Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Chase. Na, toll. Dante fiel niemand ein, den er jetzt so ungern sehen wollte. Er war von dem, was er tat – und was er empfand –, viel zu sehr in Anspruch genommen, um sich jetzt unterbrechen zu lassen. Schon gar nicht durch den Ex-Agenten aus dem Dunklen Hafen. Er hatte gehofft, der Mistkerl hätte das Anwesen längst wieder verlassen und wäre dahin zurückgegangen, wo er herkam – vorzugsweise nachdem er Lucans Schuhe Größe achtundvierzig in den Arsch bekommen hatte. Andererseits mochte Lucan dieses Privileg für Dante reserviert haben.

„Raus hier“, knurrte er.

„Trinkt sie überhaupt?“

Leise und giftig erwiderte Dante: „Welchen Teil von ,Raus hier‘ hast du nicht verstanden, Harvard? Ich kann im Moment kein Publikum gebrauchen, und ganz sicher brauche ich nichts von deinem Gewäsch.“

Er presste sein Handgelenk wieder gegen Tess’ Lippen und schob sie mit den Fingern leicht auseinander in der Hoffnung, sie würde mit sanfter Gewalt ein wenig von seinem Blut aufnehmen. Es funktionierte nicht. Dantes Augen schmerzten, als er sie ansah. Er fühlte, wie etwas Feuchtes seine Wangen hinablief. Schmeckte das Salz von Tränen, die seine Mundwinkel streiften.

„Scheiße“, brummte er und wischte sich in einer Mischung aus Verwirrung und Verzweiflung das Gesicht an der Schulter ab.

Er hörte, wie Schritte sich dem Bett näherten; spürte, wie die Luft sich bewegte, als Chase eine Hand ausstreckte. „Es könnte besser gehen, wenn du ihren Kopf neigst, etwa so …“

„Fass sie nicht an!“ Dante erkannte seine Stimme selbst kaum wieder, so viel Gift und tödliche Warnung lagen darin. Er fuhr herum und sah dem Agenten in die Augen, sein Blick war scharf und glühte, seine Fangzähne waren blitzartig ausgefahren.

Der wilde Beschützerdrang, der in ihm kochte, war erbittert und absolut tödlich. Chase verstand die Zeichen offensichtlich auf Anhieb. Er wich mit erhobenen Händen zurück. „Es tut mir leid. Ich wollte nichts Böses. Ich wollte nur helfen, Dante. Und um Verzeihung bitten.“

„Bemüh dich nicht.“ Er wandte sich wieder Tess zu, elend vor Sorge und dem heftigen Verlangen nach Ruhe. „Ich brauche überhaupt nichts von dir, Harvard – außer dass du endlich gehst.“

Ein langes Schweigen war die Antwort, und Dante fragte sich, ob sich der Agent tatsächlich davongeschlichen hatte. Doch so viel Glück hatte er nicht.

„Ich verstehe, wie du dich fühlst, Dante.“

„Ach tatsächlich.“

„Ich glaube schon, ja. Ich glaube, ich verstehe jetzt einige Dinge, die ich vorher nicht begriffen habe.“

„Tja, schön für dich. Verdammt toll für dich, Ex-Agent Chase. Schreib es doch auf, in einem deiner sinnlosen Berichte, vielleicht heften dir deine Kumpels aus den Dunklen Häfen zur Belobigung einen gottverdammten Orden an die Brust. Harvard hat tatsächlich mal was verstanden.“

Der Vampir lachte gequält, aber ohne Groll. „Ich hab’s vergeigt, ich weiß. Ich habe dich und die anderen belogen, und ich habe aus persönlichen, selbstsüchtigen Motiven die Mission gefährdet. Was ich getan habe, war falsch. Und ich will, dass du – ganz besonders du, Dante – weißt, dass es mir leidtut.“

Dantes Puls hämmerte vor Wut, sicher auch aus Sorge wegen Tess’ Zustand, aber er schlug trotzdem nicht wild auf Chase ein, auch wenn er nichts lieber als das getan hätte. Er vernahm die Reue in der Stimme des Mannes. Und er vernahm Demut und Bescheidenheit – Dinge, die bei Dante selbst eigentlich immer zu kurz gekommen waren. Bis jetzt. Bis Tess kam.

„Warum erzählst du mir das?“

„Ganz ehrlich? Weil ich sehe, wie du diese Frau liebst. Du liebst sie, und es ängstigt dich zu Tode. Du hast Angst, sie zu verlieren, und nun tust du alles Erdenkliche, um ihr beizustehen.“

„Ich würde für sie töten“, sagte Dante ruhig. „Ich würde für sie sterben.“

„Ja. Ich weiß das. Vielleicht siehst du jetzt, wie leicht es ist, zu lügen, zu betrügen oder gar deinen Lebenszweck aufzugeben, nur um ihr zu helfen – vielleicht würdest auch du alles tun, alles riskieren, jeden Preis zahlen, um sie vor weiterem Schmerz zu bewahren.“

Dante runzelte die Stirn, verdaute diese neue Erkenntnis und war mit einem Mal nicht mehr fähig, den Agenten mit Verachtung zu strafen. Er drehte sich um und sah ihn an. „Du hast gesagt, es gab nie eine Frau in deinem Leben, keine Familie, keine Verpflichtungen außer der Witwe deines Bruders …“

Chase lächelte schief. Sein Gesicht – verzerrt vor Elend und Sehnsucht – sagte alles. „Ihr Name ist Elise. Sie war heute Nacht dabei, als du mit Tegan kamst, um mich abzuholen.“

Er hätte es wissen müssen, hatte es auf irgendeiner Ebene auch geahnt. Als diese Frau nach draußen kam, war die giftige Reaktion von Chase unverhältnismäßig gewesen. Er hatte seine Zurückhaltung erst aufgegeben, als er dachte, dass ihr ein Leid geschehen könnte. Und er hatte dreingeschaut, als wollte er Tegan den Kopf abreißen, nur weil der die Frau festhielt. Das alles verriet einen beschützerischen Impuls, der weit über die simple Verteidigung seiner Sippe hinausging. Und nach Chase’ Leichenbittermiene zu urteilen, wurde seine Liebe nicht erwidert.

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