Читаем 0196951001361827419 adrian lara - midnight breed 01 полностью

„Wahrscheinlich waren es bloß jugendliche Unruhestifter“, meinte Megan, die neben Gabrielle auf dem Sofa saß.

Gabrielle nickte unverbindlich zum Beschwichtigungsversuch ihrer Freundin, aber sie glaubte kein Wort davon.

Das war Lucan gewesen.

Sie hatte ihn draußen gespürt, mit einem inneren Sinn, den sie nicht beschreiben konnte. Es lag keine Angst oder Furcht darin, nur eine tiefe Gewissheit, dass er ganz in der Nähe war.

Dass er sie brauchte.

Sich nach ihr sehnte.

Großer Gott, sie hatte wahrhaftig gehofft, dass er an die Tür kam, sie hier rausholte und ihr half, das Grauen zu verstehen, das sie vorhin erlebt hatte.

Aber jetzt war er weg. Sie spürte seine Abwesenheit so deutlich, wie sie gefühlt hatte, dass er ihr zu Megan gefolgt war.

„Ist dir warm genug, Gabby? Möchtest du noch Tee?“

„Nein, danke.“

Gabrielle hielt sich mit beiden Händen an dem lauwarmen Becher Kamillentee fest und fühlte eine Kälte in ihrem Innern, die weder Decken noch heißes Wasser vertreiben konnten. Ihr Herz schlug noch immer wie rasend, und in ihrem Kopf drehte sich alles vor Verwirrung und Fassungslosigkeit.

Lucan hatte dem Kerl die Kehle aufgeschlitzt.

Mit den Zähnen.

Er hatte seinen Mund auf die Wunde gelegt und das Blut getrunken, das ihm übers Gesicht gesprudelt war.

Er war ein Ungeheuer, direkt aus einem Albtraum. Wie diese Teufel, die den Punk beim Nachtclub getötet hatten – was inzwischen so weit zurückzuliegen schien, dass es kaum noch wahr war.

Aber es war geschehen, genau wie das Blutbad heute Nacht, nur dass diesmal Lucan beteiligt war.

Gabrielle hatte sich aus Verzweiflung zu Megan geflüchtet. Sie brauchte eine vertraute Umgebung, hatte aber Angst, ihre eigene Wohnung aufzusuchen – falls Lucans Freund dort auf sie wartete, wie er es ihr angekündigt hatte. Megan und ihrem Freund Ray hatte sie erzählt, dass sie auf der Straße von dem Psychopathen aus der Polizeiwache belästigt worden war. Sie hatte auch erwähnt, dass er ihr bereits einige Tage zuvor nachgestellt hatte und dass er heute mit einer Waffe in der Hand auf sie losgegangen war.

Sie war nicht sicher, warum sie Lucan ganz aus der Geschichte herausgehalten hatte, obwohl er eine so wichtige Rolle darin spielte. Vermutlich lag es teilweise daran, dass er ungeachtet seiner Methoden heute Nacht getötet hatte, um sie zu schützen. Sie fühlte sich spontan gehalten, ihm die gleiche Rücksichtnahme zu erweisen.

Selbst wenn er ein Vampir war.

Gott, es klang lächerlich, dieses Wort auch nur zu denken.

„Gabby, mein Schatz. Du musst melden, was passiert ist. Es klingt ernstlich danach, als sei der Kerl verrückt. Die Polizei muss davon erfahren, sie müssen ihn aus dem Verkehr ziehen. Ray und ich können dich hinbringen. Wir machen uns auf in die Innenstadt und besuchen deinen Freund, den Kriminalbeamten –“

„Nein.“ Gabrielle schüttelte den Kopf und stellte ihren kalten Tee auf den Couchtisch, wobei ihre Hände nur ganz leicht zitterten. „Ich will heute Nacht nirgends mehr hin. Bitte, Megan. Ich brauche nur ein bisschen Ruhe. Ich bin so müde.“

Megan ergriff Gabrielles Hand und drückte sie sanft. „Na, gut. Ich hole dir ein Kissen und noch eine Decke. Du musst nirgendwohin, wenn du nicht dazu bereit bist, meine Süße. Ich bin nur froh, dass du unversehrt bist.“

„Du kannst von Glück sagen, dass du entkommen bist“, warf Ray ein, als Megan Gabrielles Becher nahm und in die Küche brachte, um dann auf einen Wäscheschrank am Ende des Flurs zuzusteuern. „Jemand anders hat vielleicht nicht so viel Glück. Nun, ich bin nicht im Dienst, und du bist Megs Freundin, also werde ich dich nicht zwingen, aber du hast die Pflicht, den Kerl anzuzeigen. Bei dem, was er heute Nacht getan hat, sollte er nicht ungeschoren davonkommen.“

„Er wird niemandem mehr etwas tun“, flüsterte Gabrielle. Zwar sprachen sie die ganze Zeit über den Kerl, der sie mit der Waffe bedroht hatte, aber sie wurde den Gedanken nicht los, dass sie fast dasselbe auch über Lucan hätten sagen können.

Er konnte sich nicht erinnern, wie er zum Quartier zurückgekommen war oder wie lange er schon hier war. Wenn er zum Anhaltspunkt nahm, wie sehr er im Waffenraum der Trainingsanlage ins Schwitzen gekommen war, mussten es Stunden gewesen sein.

Der Raum war düster, da Lucan gar nicht erst Licht gemacht hatte. Seine Augen taten ihm auch in der Dunkelheit schon weh genug. Alles, was er brauchte, war das Schmerzen seiner Muskeln, die er zu unablässiger Anstrengung zwang. Sinn der Übung war, die Kontrolle über seinen Körper wiederzuerlangen, während sein Organismus langsam runterkam. Er war der Blutgier gefährlich nahe gekommen.

Lucan griff nach einem der Dolche auf dem Tisch neben ihm, und seine Finger strichen über die rasiermesserscharfe Schneide. Er drehte sich, bis der lange, schmale Zielübungs-Gang der Trainingsanlage vor ihm lag. Das Ziel am Ende dieser Strecke konnte er nur erspüren, doch als er die Klinge in die Dunkelheit schickte, meldete ihm der harte Knall einen Volltreffer genau ins Zentrum der Scheibe.

„Ja, zum Teufel“, murmelte er ins Dunkel.

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