ihr essen gehen wollte.
Nun saßen sie im Bistro
„Nein, es ist hervorragend. Das Essen ist hier immer unglaublich gut.“
„Also liegt es bloß an deiner nervenden Begleitung?“
Sie blickte ihn überrascht an und schüttelte den Kopf. „Überhaupt nicht. Du bist mein bester Freund, das weißt du.“